füllt durch die dunkle Mauermasse, aus der sich das Fenster als ein Leuchtendes abhebt. Das
Glasfenster spannt die Fläche der Fensteröffnung zu. Es liegt in der Natur der Sache, daß auch
die einzelne Verbleiung, bei aller Unregelmäßigkeit etwas von der sich in zwei Dimensionen
erstreckenden Flächenhaftigkeit an sich habe. Nicht gut sind die heute beliebten, früher nie vor-
kommenden, länglich schmalen, radiant wie von einem Einschuß auseinanderfahrenden Splitter-
formen, auch nicht gut ist es, wenn ganze Bündel solcher spießiger Formen das Ganze sehräg
durchschneiden. Der Sinn der Tektonik, der ja auch jeden Teppich durchwaltet, wird am besten
gewahrt, wenn das ganze Fenster in kleinere regelmäßige Scheiben zerlegt wird, diese letzteren
dann in verschiedenformige Polygone, die sich quadratilchen oder rundlichen Formen nähern,
aufgeteilt werden. Wichtig ist eine gleichmäßige Verteilung der Verbleiung über das ganze hin,
nicht so, daß in willkürlicher Weise »engmaschige« und »weitmalchige« Anordnung wechselt.
Wenn alle diese Bedingungen erfüllt sind, dann ist das Enticheidende der Mut zu starken
Farben. Bei kleinen und kleinsten Scherben kommt dann das wunderfchöne tiefe Erglühen zu
Stande.
Wie so oft ist auch hier das billige der Feind des Guten. Die verblasenen hellen Töne, die
man schon das ganze iq. Jahrhundert aber auch heute noch häufig findet, sind eben ganz wesent-
lich billiger als das tiefe herrliche Blau und Rubinrot, die die ganze Schönheit, die ein Glas-
fenster haben kann, erst offenbaren. Nicht nur das billige, auch das technisch scheinbar voll-
kommenere ist häufig der Feind des Schönen. So haben Gläser mit unebener, buckliger Ober-
fläche eine viel reichere und lebhaftere Lichtbrechung als die scheinbar vollkommeneren mit
völlig planer Oberfläche.
Entwurs: Carl Exter jun. / Aussührung: van Treeck
160
Glasfenster spannt die Fläche der Fensteröffnung zu. Es liegt in der Natur der Sache, daß auch
die einzelne Verbleiung, bei aller Unregelmäßigkeit etwas von der sich in zwei Dimensionen
erstreckenden Flächenhaftigkeit an sich habe. Nicht gut sind die heute beliebten, früher nie vor-
kommenden, länglich schmalen, radiant wie von einem Einschuß auseinanderfahrenden Splitter-
formen, auch nicht gut ist es, wenn ganze Bündel solcher spießiger Formen das Ganze sehräg
durchschneiden. Der Sinn der Tektonik, der ja auch jeden Teppich durchwaltet, wird am besten
gewahrt, wenn das ganze Fenster in kleinere regelmäßige Scheiben zerlegt wird, diese letzteren
dann in verschiedenformige Polygone, die sich quadratilchen oder rundlichen Formen nähern,
aufgeteilt werden. Wichtig ist eine gleichmäßige Verteilung der Verbleiung über das ganze hin,
nicht so, daß in willkürlicher Weise »engmaschige« und »weitmalchige« Anordnung wechselt.
Wenn alle diese Bedingungen erfüllt sind, dann ist das Enticheidende der Mut zu starken
Farben. Bei kleinen und kleinsten Scherben kommt dann das wunderfchöne tiefe Erglühen zu
Stande.
Wie so oft ist auch hier das billige der Feind des Guten. Die verblasenen hellen Töne, die
man schon das ganze iq. Jahrhundert aber auch heute noch häufig findet, sind eben ganz wesent-
lich billiger als das tiefe herrliche Blau und Rubinrot, die die ganze Schönheit, die ein Glas-
fenster haben kann, erst offenbaren. Nicht nur das billige, auch das technisch scheinbar voll-
kommenere ist häufig der Feind des Schönen. So haben Gläser mit unebener, buckliger Ober-
fläche eine viel reichere und lebhaftere Lichtbrechung als die scheinbar vollkommeneren mit
völlig planer Oberfläche.
Entwurs: Carl Exter jun. / Aussührung: van Treeck
160