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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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Galland, Georg: Bartholomäus Eggers: Urkundliches zu seiner Berliner Thätigkeit
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Bücherschau / Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0049

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87

Bücherschau.

88

befand sich Eggers nicht mehr nnter den Lebenden.
Er war in Amsterdam gestorben; etwas Genaues müssten
die dortigen Kirchenbücher ergeben. Sein Berliner
Aufenthalt war bloss ein vorübergehender und durch
den unvorhergesehenen Thronwechsel ausgedehnt
worden. Aus dem Umstand, dass der Kurfürst in
jenem Jahre die Modelle zu den letzterwähnten
Statuen aus der Nachlassenschaft des Meisters for-
derte*), wozu er nicht eigentlich berechtigt war.
vor allem aber aus der für Eggers entschieden zu
geringen Qualität des zwölften Kurfürsten und der
sog. vier Kaiser, die am Treppenhause neben dem j
Weissen Saale stehen, glaube ich folgern zu dürfen,
dass der Meister diese Arbeiten noch unvollendet
hinterlassen hatte. Eggers wird einige Zeit nach
seiner Rückkehr aus Berlin erkrankt und so an der
Erfüllung seines Kontraktes verhindert worden sein.
Am schwächsten erscheint mir die Statue Konstan-
tins und die Figur Friedrichs III, die beide durch
manierirt gebogene Haltung, unschöne Proportionen
und mangelhafte Detailbildung auffallen und jeden-
falls von einem Gehilfen des um 1690 verstorbenen
Meisters nachträglich geliefert wurden.

G. GALLAND.

BÜCHERSCHAU.

B. Engelmann, Bilder-Atlas zu Ovids Metamorphosen.

Leipzig MDCCCXC. Verlag des Litterarischen

Jahresberichts (Artur Seemann). Kart. M. 2.60.

Überraschend schnell sind dem Homer-Atlas die

gleichzeitig in Aussicht gestellten antiken Bildwerke

zu Ovids Metamorphosen gefolgt. Es ist schon zu

glauben, dass der Erfolg des ersten Werkes, den die

Vorrede mit vollem Recht rühmt, die Schritte des

Herausgebers ermutigt und beschleunigt hat.

Wie verschiedenartige Empfindungen erweckt
doch dieses neue Werk gegen den Homer-Atlas! Dort
der älteste Verkünder der Olympischen Götterwelt,
für griechische Anschauung der Schöpfer ihres ganzen
Mythenbaues, um den sich auch die bedeutendsten
Kunstschöpfungen, namentlich auf dem Papier ge-
sehen, nur wie Putten ausnehmen, die den Vater
Nil umspielen. Hier der elegante Spätling und Nach-
dichter einer längst ausgelebten Sagenwelt, illustrirt
durch Kunstwerke grossenteils vergangener Jahr-
hunderte, denen es mit jenen Sagen heiliger Ernst
war, und die ihre ganze Kraft in deren Wiedergabe
legten: das Verhältnis von Text und Illustration er-

*) Ich fand diese Angabe in Königs Collectaneen (Ma-
nuskript in der K. Bibliothek zu Berlin) als Auszug aus einer
Urkunde des K. Geh Staatsarchive.

weckt hier bisweilen den Eindruck — sit venia
verbo — als ob der Braten zum Dessert oder nach
demselben servirt werde. Die in den Bildwerken dar-
gebotenen Versionen stimmen ja auch meist gar nicht
zu Ovid. — Dieses unvermeidliche Missverhältnis,
welches vorauszusehen war, hier aber minder übel-
empfunden wird als bei Homer, hat Prof. Engel-
mann nicht besser ausgleichen können, als indem er
möglichst viel Bildwerke römischer Zeit, mit Vor-
liebe Pompejanische Wandgemälde gab. Er hätte
darin unseres Erachtens noch weiter gehen können.
Hocharchaische Bildwerke wie Nr. 110 (Herakles
und Kentauren) oder die geradezu komisch wirkende
Nr. 135 (Tod des Achilles; die fallende en-face-
Figur sieht aus, als ob jemand sie in die Seite kitzelte)
hätte ich überhaupt ausgeschlossen, namentlich wenn
es reifere Darstellungen des Gegenstandes in Fülle
gab. Die Auswahl der Bildwerke, die im Homer-
Atlas gewiss den Beifall aller Parteien gefunden, ist
hier, wo der Standpunkt am entgegengesetzten Ende
der antiken Welt genommen wird, insofern leichter,
als man von da aus über den ganzen Antikenvorrat
nahezu zweier Jahrtausende ohne Rücksicht auf ein
'OfirjQoq ovx oiöev verfügen kann; sie ist ungleich
schwieriger, wenn die Illustration mit dem Charakter
des Schriftstellers harmoniren soll. Es sollte mich
freuen, wenn der Herausgeber, der, wenn ich mich
nicht täusche, schon hier im allgemeinen jüngere
Vasenbilder zu bevorzugen scheint, in einer neuen
Auflage sicli dem angedeuteten Ziele noch weiter
nähern sollte.

Nicht ganz klar ist uns geworden, wesshalb so
zahlreiche Nummern, die schon in dem ersten Atlas
auftraten, hier wiederholt sind (95. 114. 123. L26.
130. 135. 147). Für das öle, xul ZQlg xo xakov
pflegen Schüler gerade so undankbar zu sein wie
Erwachsene. Und hoffentlich werden doch die
meisten nicht von Tertia abgehen, sondern auch noch
den Homer und dessen Illustrationen zu Gesicht be-
kommen. Leicht hätte sich statt dessen ja ein anderes
Bildwerk gleichen Gegenstandes und auch manche
jetzt fehlende Scene anbringen lassen. So z. B. ver-
misse ich im vierten Buche die Musen und den
blinden Seher Teiresias, im fünften eine Arethusa,
wenigstens die sogenannte der sicilischen Münzen
(populär benannte Bildwerke verschmäht der Atlas
ja nicht); im siebenten vor allem ein reicheres und
dem Ovid näher kommendes Niobidenbild, wie es sich
in dem Pompejanischen, von Heydemann publizirten
Wandgemälde, Ber. d. Sachs. Gesellsch. 1883, III BO
bequem darbietet. Vollständig alle von Ovid be-
 
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