OSWALD BIEBER-SONDERRAUM DER STADT MÜNCHEN
Lebens- und Genußmittel. Man hat daher die Eckräume
des Vestibüls zur Einrichtung von Gaststuben benutzt.
Das Vestibül selbst, die Metzgergaststätte, die Kondi-
torei und die Bäckergaststube sind von Christian Hacker
entworfen und von den Kunstmalern Heubner und
Glaß mit Wandmalereien geschmückt. Der vierte Eck-
raum, der Zigarettenladen, stammt von Wiederanders,
die Ausmalung von Kunstmaler Schwarzer. Vielleicht
wäre es für den Gesamteindruck vorteilhaft gewesen,
wenn Hacker und Heubner allein die Verfügung über
das Ganze gehabt hätten. Das Vestibül enthält seiner
Bestimmung entsprechend nur wenig Schmuck. Der
Ausblick in die Eckräume soll für sich selbst wirken.
Die Wände bleiben ungegliedert, weiß. Wenn aber
die prächtigen, Irisch stilisierten Gittertore aus schwar-
zem Schmiedeeisen aufgeschlagen sind, bilden sie auf
den Pfeilern eine Art Täfelung, so daß sich die dunk-
lere Zone unten nachdrücklich von dem wesenlosen
Weiß der oberen zwei Drittel absondert. Oben bilden
vier silberne Kraniche, deren Schatten gespenstisch
über die Wand gewischt sind, den einzigen Schmuck.
Der Raum als Ganzes zentriert in einer Glasfontäne,
die von Hacker entworfen und von Glasermeister
Girant ausgeführt ist. Vier Spiegelglasscheiben fassen
einen Würfel von Wasser, aus dessen Mitte eine sil-
brige, venezianische Glas- und Wunderblume em-
porsteigt. Man genießt also die Lebendigkeit der Was-
serfläche, auf die Strahlen auffallen, in der Unteransicht
und kann sich davon überraschen lassen, daß die Blume
bald abgeknickt, bald verdoppelt erscheint. Das Ele-
ment als solches ist negiert. Statt dessen treibt man ein
fragwürdiges Spiel mit den Ergebnissen unserer natur-
wissenschaftlichen Empirie. Den Eingang zur Silber-
kuppel halte ich architektonisch und praktisch für
verfehlt. Er ist so wenig monumental behandelt, daß
man ihn für einen Ausgang hält, und er weist so
wenig auf das hin, was er birgt, daß die meisten Be-
sucher den Kuppelsaal gar nicht betreten. Wer es aber
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Lebens- und Genußmittel. Man hat daher die Eckräume
des Vestibüls zur Einrichtung von Gaststuben benutzt.
Das Vestibül selbst, die Metzgergaststätte, die Kondi-
torei und die Bäckergaststube sind von Christian Hacker
entworfen und von den Kunstmalern Heubner und
Glaß mit Wandmalereien geschmückt. Der vierte Eck-
raum, der Zigarettenladen, stammt von Wiederanders,
die Ausmalung von Kunstmaler Schwarzer. Vielleicht
wäre es für den Gesamteindruck vorteilhaft gewesen,
wenn Hacker und Heubner allein die Verfügung über
das Ganze gehabt hätten. Das Vestibül enthält seiner
Bestimmung entsprechend nur wenig Schmuck. Der
Ausblick in die Eckräume soll für sich selbst wirken.
Die Wände bleiben ungegliedert, weiß. Wenn aber
die prächtigen, Irisch stilisierten Gittertore aus schwar-
zem Schmiedeeisen aufgeschlagen sind, bilden sie auf
den Pfeilern eine Art Täfelung, so daß sich die dunk-
lere Zone unten nachdrücklich von dem wesenlosen
Weiß der oberen zwei Drittel absondert. Oben bilden
vier silberne Kraniche, deren Schatten gespenstisch
über die Wand gewischt sind, den einzigen Schmuck.
Der Raum als Ganzes zentriert in einer Glasfontäne,
die von Hacker entworfen und von Glasermeister
Girant ausgeführt ist. Vier Spiegelglasscheiben fassen
einen Würfel von Wasser, aus dessen Mitte eine sil-
brige, venezianische Glas- und Wunderblume em-
porsteigt. Man genießt also die Lebendigkeit der Was-
serfläche, auf die Strahlen auffallen, in der Unteransicht
und kann sich davon überraschen lassen, daß die Blume
bald abgeknickt, bald verdoppelt erscheint. Das Ele-
ment als solches ist negiert. Statt dessen treibt man ein
fragwürdiges Spiel mit den Ergebnissen unserer natur-
wissenschaftlichen Empirie. Den Eingang zur Silber-
kuppel halte ich architektonisch und praktisch für
verfehlt. Er ist so wenig monumental behandelt, daß
man ihn für einen Ausgang hält, und er weist so
wenig auf das hin, was er birgt, daß die meisten Be-
sucher den Kuppelsaal gar nicht betreten. Wer es aber
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