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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 77.1927

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Rose, Hans: Haus und Garten auf der Ausstellung "Das Bayerische Handwerk"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7094#0151

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STAATLICHE KUNSTGEWE R BESCHULE MÜNCHEN
KLASSEN NIEMEYER UND HILLERB RAND • TONGEFÄSSE

von normalem Format, sondern von einer gewissen
gesellschaftlichen Stattlichkeit zu bewohnen. Das Un-
originelle der Raumformen ist Absicht. Man will sich
von der Konvention nicht entfernen. Das ist eng-
lischer Stil, der überhaupt auf Schritt und Tritt spür-
bar wird. Rosenthal hat grundsätzlich von innen nach
außen gebaut. Die Räume sind hell belichtet, die
weiten Fensterflächen tief herabgezogen, so daß sich
über Veranda und Garten ein voller Ausblick ergibt.
In München war diese Liberalität der Fensteröff-
nungen zu keiner Zeit Sitte. Sie setzt ein milderes
Klima voraus. Auch die Möblierung des Hauses, die
von Ballin angefertigt ist, verläßt an keiner Stelle das
allgemein übliche und allgemein Passende. Sie ist
weder in der Form noch in der Farbe gerade für
dieses Haus erdacht worden. Ein Bauherr, der gute
Möbel mitbringt, könnte sie ruhig verwenden. Auf
diese Wände paßt so ziemlich alles, auch antikes
Mobiliar. Daß im übrigen die Nebenräume praktisch
und sparsam behandelt sind, versteht sich von selbst.
Rosenthal ist Meister in diesen Dingen. Wo irgend
tote Ecken sind, wird ein Wandschrank eingepaßt.
Auffallend sparsam geht man in allen neueren Häusern
mit den Treppen um. Das barocke Thema der Prunk-
treppe liegt uns heute so fern wie nur möglich. Infolge

der geringen Geschoßhöhen, die man zu verwenden
pflegt, stellt die Treppe auch technisch nur bescheidene
Ansprüche. Man beachte speziell, wie Rosenthal den
Treppenlauf abdeckt: die Decke ist so abgestuft, daß
im Obergeschoß im Badezimmer noch eine Sitzbank
ausgespart wird. Überhaupt möchte ich glauben, daß
das Rosenthal-Haus sich praktisch am besten bewirt-
schaften läßt. Er experimentiert nicht in diesen Dingen,
sondern der wirtschaftliche Komfort ist ihm, ebenso
wie der künstlerische, eine Angelegenheit der Er-
fahrung. Das Äußere hat sich, wie gesagt, nach dem
Inneren richten müssen. Es spiegelt sachlich die räum-
lichen Verhältnisse wider, d. h. es wirkt nicht eigent-
lich kubisch, sondern flach, elegant, geschliffen und
genau so weit gedehnt, wie das längliche Wohnzimmer
es verlangte. Auch außen starke englische Anklänge,
hauptsächlich in der Fensterform. Wenn das Haus in
Rohziegeln oder Klinkern ausgeführt wäre, wodurch
es sicher gewinnen würde, wäre der englische Stil
noch auffälliger. Vielleicht hat Rosenthal aus ähnlichen
Vorstellungen heraus dem Haus einen dunklen, terra-
kottafarbigen, ein wenig rostigen Anstrich gegeben.
Der Stauden- und Plattengarten, von Möhl & Schnitz-
lein ausgeführt, ist das Reizendste dieser Art, was es
auf der Ausstellung zu sehen gibt. Es zeigt sich, was

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