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Nro. 3.

K u n st -Blatt.

1817*

Eemähldesammluug Im Pallast Dorla zu Rom.

Von Karl Morgen st e r n.

(Forts etznug.)

In Absicht der historischen Gemählde zeigen sich
aus der altern Florentinischen Schule einige merkwürdige,
von Hrn. v. Ramdvhr übergegangene Stücke. Dahin
gehört vorzüglich Johanna von Arragomen, von Leonardo
da Vinci; in vielem ähnlich dem berühmten Biise Ra-
phael's, das jetzt rm liluse'e dlaxvlev!- ist, in Neben-
sachen etwas, im Stil bedeutend verschieden. Zu meiner
Verwunderung schweigt Ramdvhr ganz davon. Denn
unmöglich kann dock dieß in Rom mit Recht sehr hochge-
schätzte Werk gemeint sepn mit den Worten S. 123: „Ein
Weiberkopf, der nach Leonardo da Vinci kopirt zu
sepn scheint." — Ferner ein kleines Stück: Christus am
Kreuz. Dabey stehen die Madonna und Johannes; zwey
Engel aus den Wolken schauen zu. Man legt cs dem Mi-
chelangelo B u v n a r 0 t t i bey, wie auch der Verfasser
der Descriz. ragion. p. 10G thnr. Zu läugnen scheint we-
nigstens nicht, daß die Komposition in Michelangelo's
Geist ist, obwol der Christus edler sepn sollte. — Von ei-
nem Schüler Michelangelv's, Marcello Venusti
aus Mantua, ist Christus im Oelgarten betend, wahrend die
Jünger schlafen. — Nicht erwähnt ist von Hrn. v. Ram-
dvhr eine höchst interessante heil. Familie von Fra Bar-
t ol o me o, von welcher cs mir leid thut, daß ich sie nicht
zum zwepkenmal sah. Eine kurze Beschreibung derselben ist

in der Descriz. ragion. p. loo.

Für die Römische Schule aus ihrer schönsten Zeit ist eben
nichts Bedeuiendes. Denn eine Raphaelische heil. Fa-
milie, wo das stehende Christuskind den Johannes küssen
will, auch die Mutter stehend vorgestcllr worden, der heilige
Joseph aber in der Ferne vorübergehend, ist ohne Zweifel
nur Kopie, wie auch Herr v. Rahmdohr S. iZr annimmt.
So viel ich mich erinnere, befindet sich das Original in Frank-
reich, der Umriß auch in Landon's Oeuvre- äe Raphael.
— Von Baroccio ist außer einem kleinen Portrait ein
geistreich leicht behandelter Kopf da, den auch Ram dohr
S. 129 nennt. — Von Feti dann eine Halbfignr, Mag-
dalena mit dem Todtenkopfe, und bergt, m., wobep ich nicht
verweile.

Sehr reich dagegen sind die Lombardischen und die Bolog-
nesische Schule ausgestattet. Vom frühem Haupte der letz-

ter!,, Francesco Francia, ist ein Bild mittlerer Gro-
ße da, worauf Madonna, der Christknabe mit ein Paar
Kirschen, der heil. Bernhard und ein anderer Heiliger.
Ramdohr hat es nicht erwähnt; der Verfasserder Des-
criz. ragion. aber geht p. 98. wider seine Gewohnheit mit
bloßer Erwähnung flüchtig vorüber.

Bon den altern Mahlern zu Ferrara ist in der Gallerie
ein kleines Stück vom trefflichen Zeitgenossen Ariostv's,
D osso D o ssi: Christus im Tempel lehrend. Ein ziem-
lich ausführliches Urtheil darüber steht in der Descriz. ragion.
p. 35. Von Garofolo fand ich außer drep andern kleinern
Bildern ein großes: Besuch der heil. Elisabeth bey Maria:
das schönste, das ich noch von ihm sah. Auf Holz. An ei-
nem solchen Werk lernt man diesen ruhmwürdigen Meister
reckt hochachten. Eine etwas ausführlichere Nachricht von
diesem Bilde ist in der Descriz. ragion. p. 37. 38. Ra m-
dohr bat es mit Lob erwähnt. S. izi. Ich schätze aber
überhaupt diesen Meister (mit D e n 0 n in Paris) höher,
als R. gewöhnlich thut. Fiorillo in der Gesch. d. Mal.
1 B. S. 225. 226. hat ihm völlig Gerechrigkeic widerfah-
ren lassen. — Noch ist von ihm hier die Verlobung der heil.
Katharina, in welcher der Verfasser der Descriz. ragion.
p. 93. wohl nicht mit Unrecht an der Architektur Fehler wi-
der die Perspektive findet. — Auch noch ein größeres Bild
auf Holz: der heil. Franziskus, Joseph, Magdalena und
Johannes der Täufer als Kind bey der Geburt Christi. Jo-
seph ist eine vortreffliche Figur. Von Correggio ist eine
Skizze von einigen Figuren hier, merkwürdig zur Kenntniß
seiner Art und Kunst. Die Tugend soll eben gekrönt wer-
den von einer Viktoria ; hoher ist auch eine Fama. Zum
Theil erscheint noch die bloße Leinwand. Man sieht hier,
wie Correg io zum Untermahlen eine Farbe brauchte, die
er als Chiaroscuro behandelte, wie ich im Pariser liku-oe
Napoleon einen deutschen Künstler bepm Untermahlen
einer Kopie in Oe!von Raphael's JarJinicre auf gleiche
Weise einer braunen Farbe,sich bedienen sah. — R a m-
d o hr S. 123 redet ohne Grund sehr unbestimmt von die-
sem Stücke: „Ein allegorisches Süjet, (sagt er) welches
man schwerlich erklären wird" u. s. w. Eine genaue An-
zeige deö Inhalts s. in der Descriz. ragion. p. g5 — .97.

Von Correggiv's glücklichem Nachahmer Franc.
Mazzola, genannt u p«m>eggiani»o, ist eine heil. Fa-
milie nebst Engeln vorhanden, eine geistreiche Skizze. Sei-
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