Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

DOI Artikel:
Galland, Georg: Bartholomäus Eggers: Urkundliches zu seiner Berliner Thätigkeit
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0047

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
83

Bartholomäus Eggers.

84

wir nuhn in durchsehung der dabey gefügten Rech-
nung so viel befunden,*dass derselbe alles über die
maassen hoch angesetzet, So wollen dennocb Euer
Liebd. mit demselben über dasjenige, was er etwa
aUbereits darauff empfangen oder Ihm noch restiren
möchte, liquidiren, femer auffs genaueste wegen der
Verfertigten arbeitt mit demselben (verhandeln, Vndt
darauff dasjenige, was liquid Vndt billig aus Vnserm
Zoll gefällig zahlen zu lassen, Vnd Wollen Wir Eu.
Lieb, fernere Berichte, wie Hoch die forderung be-
handelt, erwarten. Vndt verbleiben deroselben etc. —
Gegeb. Königs Perg etc."

Aus einem zweiten kurfürstlichen Handschreiben
vom 7- Januar 1664 geht hervor, dass die Einigung
mit dem Künstler inzwischen noch nicht erfolgt war:
„Unser Hochwürdiger etc. E. L. schreiben Vom
4. Dec. wegen des Bildthawers zu Amsterdam Bar-
tholomai Eggers haben wir woll erhalten, Zweifeln
auch nicht, es werde E. L. Unser iüngsthin dieses j
postul. (?) halber an dieselbe abgelassenes schreiben
gleicher gestalt woll eingeliefert sein, und weil es
Zu Vnserem sonderlichen despect gereichen würde,
wofern Ihm nicht schleunige Zahlung widerfahre und j
er dadurch die arbeitt Zu Verkauffen Veranlasset j
werden solde, alss ersuchen Wir E. L. nochmahl
Erkenntlich die gewisse und ohnfehlbare anstalt bey
der Cammer Zu thun, damit vorsteh. Bildhawer ohne
eintzigen ferneren Vertzug befriediget und nicht
langer auffgehalteu werden möge. Dero etc. Geb.
Coeln (a. d. Spree) etc."

Um welche Skulpturen es sich in diesen beiden
kurfürstlichen Briefen handelt, vermögen wir nicht
einmal vermutungsweise anzugeben.

Eine Zeitlang enthalten die brandenburgischen
Urkunden nichts über den Meister. In diese Zwi-
schenzeit (ca. 1665—1680) fällt seine uns ebenfalls
nur in Umrissen bekannte holländische Thätigkeit,
von welcher sich Näheres in meiner Geschichte der
Holländischen Baukunst und Bildnerei (p. 357—359)
findet. In seinen holländischen Arbeiten (Grabmal
Wassenaar-Obdam, Haag 1667; Statue zu Midwolde
1669; Waagrelief zu Gcuda 1669; Büste Munters,
Amsterdam 1673) enthüllt sich uns Eggers Kunst,
die bei sichtlicher Verwandtschaft mit der gleich-
zeitigen französischen Barockskulptur dennoch
etwas spezifisch Holländisches in der derben, wenig
geschmack- und schwungvollen Formenbehandlung
besitzt. Zuletzt artete letztere ganz in Manierismus
aus. Deshalb kann man Eggers, trotzdem manche
seiner Werke z. ß. einzelne der unten erwähnten
historischen Figuren brandenburgischer Kurfürsten

originelle Auffassung verraten, nicht auf eine Stufe
mit so feinsinnigen geistvollen Plastikern wie Quel-
linus d. ä. und Rombout Verhulst stellen. Die flan-
drische Richtung dieser Meister wurzelt offenbar in
der Schule Jan van Bolognas, deren Einfluss ausser-
ordentlich nachhaltig gewesen ist. Verhulst und
Eggers kann man in ihrem Gegensatz am besten an
dem schönen Midwolder Grabmal (Zeitschrift f. B.
Kunst 1883, p. 99, Holzschnitt) studiren.

Nach Nicolai soll Eggers im Jahre 1680, auf
Veranlassung des holländischen Baumeisters M. M.
Smids in Berlin, für das kurfürstliche Schloss vier
Kinderfiguren aus Marmor ausgeführt haben. Doch
scheint mir das in einer Verfügung des Kurfürsten
vom 5. Juni 1680 erwähnte Honorar auf grössere
Arbeiten hinzudeuten. Möglicherweise entstand da:
mals auch jener „Raub der Proserpina" mit ca. %
lebensgrossen Figuren, eine Gruppe, die früher in
der Bildergalerie des Schlosses gestanden haben soll.
Die Verfügimg lautet nach einem Konzept im Kgl.
Geh. Staatsarchiv:

„Se. Churfst. Durchl. zu Brandenburg. Vnser
Gdst. Herr, remittiren dieses an den Raht und Ge-
heimen Kämmerer Hauptm. Sigissmund Hyderkampf
Gdst. befehlend, dem Bildthawer Zu Ambsterdam
Bartholomäus Eggers wegen Verfertigung der hier-
auf erwähnten Marmorssteinernen Bilder, diese hier
(mit) in drey gedachten Terminen, alss auf Jeden
866 Thlr. 10 Gr., so wie sie specificiret, an gutem
Reichs oder holländischen Gelde gegen seine Quit-
tung, auszuzahlen: Vierhundert Rthlr. aber, so ihm,
Eggers, auf abschlag des ersten Termines gezahlet
Zu decortiren, sich aber auch vorher erkundigen, ob
Eggers auch dem Contract eingenügen thut. Signa-
tum Potztam 5 Juny 1680."

In der Folge fand der Bau des sog. Alabaster-
saales im Berliner Schlosse statt, und zur Aus-
schmückung dieses Saales wurden die später nach
dem sog. Weissen Saale übergeführten Kurfürsten-
statuen bei Eggers in Amsterdam bestellt. Ein teil-
weise unleserliches kurfürstliches Handschreiben an
den Kommissar Rombswinkel zu Amsterdam lautet:

„Etc. Lieber getreuer. Demnach wir mit Eggerss
| in Ambsterdam über 11 Statuen einen gewissen Con-
tract ausgerichtet und derselbe Unss bey Unseriger
| an Wesenheit Unterthänigst Zu verrathen gegeben,
dass 8 stück derselben Zur abliefferang fertig . . .
! So haben wir demselben sogleich 600 Rthlr. alliier
durch Unsern ... Regierungsrath ... und Envoye
Extraordinarii . . . machen lassen, dass der Rest ad
! 2109 Thlr. 9 Gr. ebenfalls sorgsambst erleget und
 
Annotationen