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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 1817

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https://doi.org/10.11588/diglit.12992#0081
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Nro. 19.

Kunst-Blatt.

1 8 1 7*

Ueber dle i^uesilllung der Kunstwerke ben der

Akademie dcr Künste zu Dresden, im Jahr

1817.

Mein längerer Aufenthalt in Dresden, fast währenddes
ganzen dießjährigcn Sommers, reut mich nicht: außer dcr
stets neue Reize dielenden herrlichen Narur in den Umgebun-
gen dieser Stadt, habe ich auch reiches Wissen, regen Kunst-
sinn und wackre Künstler kennen gelernt, und von den letz-
tern de »den gibt die dießiahrigc Ausstellung, so sehr sie
auch am Interesse dcr vorjährigen nachstehen soll, viele Be-
weise. Ich theile Ihnen offen mit, was ich zu mir selbst,
bepm Herumwandeln in den gut gelegenen Sälen, in denen
sie aufgestellt ist, gesagt habe, bedauernd, daß der wir ge-
gebene Raum mich nöthigt, so Vieles unerwähnt zu lassen,
das in beschränkterer Beziehung mich anzog, und Anderes nur
summarisch zu behandeln.

Im Saal des Eingangs zogen mich vorzüglich die kleinen
Blätter von dem braven Kupferstecher Veith an. Sie
sind ungemein zart behandelt, und bezeichnen den höchst
verdienstvollen Künstler. Ich lernte den bescheidenen Künst-
ler persönlich kennen. Er hat jetzt Hoffnung, ein großes,
seinen Kräften und Gefühl angemessenes Blatt nach einer
dcr schönsten Landschaften in hiesiger Gallerte zu stechen,
und seine Kunst verdient bep einem solchen Unternehmen
von Zeitgenossen und Kennern unterstützt zu werden, da
mau sich etwas ganz Vorzügliches davon versprechen kann.

Die Landschaften von dem jüngern Grass, Sohn des
berühmten Portraitmahlcrs, welche einige Aussichten in der
Gegend Roms und eine bep Schandau in Dresdens Nahe
wiedcrgeben, haben in ihren Fernen treue Wahrheit; die
Mittel-und Vordergründe scheinen diese Eigenschaft weniger
zu besitzen, doch ist sein Talent schätzenswerth. — Von Eu-
sebius Fab er sind zwey kleine niedliche Landschaften in
freundlichem Tone vorhanden, größere von Traugott
Faber, die au» nicht ohne Verdienst sind. — Mit vie-
lem Zartgefühl ist von Gc vrgi, in der Gegend um Leip-
zig wohnend, ein Kind in Vogels Manier gearbeitet, wel-
ches ihm sehr zum Lobe gereicht, und, wenn epk.auf diesem
Wege fortgebt, ohne sich zu sehr in das Unbestimmte zu .
verlieren, für die Zukunft noch manches Gute verspricht.—
Pastell-Mahlerep hat blos Milde gegeben. ZweyKopieen
nach der Gallerie. — In Blumen- und Frucht-Mahle-

rev zeichnen sich Friedrich und Dem. Richter auö. —
In den kvlorirtcn Zeichnungen, welche Opitz zu Fr.
Kinds V and» k ansgestellt hat, vermisst man die Lebendig-
keit und das rege Gefühl, die desselben Künstlers vorjähri-
ge Blätter ausgezeichnet haben sollen, welche Pariser Ko-
stüme darstellten. — Das zweyte Zimmer enthält zuerst
Arbeiten aus der Meisner Zeichnenschule, dann die der
Schüler der Leipziger Kunst-Akademie. — Ein Kniestück
in Lebensgröße vom Hofschauspicler Geyer ist für einen
Dilettanten sehr gut gearbeitet und hat manches Verdienst-
liche, nur wäre mehr Studium dcr einzelnen Theile und
in den Nebensachen etwas mehr Fleiß zu wünschen. — Die
Meisner Porzellan-Mahlerep gehr ihren belobten Gang fort,
undhatbesonders in den Formen der Gefäße wesentliche Ver-
besserungen erhalten.

Etwas verlegen bin ich, was ich über die bepden Arbek-
ten von Julius Schnorr sagen soll. Das eine Gemahl-
de stellt den Besuch Zacharias und der Elisabeth bep der
Madonna mit dem Christkinde und Joseph vor, das andre
den sechsten Kampf der Christen und Heyden nach dem ra-
senden Roland Ariost's. Agramanto, Gradasso und Sobri-
no kämpfen mit Rolando, Brandimarte und Oliviero.

Daß die altdeutsche Schule in diesem so wie in jegiem
atlmet, lehrt der erste Anblick, und es versteht sich als»
von selbst, daß die Ueberschätzcr dieses Styls tausend Schön-
heiten darin zu entdecken wisse», die diejenigen, welche dem
höhern und reinen italienischen Style den Vorzug geben,
nun freylich nicht zu finden verstehn. Aber auch diese wer-
den, wenn sie billig sind, dem Fleiße wie dem Talente des
jungen Künstlers volle Gerechtigkeit widerfahren lassen, und
nur wünschen, daß er das recht beherzigen möge, was Goethe,
der früher von manchem Kunstjünger leider so übel verstan-
den worden ist, über diesen Abweg der Kunst in der treffli-
chen Abhandlung im atcu Theile seiner Kunst und Natur
am Rhein und Main sagt, um mit dem vielen Braven und
Schönen, das offenbar in ihm liegt, zu einer Vollkommen-
heit zu gelangen, der er gewiß recht bald nahe kommen
wird, wenn er nicht absichtlich einen Weg einschlägt, der
ihn vielleicht nie, oder wenigstens sehr spat, dahin führt.

Tischbein hat in seiner Madonna mit dem Kinde sich
ebenso der alt-italienischen Schule zuzuneigen gesucht, ohne
jedoch die Fülle des Talents zu perrathen, welche Schnorr
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