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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 77.1927

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Rose, Hans: Haus und Garten auf der Ausstellung "Das Bayerische Handwerk"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7094#0157

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GLASFABRIK TH ER ES IE NT AL ■ GESCHLIFFENES BUNTGLAS

der Glaswände an der Gartenseite — und sie liegen
sogar auffallend streng in der Fläche. Diese Eigenschaft
konnte allen drei Villen nachgerühmt werden. München
empfindet zu italienisch, um den ordnenden, erziehe-
rischen Wert der Symmetrie aus irgend einem
modischen Grund preiszugeben. Dagegen hat man dem
Neuen bedeutsame Zugeständnisse gemacht in bezug
auf die orientalischen Neigungen: Blendend weiße
Wände, kein Profil, scharfe Kanten, geschlossene
kubische Wirkung, kein Dach, sondern ein Söller,
dessen Terrakottaboden sehr merkwürdig gegen das
Schutzdach reflektiert. Bei strahlender Sonne bietet
das Haus ohne Zweifel Ansichten, mit denen sich das
Auge gern beschäftigt, zumal da sie uns in München
neu sind. Bei bedecktem Himmel wird die Sache
kritisch, im Winter ästhetisch unmöglich, und schließ-
lich fragt man sich, ob die Voraussetzungen für dieses
Bauen nicht doch fremdländische seien. Wenn der
Orient seine dicken Mauern aufschichtet, zum Schutz

gegen die Sonne, wenn er sie mit kleinen Luken un-
regelmäßig durchdringt, wenn er da und dort ein
frisches Ornament hinsetzt und in seinen Städten das
Kubische wechseln läßt mit der absoluten Rundform
seiner Kuppeln — dann ergibt sich ein Bild, mit dem
wir nicht wetteifern können. Das Innere ist leider
unausgebaut geblieben. Man hätte gern gesehen, wie
Lechner sich die Einrichtung gedacht hat. Daß aber
das Wesentliche der neueren Bauart erfaßt ist, erkennt
man dennoch: Das Haus wirkt als Künstlerhaus, und
die beiden Haupträume als erste Künstlerräume. Es
ist gelungen, die Atelierstimmung, die Weiträumig-
keit, das ungebrochene Licht für das Haus zu ge-
winnen, fraglos wichtige räumliche Werte, und muster-
haft schön ist das Zusammenstimmen der Wohnräume
mit dem Gärtchen. Die breiten, niedrig ansetzenden
Verglasungen — es sind eigentlich keine Fenster,
sondern Glaswände — sind so bemessen, daß sie bild-
mäßig das Gärtchen einrahmen, das seinerseits in

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