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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0115

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219

Sammlungen und Ausstellungen. — Denkmäler. — Vermischte Nachrichten.

220

Kunst durchaus würdig ist. Diese wertvollen Kunstwerke und
die übrigen zum Teil mehr kulturgeschichtlich wichtigen
Gegenstände kommen in ihrer neuen Aufstellung zur besten
Wirkung. Das Palais ist bekanntlich in den Jahren 1879/80
vom Oberlandbaumeister Karger, wohl unter Mitwirkung
von Kiengel, erbaut worden und weist in seinem Stile eine
geschmackvolle Vereinigung von italienischer Renaissance
und französischem Barock auf. Es ist im Äußeren ganz un-
versehrt erbalten und erstrahlt, vor dem berüchtigten Dres-
dener Ruß völlig geschützt, noch heute in dem warmen Gelb-
braun des sächsischen Eibsandsteins, während von der Pracht
des Inneren namentlich der große wahrhaft fürstliche Saal
im Obergeschoss zeugt, der von 20 frei auf Sockeln stehenden
korinthischen Säulen von rötlichem Gipsmarmor eingefasst
ist. Drei große Gemälde zieren die Decke, zahlreiche
Medaillonbilder, Büsten, allegorische und mythologische Fi-
guren die Wände. Die Nebenräume und die Vorhallen
haben reiche, in Stuck ausgeführte Decken. Erst jetzt kommt
alles dies wieder zur vollen Geltung; so lange das Rietschel-
museum hier untergebracht war, waren viele der Kunstwerke
durch Holzüberlagen den Blicken entzogen, die prächtigen
Durchblicke durch die Bogen aus dem Saale in die Neben-
räume waren zugesetzt, während sie jetzt wieder frei ge-
macht sind. Dem Hauptsaale hat man erfreulicherweise seine
volle architektonische Wirkung gelassen, indem man da nur
wenige niedrige Glaskästen und das phantastische Modell
des Salomonischen Tempels (aus dem Anfange des 18. Jahrh.)
aufgestellt hat. Die oben erwähnten plastischen Werke sind
in den drei Sälen des nördlichen Flügels untergebracht. Der
eine Saal des Südflügels ist in geschmackvoller Weise zu
einer kleinen Kapelle eingerichtet, während der gegenüber-
liegende zu einem mittelalterlichen Wohnzimmer ausge-
staltet ist, indem er die vorhandenen Profanaltertümer, alte
Möbel, Musikinstrumente, einen schönen alten Ofen u. s. w.
enthält. Diese Art der Aufstellung, die man im Germani-
schen Museum zu Nürnberg zu Gunsten einer warenlager-
artigen Zusammenpferchung gleichartiger Gegenstände auf-
gegeben hat, empfiehlt sich schon dadurch, dass sie die
richtige historische Stimmung in die Sammlung ungezwungen
hineinträgt. Im Erdgeschosse endlich sind die schwereren
Gegenstände von Stein und Eisen verblieben, darunter be-
sonders die prächtige Grablegung Christi aus der Dresdener
Bartholomäuskirche, ein Meisterwerk aus dem Anfange des
15. Jahrhunderts, ein schönes sandsteinernes Sakraments-
häuschen aus Weinbötla, ein Taufstein in Rochlitzer Por-
phyr aus der Kirche zu Gleisberg u. a. — Im ganzen hat
die Sammlung in den schönen, weiten und hohen Räumen
des Obergeschosses ungemein gewonnen. Die Aufstellung
ist von dem Direktor des kgl. sächsischen Altertumsmuseums,
Obersten Thicrbaeh, geleitet worden; das Museum ist be-
kanntlich im Besitz und in der Verwaltung des kgl. sächs.
Altertumsvereins.

**, Die französische Union centrale de* aris deeoratifs
beabsichtigt, im Frühjahr 1892 in Paris eine Ausstellung zu
veranstalten, die der Geschichte der Pflanze in der Kunst
gewidmet sein soll. Man will die mannigfache Darstellung,
den unerschöpflichen Stoff, den die Pflanze dem Studium
und Fleiße des Künstlers bietet, zum Gegenstand einer an-
ziehenden, mit Verständnis geordneten Zusammenstellung
machen und hierdurch den allgemeinen Einfluss der Natur
auf die Kunst nachweisen. Der Gemeinderat wird voraus-
sichtlich einen der beiden Paläste des Marsfeldes für die
Zwecke dieser Ausstellung einräumen.

,% Aus Anlass des Todes ron Heinrieh Schliemann.
dessen Leichenfeier am 4. Januar zu Athen in Gegenwart

des Königs und Kronprinzen von Griechenland stattfand,
macht der deutsche Reichsanzeiger die Mitteilung, dass die
von Schliemann dem deutschen Kaiser für das Reich ge-
schenkte Sammhing trojanischer Altertümer, die jetzt in zwei
Sälen des Museums für Völkerkunde aufgestellt ist, zufolge
einer auf besonderen Wunsch des Dr. Schliemann vor kurzem
getroffenen allerhöchsten Bestimmung seiner Zeit in das auf
der Museumsinsel neu zu errichtende Antikenmuseum über-
führt werden soll, um dort im Zusammenhang mit den
Denkmälern der späteren klassischen Kultur zur Aufstellung
zu gelangen.

A. L. Über die für die diesjährige Herbstausstellung in
Budapest bestimmten Preise, fällte die Jury inzwischen ihre
Entscheidung. — Über die goldene Medaille für vaterländische
Künstler musste zweimal abgestimmt werden, da bei der
ersten Abstimmung Bencxw und Horoiritx, gleiche Stimmen
erhielten. Bei der zweiten Abstimmung entfiel die Stimmen-
mehrheit auf Bencxtirs „Unter Malven". — Die goldene Me-
daille für ausländische Künstler wurde Morcno Garbonero's
„Bekehrung des Fürten Gondie" zuerkannt. — Der Vereins-
preis von 1000 Fl. wurde geteilt und „Das Verhör" von Otto
r. Baditx und „Der Dorflump" von Biliar! wurden mit je
500 Fl. prämiirt. — Für den Munkäcsypreis von (J0O0 Frcs.
bestimmte die Jury, dass die drei Gemälde: Osök „Dies
thuet zu meinem Angedenken", Halmi „Nach der Prüfung"
und Pap „Am 1. Oktober" zu Munkäcsy hinausgesendet
werden sollen, und früherer Gepflogenheit gemäß wird er
selbst über den zu Prämiirenden entscheiden. — Die Prämie
von 300 Fl. für ein Bild zur Vervielfältigung an die Vereins-
mitglieder entfiel ebenfalls auf Bencxurs „Unter Malven",
während die Zuerkennung des Rathpreises von 300 Fl., wegen
nicht vollzählig erschienener Jury, vorläufig in Schwebe ge-
lassen werden musste.

t% Zu der in Berlin im Frühjahr stattfindenden inter-
nationalen Kunstausstellung hat der Berliner Magistrat eine
Beisteuer von 100000 M. bewilligt.

DENKMALER.

H. A. L. Für das Ludwig Richter-Denkmal, welches be-
kanntlich in Dresden errichtet werden soll, sind bisher
25700 M. 40 Pf. eingegangen, von welcher Summe jedoch
einige Tausend Mark für Auslagen abgehen. Es ist daher
nötig, dass die Sammlungen noch weiter fortgesetzt werden.
Zu diesem Zwecke würde es sich empfehlen, wenn man auOD
in anderen Städten ein Unternehmen nachahmen wollte, das
man in Dresden zum Besten des Denkmals ins Leben ge-
rufen hat. Dort sind in der Ernstedhea Kunsthandlung auf
der Prager Straße eine Anzahl v.m Ölgemälden und Aqua-
rellen aus Privatbesitz ausgestellt, welche gegen ein mäßige8
Eintrittsgeld (50 Pf.) der allgemeinen Besichtigung zugftng-
lich sind. Der Ertrag füllt dem Denkmalrfonds zu. Unter
den in Dresden ausgestellten Bildern steht eine riemlion
große Landschaft mit Staffage von Wide obenan. Außer-
dem sind zu erwähnen eine Anzahl Deachtentwertei Aquarel <
von IIan.< Thoma, eine Handzeichnung von Adolf Men» ■
Studienköpfe von Akssandro Zexxos, LeM und Liberi "'"'■'/
und ein Genrebild „Die Näherinnen" von .1. Edelfeldt,

VERMISCHTE NACHRICHTEN.

,\ In der am 23 Den. '■" R*"" "bgehalleun, ■l,,l"''^'f
Versammlung der Künstler, welche dem alten ,Sa'"'i1 ' .(

elysäischen Felder treu geblieben sind, äußerte Tony K°be
 
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