Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0114

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
217

Personalnachrichten. — Ausgrabungen und Funde.— Sammlungen und Ausstellungen.

218

Kunstangelegenheiten der Limburger Diözese betraut, wirkte
derselbe in vielseitiger Weise als Kunstsammler und als
Kunstkenner. 1876 erschien von Münzenberger die Broschüre:
„Der Kreuzgang am Dome zu Frankfurt am Main, was er
war und was aus ihm werden soll." Der mit der Restaura-
tion des Domes betraute Baurat Dcnxinger hatte die Demo-
lirung eines Teiles des alten Kreuzganges projektirt und da
sich gerade hier zwölf Wandgemälde mit der Leidens-
geschichte Christi und dem jüngsten Gerichte befanden,
welche nach Professor Ed. von Steinle's Ansicht von der
Hand des älteren Holbein herrührten, so war es begreiflich,
dass Münzenberger die Erhaltung dieser Wandgemälde und
des Kreuzganges anstrebte; dennoch erfolgte aber beider Zer-
störung. Die Sammlung liturgischer Gewänder stellte sich
Münzenberger zur speziellen Aufgabe; ingleichen waren es
gotische Altarwerke, die er namentlich im Norden Deutsch-
lands erwarb und womit er nachher den hiesigen Dom
und viele Kirchen des Limburger Bistums zu schmücken
wusste. So gab Münzenberger denn auch das Werk heraus:
»Zur Kenntnis und Würdigung der mittelalterlichen Altäre
Deutschlands. Ein Beitrag zur Geschichte der vaterländi-
schen Kunst." 1.—6. Lieferung. Folio mit 60 Lichtdrucktafeln.
Frankfurt a. M. 1885—1888.

PERSONALNACHRICHTEN.

*% Der Mulcr Alexander Kips, artistischer Direktor
der königl. Porzellanrnanufaktur in Berlin, hat den Professor-
titel erhalten.

*% Die Kunstgcsehivhtliiln Gesellschaft in Berlin hat
'ür die nächsten drei Jahre den Grafen ron Dönhoff-Friedrich-
stem zu ihrem ersten Präsidenten und General Eoese zum
Vizepräsidenten gewählt.

**» Prof. Eugen Bracht ist an Stelle des verstorbenen
irof. Gentz zum Mitgliede des Senats der Berliner Kunst-
akademie gewählt und vom Minister bestätigt worden.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE.

*% In Bcxug auf Ausgrabungen in Ägypten hat die
Ägyptische Regierung beschlossen, in Zukunft auch Privat-
personen Ausgrabungen von Antiquitäten zu gestatten, je-
(och unter der Bedingung, dass die Hälfte der etwaigen
unde dem ägyptischen Museum übergeben werde, dem
ü,|erdies der Anspruch auf alle Unika gewahrt bleibt.

Sammlungen und Ausstellungen

lfd.— Stuttgart. Die Sammlungen der nrflrttembetgi-
s.'/"'" Hauptstadt sind in Rücksicht auf ihren Inhalt noch
.8*' »ich! genügend bekannt und gewürdigt Allerdings
•"•den sich dieselben früher in niehl gerade entspnachen-
I n Räumen wenig günstig aufgestellt. Neuerdinga ;
^ ^Sammlungen: das kOnigl. Kumt- und Altertumskabinef
nvatbesitz des königl. Hansel -und die IcönigL St
blung vaterländischer Kunst- und Altertumsdenkmale
U gemeinsame Aurstellung im üntergeschon des i
,v(' ",||i"i gefunden. Heide Gruppen sind streng

^||l""nl- erstere verzichtet sei) Jahren auf Erwerbungen zu
^°«en.der Staatssammlung, reiche sich allmählich durch

"a,'!'""""""''"' AnkänfenndG EU einer wertvollen

»lung entwickelt hat. Das 25jährige Regiertmgsjubillnm
enen Jahr 1»'< der Direktion wülkom-

de«Kö

s?A*

*», durch eine Festschrift dem Landesherrn ihre

fite):
Altertümer!,

IJt.li. * '""V" V UM I • .............. I'<......

u"g darzubringen. Dieselbe liegt unter dem
'"' mu ,/, „, kfinigi Kimet- und Altertum

der königl. Staaissammlung vaterländischer Kunst- und Alter-
tK7nsdenbnalex.it Stuttgart" (Stuttgart, W. Kohlhammer 1889.
Fol. mit 20 Taf. Lichtdruck. Preis 6 M.) in trefflicher Aus-
stattung vor. Der Direktor der vereinigten Sammlungen
Prof. Dr. L. Meyer giebt darin zunächst eine Geschichte
derselben, sodann einen Überblick über die Gebiete, in denen
sich die Sammelthätigkeit der Anstalt bewegt. Die Samm-
lung zerfällt danach in folgende Gruppen: Vorgeschichtliche
Funde; römische Funde und Antiken; Reihengräberfunde;
frühes Mittelalter; kirchliche Kunst; Wallen, Jagdgeräte und
Verwandtes; Arbeiten in unedlen Metallen, Keramik und
Gläser; neuere Glasgemälde, Möbel und Holzarbeiten, Wap-
pen, Siegel, Stammtafeln; Bilder mit weltlichem Gegen-
stand, Kostüm und Textilsachen. Jede Gruppe ist kurz cha-
rakterisirt, die wichtigsten Stücke sind hervorgehoben. Auch
derjenige, dem die Sammlung nicht aus eigener Anerkennung
bekannt ist, gewinnt so ein Bild von ihrem Umfange.
Weiter kommen dabei 20 vorzügliche Lichtdrucktafeln
zu Hilfe, auf denen gegen 90 der wichtigsten Besitz-
! stücke der Sammlungen abgebildet sind. Diese Auswahl
zeigt natürlich von dem Besten das Beste und enthält fast
aus allen Gebieten etwas; ein erläuternder Text ist beige-
geben. Besonders sei hier auf die schönen Holzschnitzereien,
die figürlichen und Buchsbaumarbeiten hingewiesen, die wohl
eine Reproduktion in größerem Maßstab verdient hätten,
auf die Silbergeräte und die köstlichen Ludwigsburger Fi-
guren, die man in ihrer ganzen Schönheit fast nur in Stutt-
gart studiren kann. Gewiss wird die Festschrift manchen
zum Besuch der Stuttgarter Sammlungen anregen, der bisher
achtlos daran vorüber gegangen ist.

P. Sn. Dresden. Im Palais des Großen Gartens waren bis
Anfang 1889 das Rietschelmuseum und das kgl. sächs. Alter-
tumsmuseum vereinigt. Diese durch den Mangel anderweitiger
Räume bedingte Einrichtung schädigte sowohl die schöne
Architektur des Platzes als auch die wertvollen Kunst-
schätze des Altertumsmuseunis, die, in den düsteren Räumen
des Erdgeschosses zusammengepfercht, nicht zu ihrer vollen
Wirkung kamen. Beiden Übelständen ist jetzt abgeholfen.
Das Rietschelmuseum ist mit den übrigen Gipsabgüssen in
das neugeschaffene Albertinum verlegt, die Altertümersamm-
lung aber ist auf die Säle des Erd- und des Obergeschosses
im Großen - Gartenpalais in wirkungsvoller, weiträumiger
Anordnung verteilt worden. Die Sammlung, die in ihrer
künstlerischen Bedeutung in Deutschland nur vom bayeri-
schen Nationalmuseum in München übertroffen wird, weist
eine Fülle von Werken auf, welche die Entwickelung der deut-
schen Kunst und insbesondere die in Sachsen ganz besonders
blühende Plastik durch das ganze Mittelalter hindurch vom
ins 17. Jahrhundert vorführen. Hüter diesen Arbeiten
befinden sich viele von wahrhaft hervorragender Bedeutung;
— man braucht nur zu denken an die große bemalte
Kreuzigungsgnippe aus Freiberg, die sich als eine Vor-
läuferin der Bildwerke an der Goldenen Pforte daselbst dar-
stellt, an die heiligen Frauen beim Grabe aus der Dresdener
Hartholomäikircbe , an die drei Engel aus Lindenthal bei
Leipzig, an die großen bemalten Figuren aus Ebersdorf,
Geithain und wiederum Freiberg: in ihnen allen verspürt
man deutlich das Wehen des deutschen Geistes, wie es sich
in jenen Zeiten äußerte, da Deutschlands Kraft noch unge-
brochen war und unbeirrt durch fremde Einflüsse. Diese

. zu denen man auch die vorzüglichen Stickereien
U. und ir.. Jahrhunderte (aus Pirna) zu rechnen hat. atmen
freilich eine Empfindung aus. die uns in ihrer Herbigkeil
und Eckigkeit vielleicht fremd geworden, die ahe,- echt
deutsch, deshalb auch der Wiedererweckung in der deutschen
 
Annotationen