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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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Die neue Kunstakademie in Leipzig
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Farbenphotographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0175

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Die neue Kunstakademie in Leipzig. — Farbenphotographie.

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dass von 1732 Schülern, die der Anstalt seit 1871
angehörten, 394 Zeichner und Maler, inkl. Deko-
rations-, Glas- und Porzellanmaler geworden sind.
Legte die Leitung der Anstalt Gewicht auf die hohe
Kunst, so würde sie ohne Zweifel erstens einen
weit höheren Prozentsatz an Kunstmalern ausbilden
und in ihrer Statistik die Dekorations-, Glas-
und Porzellanmaler von denen, die hauptsächlich
Historie, Genre oder Landschaften auf die Leinwand
zaubern, trennen. Die statistische Übersicht ergiebt
ferner, dass von jenen 1732Schülern525Lithographen,
272 Holzschneider wurden und 161 sich zu Bildhauern,
Modelleuren, Stuckateuren, Steinmetzen und Töpfern
ausgebildet haben. An Kupferstechern und Gra-
veuren sind aus der Anstalt 94 hervorgegangen;
46 wurden Architekten, 30 Musterzeichner, 26 Zeichen-
lehrer. Demgemäß enthält der Lehrkörper auch von
17 Lehrern zwei Historienmaler, einen Bildhauer
(Zur Straßen), zwei Kupferstecher, zwei oder drei
Architekten, einen Xylographen, einen Aquarellmaler
(Karl Werner), einen Glasmaler (Prof. flaselberger);
die übrigen sind einfach als akademische Lehrer
oder Maler bezeichnet.

Dem Charakter der Kunstschule gemäß wird
denn auch diese Festschrift von einem Aufsatze über
die Aufgaben der graphischen Künste aus der Feder
Anton Springers eingeleitet. Da man diese Frage seit
einiger Zeit öfters und an den verschiedensten Stellen
öffentlich erörtert hat, glaubten wir unsem Lesern
einen Dienst zu erweisen, wenn wir den Aufsatz mit
gütiger Bewilligung des Urhebers an dieser Stelle
mit abdruckten, da wir der Meinung sind, dass es gut
ist, Stimmen über diese Frage sammeln zu helfen
und insbesondere die Stimmen, welche gewogen und
nicht gezählt werden. An weiteren litterarischen
Beiträgen enthält das Werk zunächst ein Stück der
Geschichte des Akademieflügels der Pleißenburg,
nämlich in der Hauptsache eine lebendige Schilde-
rung der Not, in welche die Akademie durch die Kriegs-
läufte von 1813 versetzt wurde. Sie rührt von dem
damaligen Direktor der Akademie, Hans Veit Schnorr
von Carolsfeld her, der im folgenden Kapitel seinen
Eintritt in Leipzig nebst den ihm dort begegnenden
Erscheinungen aufs Anschaulichste und Ergötzlichste
beschreibt. Ein weiteres Kapitel ist dem berühm-
testen Lehrer der Anstalt, dem greisen Karl Werner
gewidmet, Werner, jetzt 82 Jahre alt, ist ein
Schüler der Leipziger Akademie. Seine Aquarelle
sind nicht nur in Deutschland, sondern auch im Aus-
lande sehr geschätzt. Er ging Anfang März des
Jahres 1832, ehe er seine Stipendienreise nach Italien

antrat, nach Weimar, wo er eine Audienz bei Goethe
kurz vor dessen Tode erlangte. Dort zeigte Werner
seine Mappen, die der greise Kunstliebhaber mit
Interesse besichtigte. „Wer solche Pässe hat, kann
getrost nach Italien reisen" — mit diesem ermun-
ternden Worte entließ der Dichter den jungen
Künstler. Werner reiste über Venedig, Florenz und
Bologna nach Kom, wo er neunzehn Jahre verbrachte.
Dort entschied er sich auch für die später von ihm
fast ausschließlich gepflegte Aquarellmalerei. Er
nahm an dem freien, ungebundenen Künstlerleben
in Gesellschaft der Koch, Reinhart und Genossen
teil. 1851 ging er nach Venedig zurück, wo er ein
Meisteratelier für Aquarellmalerei gründete, aus
dem u. a. Ludwig Passini hervorging. Später wandte
er sich auf einige Monate nach London und von da
nach Leipzig, „das er stets als seine eigentliche
Heimat betrachtet bat". Von da unternahm er große
Reisen, nach Spanien, Ägypten und Palästina und
Griechenland. Dort schuf er die Vorlagen zu dem
Werke: „Jerusalem and the holy places", bei Moore
and Macquon in London erschienen, die zu den „Nil-
bildern" (bei Seitz in Wandsbeck in vortrefflichen
Nachbildungen veröffentlicht), dort sammelte er auch
reichlichen Stoff zu seiner späteren Mitarbeiterschaft
an dem Werke von Ebers über Ägypten. Seit 1882
erst ist Werner als Lehrer an der Akademie zu
Leipzig thätig.

Der Rest des Textes der Festschrift giebt eine
Geschichte des Akademieflügels der Pleißenburg in
den letzten zwanzig Jahren, Schulnachrichten und
eine Beschreibung des Neubaues der Kunstschule,
der den Erfordernissen der Neuzeit entsprechend
eingerichtet ist und reichlich Raum für zunehmen-
den Besuch der Anstalt bietet.

FARBENPHOTOGRAPHIE.

Über die Aufsehen machende Entdeckung des
Professors Lippmann in Paris, der nach seiner Mit-
teilung an die Akademie ein, wie es scheint, brauch-
bares Verfahren erfunden hat, die Farben des Sonnen-
spektrums im photographischen Bilde festzuhalten,
wird der „Vossischen Zeitung" folgendes Nähere
mitgeteilt:

„Fast ebenso lange, wie die Photographie selbst
bekannt ist, bemüht man sich, Photographien zu
erhalten, welche die Gegenstände in ihren natür-
lichen Farben wiedergeben. Wenn man sich indes
der Gesetze erinnert, deren Ausdruck ein Lichtbild
ist, muss man sich von vornherein sagen, dass jenes
 
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