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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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Vom Christmarkt
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155

Vom Christmarkt.

156

Hohenstaufen beginnt. Herrigs einfache, vortreff-
liche Darstellung ist mit vielen Abbildungen in
Heliogravüre, Holzschnitt und Zinkographie durch-
setzt und wird von einer grossen Zahl von bunten
Initialen und Dokumenten, die alten Handschriften
nachgebildet wurden, unterbrochen. Wir können dem
prächtig ausgestatteten Werke glücklichen Fortran«-
und recht viele Käufer wünschen.

Mit dem Buche,
das uns „das malerische
Schweden" entrollt, ist
nun auch das letzte
Stück Welt, das noch
zu haben war, unter

die Verlagsbuch-
händler verteilt; dies-
mal ist es die Schlesi-
sche Buchdruckerei und
Verlagsanstalt (vormals
S. Schottländer), die sich
der malerischen Reize
Schwedens bemächtigt
hat. Der Gedanke lag
nahe, denn seit den
Nordlandsfahrten des
deutschen Kaisers folgt / j\
die loyale Sehnsucht /
gerne der Richtung der
Magnetnadel. Das vor-
liegende Werk nun ist
durchaus schwedischen
Ursprungs, denn Ein-
heimische haben sowohl
für die sichtbare als auch
für die hörbare Schil-
derung des Landes ge-
sorgt. Eine grosse
Menge guter Holz-
schnitte breiten sich
vor unseren Blicken aus,

und man mag gemütlich am traulichen Kamin von
den strengeren Schönheiten des Nordens vernehmen,
die uns kundige und gewandte Darsteller ohne
Mühe geniessen lassen. Sechs Lieferungen liegen

Eigentümlichkeit der Deutschen ist, kaum abnehmen;
deshalb schon, weil der Süden reicher, bunter, wär-
mer, üppiger ist, nicht minder auch deshalb, weil
dort nicht nur die Menschen, sondern auch die Steine
gesprächiger sind, als im lebloseren Norden. Zu
dieser tropischen Ausdrucksweise verleitet uns ein
tropisches Land, dem die Muse der Geschichte ein-
mal ein Medusenantlitz muss gezeigt haben, denn

alles alte Leben ist dort
zu Stein geworden. Es
ist die Hauptarterie der
ältesten Kultur, der Nil,
von dem uns Freiherr
von Gonzmbach in Ver-
ein mit Rafacllo Mainelli
viele Wunderdinge zu
erzählen und vorzu-
führen weiss. Beide
sind in der gar wohn-
lich eingerichteten Da-
habie (einem Segelfahr-
zeuge), die den stolzen
amen „Sesostris" trägt,
von Kairo nach Wadi-
Halfa gefahren und
schildern uns die Erleb-
nisse ihrer Fahrt so
lebendig, munter und
anschaulich, dass wir
fast geneigt werden,
das alte Wort: NU mi-
nt irari durch den Zusatz
nisi Nihvm auf den ge-
genwärtigen Fall an-
wendbar zu machen.
Selten ist uns ein so
angenehmer Plauderer
begegnet, wie der Ver-
fasser dieses schönen
Werks, und nicht häufig

Mariettes Grab Aus Gonzenbacb, Nilfahrt. (Stuttgart, Yerlagsanstalt.)

begegnet man einem Zeichner, dem man so wenig
den Text zu lesen braucht«, weil er den seinigen
selbst so vortrefflich verstand und erläuterte.
_________________________________________________I Wir waren im Begriff, das Thor des Christ-
uns vor, die alle gleichmässig gute Durchführung marktberichts zu schliessen, da stellt sich noch in

aufweisen, mit weiteren vier wird das Unternehmen,
das 10 Mark kosten soll, beendet sein.

Trotz der regen Kacheiferung, die das grosse
Beispiel des deutschen Kaisers wecken mag, wird
der Zug nach dem Süden, der ja eine berechtigte

letzter Stunde ein zarter, wunderlicher Gast ein und
begehrt Einlass. Es ist das Käthchen von Heil-
bronn, dem heuer ein reiches Feierkleid omgelegi
worden_■) und das nun in seiner schillernden Fracht
1) Berlin, (ioklschmidt.
 
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