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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0107

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203

Todesfälle. — Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen.

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für nötig erachtet: so erscheint der von fünf Pfeilen durch-
bohrte Heilige mit dem linken Oher-, nicht Unterarm, wie
auf der Zeichnung, an den Baumstamm gebunden; die Zipfel
des überhaupt verschieden angeordneten Lendentuches flat-
tern nach links statt nach rechts; der auf dem Rist des lin-
ken aufgestützte rechte Fuss ist nach vorn, nicht nach aus-
wärts gekehrt; das Seil, das auf der Zeichnung die Waden ober-
halb der Knöchel an den Baum fesselt, und selbstverständ-
lich der achteckige Sockel sind in Wegfall gekommen. —
Aus dieser offenkundigen Benutzung der Studie Trauts in
einem Hauptwerk Wolgemuts — für die Priorität der Zeich-
nung spricht neben der Art ihres Vortrags und der Be-
merkung Dürers vornehmlich ihre sogleich zu berührende,
mutmaßliche Bestimmung — erhellt eine nahe, wohl persön-
liche Verbindung der beiden Meister, die bisher des über-
zeugenden Nachweises entbehrte; namentlich gewinnt die
Ansicht R. Vischers, Studien zur Kunstgeschichte, S. 3G0,
Traut sei an dem Sebastiansbilde beteiligt gewesen, nunmehr
in hohem Maße an Wahrscheinlichkeit. Schwerlich hat
man sich indes H. Traut als untergeordneten Gesellen des
gleichalterigen, wo nicht jüngeren Wolgemut zu denken,
weit eher mag er als selbständiger Geschäftsgenosse dessen
Werkstatt eine Zeitlang mit geleitet haben. Chronologische
Bedenken ständen dieser Annahme nicht im Wege, da der
Peringsdörfersche Altar bereits 1487 gestiftet wurde, Hans
Traut aber, der im folgenden Jahre erblindet sein soll, noch
1505 urkundlich auftritt. — Bei dieser Gelegenheit sei einer
anziehenden Mitteilung Ad. Bayersdorfers gedacht, derzufolge
unsere Visirung, die, von ihrem zeitüblich „holzmäßigen"
Charakter abgesehen, schon durch das Postament und die nach
Art einer Freifigur rund zusammenschließende Komposition
einen statuarischen Eindruck hervorruft, ein in der Kirche
zu Lauingen oder Höchstädt (Bayern, Kreis Schwaben-Neu-
burg) noch erhaltenes Schnitzwerk getreu wiedergebe, bezw.
als dessen Vorbild entworfen worden sei. Hoffentlich bringt
die im Gang befindliche Inventarisirung der bayerischen
Kunstdenkmäler uns auch über diese interessante Skulptur
die erwünschte nähere Nachricht. rob. STLiSSXY.

TODESFÄLLE.

x. Heinrich Schliemarm ist am 27. Dezember in Neapel
infolge eines Himleidens gestorben.

PERSONALNACHRICHTEN.

»% Der Präsident der Berliner Akademie der Künste,
Professor Karl Becker, hat am IS. Dezember seinen 70. Ge-
burtstag begangen. Über die Feier berichten die Berliner
Zeitungen: Schon in früher Morgenstunde überraschte ihn
ein Ständchen, welches Prof. Julius Jacob, Prof. W. Amberg
und andere Freunde dem Jubilar brachten. Die erste Gabe,
die eintraf, war ein Angebinde Oswald Achenbachs, welcher
aus Düsseldorf eine italienische Landschaft übersandte. Prof.
Adolf Menzel schenkte eine mächtige Livistonia, ein Pracht-
exemplar der Gärtnerkunst. Der Vertreter der Dreher-
schen Brauerei, Herr Zweig, widmete ein reich geschnitztes
Wandbrett, das Skarbina mit einem Bilde geziert, welches
die Huldigung Beckers durch Hauptfiguren aus seinen
Werken darstellt. Unten sieht man das von Hoffacker aus-
geführte Künstlerwappen. Schon von früh an wurden fort-
gesetzt die köstlichsten Blumenspenden überbracht, die das
Künstlerheim in einen dufterfüllten Hain verwandelten. Die
erste offizielle Deputation, welche sich einfand, war der Aus-
schuss der Studirenden der Hochschule. Sie überbrachten
einen großen Lorbeerkranz mit langer weisser Widmungs-

schleife. Die Unterbeamten der Akademie hatten eine De-
putation unter Führung des Kastellans Steinmetz entsandt.
Für die Oberbeamten erschien eine Deputation unter Füh-
rung des Rechnungsrats Schwertfeger behufs Überreichung
einer künstlerisch ausgeführten Adresse, welche von Herrn
Croner entworfen und mit Initialen vom Kupferstecher
Grohmann geschmückt war. Auch die Lehrerschaft der aka-
demischen Hochschule, welche die Herren Teschendorff,
Herter, Brause werter und W. Friedrich entsandt, hatte ihre
Glückwünsche in einer Adresse niedergelegt. Sie lag in einer
Mappe mit Bronzeschmuck. Der Künstlerverein hatte die
Herren Hoffmann, Kömer und Schweidnitz damit betraut,
die Glückwünsche des Vereins auszusprechen. Für die Ver-
waltung der königl. Museen erschien der Generaldirektor
Geheimrat Schöne. Aus dem Kultusministerium traf Ge-
heimrat Potenz zur Beglückwünschung ein. Senat und
Mitglieder der Akademie der Künste wurden durch eine
große Deputation unter Führung des Vizepräsidenten Ende
und des Geheimrats Zöllner bei der Jubelfeier vertreten.
Die Akademie verehrte ihrem Präsidenten seine von Prof.
i Moser ausgeführte Büste. — Die Münchener Kunstakademie
ernannte Becker zu ihrem Ehrenmitglied,

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

0. M. Im Lichthofe des Kunstgewerbemuseums zu Berlin
sind neben den Neuerwerbungen für die Sammlung, welche
verschiedene Erweiterungen erfahren haben, jetzt noch zwei
Kollektionen von Reisestudien zur Ausstellung gelangt. Die
eine, die aus einer stattlichen Reihe wirkungsvoll durch-
geführter Aquarellblätter besteht, rührt von dem Dekorations-
maler R. Bendorf, einem ehemaligen Schüler des Museums,
her. Sie umfasst Landschaftliches, Architektonisches, Natur-
studien jeder Art, aus Italien und aus Tunis, Aufnahmen
dekorativer Malereien der Antike und Renaissance sowie
Rokokodekorationen aus Schloss Brühl. Eine kleinere Kol-
lektion des Architekten Fürstcnau bringt Aufnahmen von
Details italienischer dekorativer Kunst in Feder- und Blei-
stiftzeichnungen und einzelnen farbigen Blättern.

„% Die Münchener Künstlergcnosscnschaft hat in ihrer
am 15. Dez. stattgehabten Generalversammlung beschlossen,
auch im Jahre 1S91 eine Jahresausstellung zu veranstalten.
Der Prinzregent hat dafür den ganzen Glaspalast zur Ver-
fügung gestellt. Die Höhe des Überschusses, der aus der
diesjährigen Kunstausstellung erzielt worden ist, wird jetzt
auf 10000 M. angegeben.

*% Das Programm für die 1891 in Berlin stattfindende
internationale Kunstausstellung isi nunmehr ausgegeben
worden. Die wichtigsten Punkte des Programms sind fol-
gende: Die unter dem Protektorate der Kaiserin Friedrich
stehende Ausstellung soll aus Kollektivausstellungen einrebic*
Lander oder Ländergruppen bestehen. Für die deutsche
Kunstgenossenschaft findet eine Gruppenbildung statt mit den
Sammelstellen Berlin, München, Düsseldorf, Dresden, Weimar
und Karlsruhe. Zur Ausstellung werden Kunstwerke ttUet
Länder aus den Gebieten der Malerei, Bildhauerei, B»*
kunst, der zeichnenden und vervielfältigenden Künste zuge-
lassen. Ausgeschlossen bleiben Kopien (mit Ausnahme ?on
Nachbildungen für den Stich), Photographien (mit Ausnahm8
von solchen nach dekorativen Malereien, Kartone oder
Zeichnungen und nach Entwürfen oder ausgeführten l!i'"'
werken), ausserdem Kunstwerke jeder Gattung, welche bereit«
auf der Akademischen Jubiläuuis-Kunstausstellung im ■,1'11"'
1886 in Berlin ausgestellt waren, und anonyme Arbeiten. '"
Aussicht genommen nnd ah besondere Abteilungen •'ll"
 
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