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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 79.1929

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Rückert, Otto: Malerhandwerk und Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.7096#0102
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so vorteilhaft in Erscheinung wie die anderer Schulen, deren Ausstellungsgegenstände auf Grund
der Werkstosfe von vorneherein bestechen. Auch ist es nicht möglich, das gesprochene Wort, das
den Unterricht erst lebendig werden läßt, irgendwie festzulegen. Die schulische Arbeit der Münche-
ner Berufsschule für das Malerhandvverk gliedert lieh in drei Erziehungskreise: in die Förderung
des Lehrlings in der Pflicht- und freiwilligen Schule, in die der Gehilfen und in die Schulung der
jungen Meister und solcher Gehilfen, die das Meistertum ernsthaft anstreben.
Die Lehrlingsschule hat die Aufgabe, dem jungen Menschen, der das Handwerk der Maler,
Lackierer oder Vergolder erlernt, neben der einwandfreien technischen Beherrschung solcher Ar-
beitsvorgänge, die in derMeisterlehre nur seiten vorkommen oder an die die Lehrlinge im prak-
tischen Leben aus bestimmten wirtsehaftlichen Gründen nicht herangelassen werden können, einen
Einblick in den Sinn und in die Aufgabe eines Handwerkes zu geben. Damit ist von selbst
erwiesen, daß die Schule nicht als eine Ergänzung, sondern als eine Steigerung der Meisterlehre
angesehen werden muß. Die schuliiche Förderung des Lehrlings erfolgt in der Schulwerkstätte
und im Rahmen des Gestaltungsunterrichts. Die Schulwerkstätte ist eine Neuerung, die sich dort,
wo sie ins Leben gerufen wurde, segensreich für das Handwerk und seinen Nachwuchs auswirkt.
Besonders stark äußert sich diese Wirkung hinsichtlich der Schüler der sog. freiwilligen Lehr-
lingsabteilung. Das Malerhandwerk ist, ähnlich wie alle anderen Bau- und Ausbaugewerbe ein
Saisonhandwerk, dessen Haupttätigkeit sich vornehmlidi auf die warme Jahreszeit beschränkt.
Da nun erfahrungsgemäß die Lehrlinge während der stillen Arbeitszeit mit wenig ersprießlichen
Arbeiten beschäftigt werden, wurde der Versuch gemacht, die in Frage kommenden jungen
Menschen in der Sdiule zu sammeln. Dieser Versuch, der im vollen Einverständnis mit der
Ortsinnung vorgenommen wurde, fiel hinsichtlich der Beteiligung und noch mehr hinsichtlich
der Erfolge durchaus befriedigend aus. Die freiwilligen Schüler besuchen von Oktober bis Ende
März die Anstalt und werden drei volle Tage mit je 8 Arbeitsstunden in der Werkstätte, zwei-
einhalb Tage mit Dingen des Gestaltungsunterrichts beschäftigt.


WERKBLATT FÜR DIE FARBIGE GESTALTUNG EINES LADENS / Wetkßätte Studientat Jaeget

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