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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Frimmel, Theodor von: Katalog der Gemäldegalerie im Künstlerhause Rudolfinum zu Prag
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Topf, Guido: Der Knabe mit dem Pfeil: archäologische Humoreske
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0076

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139

Der Knabe mit dem Pfeil.

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Kataloges eingegangen werden, da ich noch einige
neue Beobachtungen über mehrere Bilder der Galerie
mitteilen möchte und den engen Rahmen einer Be-
sprechung nicht überschreiten will. Meine Beob-
achtungen führen in einem Falle auf eine neue
zweifellos richtige Bestimmung eines Gemäldes und
sie geben Ergänzungen für den Katalog oder Vor-
schläge für neue Diagnosen u. s. w. Einige alte
echte Signaturen sind vom Katalog übersehen worden.
Diese finden sich auf dem Bega Nr. 31, der auf dem
Brett rechts unten mit: C B bezeichnet ist, und auf
dem Pieter Molyn Nr. 476, der den echten Namens-
zug des Künstlers in heller Schrift unfern der Mitte
des Bildes an einem Brette trägt. Das P ist über
das M. gestellt.

Eine zweifellos richtige neue Diagnose, die ich
hier zu geben habe, ist die auf Jacob Grimmer für
das große flandrische Volksfest Nr. 456, das im
Katalog als Karel v. Mander verzeichnet steht.
Zur Vergleichung diente mir hauptsächlich der
kleinere voll signirte und überdies monogrammirte
Jacob Grimmer aus der alten Ambraser Sammlung,
von dem vor einigen Jahren in der Kunstchronik
schon die Rede war. Auf dem Prager Bilde kehrt
nun sowohl das Monogramm des Ambraser Bildes
wieder (G M verbunden), als auch eine große An-
zahl individueller Typen, ganz abgesehen von ge-
wissen Eigentümlichkeiten der Färbung. Das Am-
braser Bild ist viel kleiner als das Gemälde im
Rudollinum; deshalb ist die Stilverwandtschaft nicht
so auffallend, wie etwa bei Gegenstücken. Ganz
unabweisbar wird aber die Diagnose auf Jacob Grim-
mer, wenn man im Prager Bilde die kleineren Figuren
des ferneren Mittelgrundes genau betrachtet, welche
die vollkommensten Analogien zu den Figürchen des
Ambraser Gemäldes bilden. Vergleicht man dagegen
das flandrische Fest in Prag mit dem alt und echt
signirten Bilde des Karel van Mander in der kaiser-
lichen Galerie zu Wien (die Signatur auf diesem
Bilde ist bisher von der Litteratur gänzlich übersehen
worden), so kann man mit bestem Willen auch nicht
einen Pinselstrich oder einen Ton entdecken, der
uns berechtigen würde, das Prager Bild auf Van
Mander zu taufen. Der Wiener Van Mander weist
die folgende Bezeichnung auf: „K. v. Mander" (im
Grunde links neben dem Oberarm). Nahe damit
verwandt ist Nr. 128 der fürstlich Liechtenstein'schen
Galerie und ein männliches Bildnis der ehemaligen
Sammlung Herrn. Sax in Wien.

Zu Nr. 520 „Der verliebte Jäger" habe ich eine
Vermutung zu äußern. Dieses fein und flüssig ge-

malte, etwas süßliche Bild wird vom großen Katalog
bedingungsweise dem Ochtervelt zugeschrieben. Eine
Anmerkung macht auf die Möglichkeit aufmerksam,
dass das Bild von Eglon van der Neer stamme. Nun
habe ich aber gegen beide Diagnosen von meiner
Seite einzuwenden, dass mirweder von Ochtervelt noch
von Eglon v. d. Neer solche sichere Bilder bekannt
sind, die als Analoga für das Gemälde in Prag dienen
könnten. Dagegen stellt ein signirter Arnold v. Boo-
nen in der Liechtenstein-Galerie zu Wien eine Scene
dar, die dem verliebten Blumenspiel auf dem Prager
Bilde sehr verwandt ist und die besonders koloristisch
dem Prager Bilde auffallend nahe steht. Zufälliger-
weise habe ich beide Bilder kurz nach einander
gesehen, so dass ich die Vermutung mit einiger
Zuversicht aussprechen darf, auch das Prager Bild
sei von A. v. Boonen.

Zu Nr. 119, einer Winterlandschaft vom alten
Peeter Brueghel oder aus dessen unmittelbarer Nähe,
merke ich nur nebenbei an, dass sie dieselbe Kompo-
sition zeigt, wie das signirte Winterbild in der
kaiserlichen Galerie in Wien Nr. 754, wie eine alte
Kopie in der gräflich Harrach'schen Galerie in Wien
und wie eine etwas jüngere Kopie in der Neapeler
Galerie.

Die Signatur von Nr. 705, dem sogenannten
Esmas v. d. Velde, halte ich für falsch und zwar
wegen der befremdenden Farbe.

Bei Nr. 151 von Hans v. Conincxloo möchte ich
darauf hinweisen, dass nach einer Vergleichung, die
ich aus dem Gedächtnis gemacht habe, die Gruppe
des Herkules im Olymp, welche auf dein Prager
Bilde dargestellt ist, dieselbe ist, die auf dem großen
Stich des H. Goltzius nach dem B. Spranger'schen
Olymp vorkommt. Dies nur eine Anregung zu
weiteren Studien, die ja wohl den Prager Kunst-
gelehrten näher liegen, als mir. Sie mögen dann
auch die Angaben des Kataloges der Galerie zu
Embden über Hans van Conincxloo tüchtig ausnützen.

Wien, 10. Oktober 1892.

Dr. TU. v. FKIMMEL.

DER KNAHK MIT DEM PFEIL.

ARCHÄOLOGISCHE HUliOB KSK K
VON GUIDO TOI'F.
Zur Feier des Sieges, den Lysander über die
Athener bei Agospotamoi erfochten hatte, wurde in
Korinth eine Festfeier vorbereitet. Einige Jäger,
welche ausgegangen waren, um für die Festmahl-
zeiten Wildbret zu liefern, trafen an einer Quelle
zu gemeinsamem Jagd früh stück zusammen. Wäh-
 
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