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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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Zur Verbesserung des Gesetzes über das Urheberrecht an Kunstwerken, [2I]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0144

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277

Wiener Künstlerhaus.

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§ 13. Hier ist naiver Weise der „Verfasser" aus dein Gesetze
vom 11. Juni 1870 stehen geblieben. Er müsste nach
Analogie des § 14 „Urheber eines Werkes der bilden-
den Künste" oder besser „Künstler" heißen.

§ lü. Absatz 2. Die Einschaltung „Kunstverlegern" bedarf
keiner Motivirung.

§ 17. Die Fassung dieses Paragraphen lässt sich vorläufig
nicht feststellen.

§ 18, 20 und 21. Die hier erfolgten Einschaltungen bedürfen
keiner Motivirung.

WIENER KÜNSTLERHAUS.

Die jährlich wiederkehrenden Ausstellungen des
Aquarellistenklubs erfreuen sich seit dem Bestehen
des Vereins eines stets steigenden Rufes, und sind,
was immer auf die Qualität des Gebotenen einen
Rückschluss giebt, für die Künstler bereits zum
guten Markt geworden. Der Zettel mit „Verkauft"
ist hier nicht so sporadisch wie in den sonstigen
großen Ausstellungen zu finden und diesem erfreu-
lichen Umstände mag es auch wesentlich zu danken
sein, dass sich eine größere Anzahl von Künstlern,
zumeist vom Landschaftsfache, wieder mit Vorliebe
der Aquarelltechnik bedienen. Auch heuer enthält
die an zweihundert Nummern zählende Ausstellung
viel Wertvolles und künstlerisch Eigenartiges, so-
wohl im Aquarell als in der für die Reproduktion
neuestens sehr beliebten Gouachemalerei und dem
Pastelle. Voran leuchtet der Obmann des Klubs
Ludw. IL Fischer, mit einer ganzen Serie von Bildern
aus Indien, die der Künstler auf seiner vorjährigen
Orientreise an Ort und Stelle aufgenommen hat.
Fesseln schon die exotischen Motive mit ihrer reichen,
phantastischen Vegetation und der farbenprächtigen
Architektur an und für sich, so wird das Interesse
an denselben durch den gewandten künstlerischen Vor-
trag und die verschiedenartigen Stimmungen, in denen
8ie wiedergegeben sind, noch in hohem Grade ge-
steigert. Die Blätter reichen in ihrer Kraft und
sonnigen Klarheit an Hildebrandt heran, nur ist
Fischer in der Zeichnung ungleich präziser und geht
tiefer ins Detail. Der Künstler kultivirt in letzterer
Zeit fast ausschließlich das Aquarell, und wir können
ihm dafür nur Beifall zollen, denn seine Wasser-
farbenbilder standen von vorneweg vor seinen Öl-
gemälden, so Schätzenswertes er auch auf der Staffelei
geleistet hat. — Rud. Bernis architektonische Auf-
nahmen aus dem südlichen Tirol sind ebenso reizend
•0 der Detailzeichnung wie stimmungsvoll in der
"esamtauffassung; ein besonders gelungenes Blatt isi
die schöne Perspektive des Kreuzganges zu Brixen.
~~- Meisterhaft in der Ausführung und feinen male-

rischen Abtönung sind ferner Hugo Darnauts land-
schaftliche Bilder „Motiv aus Ybbs" und „Mährische
Landschaft". In den Arbeiten dieses feinfühligen
Künstlers ist ein steter Fortschritt zu verzeichnen.
Verwandt in der Wahl der Motive, aber pro-
noncirter in den malerischen Beleuchtungseffekten
ist Ed. Zetsehe, der neben einigen größeren Aqua-
rellen wieder eine Serie von „Ansichten aus der Um-
gebung Wiens" in Tusche (für den Holzschnitt) aus-
gestellt hat. In der malerischen Auffassung und
flottem Vortrag reihen sie sich seinen früheren (eben-
falls für G. Westermann gefertigten) Aufnahmen
würdig an. Für den Holzschnitt sind auch W. Oause's
trefflicheGouachezeichmmgen „Genrescenen aus dem
Wiener Volksleben" u. a. bestimmt; wie überhaupt
die Ausstellung diesmal mit Arbeiten in „Schwarz
und Weiß" reichlicher bedacht und für die Be-
ziehung der Künstleroriginale zur Reproduktion
recht lehrreich ist. — Obenau steht hierin ohne
Frage Rene Reinicke, dessen Kunst und Künstlerleben
erst in einem der letzten Hefte der Zeitschrift eine
eingehende Besprechung erfahren hat. Reinicke ist
höchst feinfühlig in der Darstellung der modernen
Gesellschaftstypen und versteht es besonders Frauen-
anmut in sinniger Zartheit wiederzugeben. Seine
zumeist grau in grau, oder nur mit einem zarten
Hauch von Farbe belebten Bilder (in Öl und Tusche)
sind in der That geistvolle „Spiegelbilder" nach der
Wirklichkeit, voll Anmut und Charakteristik. Wie
sehr die photographische Kammer unseren jüngeren
Malern die Wirklichkeit näher gerückt hat, darüber
wird wohl später einmal unparteiische Rückschau
zu halten sein; vorläufig danken wir den geheimen
Trockenplatten in den Ateliers ein entschiedeneres
Vergessen der akademischen Gipse und zugleich ein
freudigeres Vertiefen in die intimeren Reize der
Natur. Bilder, wie „Der Kuss", „Aprilwetter", „Auf
der Modelltreppe" erheben sich durch ihren geisti-
gen Gehalt weit über die bloße Illustration; es sind
künstlerisch durchgeführte Genrebilder, die jedes für
sich auch ohne Text sprechen. Als anatomisches
Kuriosum bei den Frauengestalten Reinickes, Schlitt-
gens und anderen süddeutschen Illustratoren ist übri-
gens neuestens eine auffällige Kurzbeinigkeit zu ver-
zeichnen: diese steht zu Thumanns langärmligen
Spreeschönen in gradezu oppositionellem Gegensatz.
— Unter den übrigen landschaftlichen Bildern ragen
besonders die größeren Aufnahmen aus Salzburg von
Hans Wilt hervor; darunter eine überaus farbensatte
Ansicht des unvergleichlichen Petersfriedhofes bei
Morgenbeleuchtung. — Heim: Tomec wendet sich
 
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