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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Burckhardt, Daniel: Eine Dürer-Zeichnung aus dem Jahre 1497
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0093

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173

Büclierschau.

174

Thausing bemerkte in seinem oben angeführten Auf-
satze, wo wir auch ein Faksimile der betreffenden
Inschrift finden, dass die Form der Ziffern des Da-
tums — vornehmlich die der 7 — für das 15. Jahr-
hundert paläographisch unmöglich sei und dass so-
mit die ganze Inschrift eine neuere Fälschung sein
müsse. Diesem Machtspruch entgegen muss ich
meinerseits behaupten, dass die Ziffern der Zahl 1497
keinen einzigen Zug enthalten, der uns verbietet,
das Datum für gleichzeitig zu halten; das Mono-
gramm Dürer's ist natürlich falsch. Aber was steht
denn der Annahme entgegen, dass die Stuttgarter
Kopie in nächster Nähe Dürer's vielleicht auf Bestellung
entstanden sei und dass der Kopist — möglicher-
weise ein Gehilfe Dürer's, — dem die Entstehungs-
zeit des Originals wohl bekannt war, auch ohne
dass sich ein Datum darauf vorfand, auf der Kopie
diesem Mangel abhalf? Künstliche Mittel, um die
Gleichzeitigkeit der Stuttgarter Inschrift zu be-
kämpfen, sind ja bald zur Hand, aber wohin sollte
denn eine Forschung führen, welche grundsätzlich
jegliches Aktenmaterial, welches nicht in den Rah-
men der aufgestellten Hypothese passt, als unecht
verwirft ?

Kurz, meine Ansicht geht dahin, dass das
Datum 1497, welches so trefflich mit der augen-
scheinlichen Entstehungszeit der Wiener Zeichnung
übereinstimmt, auf keinen Fall anders als gleichzeitig
entstanden sein kann. Da das Wiener Blatt in
seinen unteren Partien stark verwaschen ist, dürfen
wir aber immerhin auch noch an die Möglichkeit
denken, dass es einst selbst datirt und monogrammirt
gewesen sei.

Sollten diese Zeilen dazu beitragen, die Auf-
merksamkeit der Forscher auf dieses heute fast ver-
gessene und doch so charakteristische Jugendwerk
Dürer's zu lenken, so haben sie ihren Zweck erreicht.

Nachschrift. Das als Kopfstück benützte St. Katha-
rinenbildchen ist ein Werk aus Dürer's Basler Zeit
und gehört einem kleinen Cyklus von Heiligendar-
stellungen an, welche Dürer für die Offizinen Furter
& Bergmann von Olpe geschaffen hatte. Trotzdem
die heil. Katharina meines Wissens erst seit 1496
in Basler Drucken vorkommt, ist sie jedenfalls schon
zu Beginn des Jahres 1494 auf den Stock gezeichnet
worden, denn die übrigen Heiligenbilder dieser Folge
kommen bereits in dem Druck „Sebastiani Brant in
laudem virginis Marie carmina. Basel 1494" vor
(Stockmeyer & Reber 129, 1). Zu diesem Cyklus ge-
hört auch der in meiner Schrift „A. Dürer in Basel",
S. 29 reproduzirte St. Sebastian, welcher übrigens

schon in einem Furter'schen Druck verwandt worden
ist, der älter als das oben genannte Brant'sche Werk
zu sein scheint.

Näheres über die in Basel entstandenen Werke
Dürer's werde ich binnen kurzem publiziren; zugleich
werde ich den Nachweis erbringen, dass Dürer oft
Holzstöcke mit Terenz - Illustrationen, deren figür-
licher Teil von anderen Meistern herstammt, mit
landschaftlichen und architektonischen Hintergründen
versehen hat; vielleicht thue ich auch gut, jetzt
schon zu bemerken, dass Lippmann mit seiner Ver-
mutung, der auf einem der Terenzstöcke vorkom-
mende Name „Formysen" werde auf den Holzschneider
zu beziehen sein, Recht behalten hat.

DANIEL BURCKHARDT.

BÜCHERSCHAU.
Wolfgang Heibig, Führer durch die öffentlichen Samm-
lungen klassischer Altertümer in Eom. 2 Bände.
Leipzig, Karl Bädeker, 1891. — Gebd. 12 Mk.
Weit später als er vorhergesehen, gelangt der Un-
terzeichnete dazu, der Einladung der Redaktion folgend,
von dem genannten Werke Nachricht zu gehen, welches
inzwischen durch eine volle Eeisesaison in der Hand
zahlreicher Besucher der römischen Museen praktisch
den Beweis seines Wertes geliefert hat.

An Jüngere Archäologen und gebildete Laien"
wendet sich in gleicher Weise das Buch, und die einen
wie die anderen werden in demselben in der That ihre
Rechnung finden. Dem jüngeren Archäologen gewährt
das Werk für seine Studien in den römischen Museen,
ähnlich wie Friederichs-Wolters' Beschreibung- der Ber-
liner Gipsabgüsse, nur zum Teil mit noch weiter ge-
steckten Zielen, eine seit langem entbehrte Einführung,
die ihn nicht nur in gegenständlicher und kunstgeschicht-
licher Hinsicht zu jedem der behandelten Denkmäler
rasch über den gegenwärtigen Stand der Forschung
orientirt, sondern ihm auch für jenen Teil der Schulung,
der nur vor den Originalen gewonnen werden kann, wie
das Beurteilen von Ergänzungen, Überarbeitungen und
sonstiger technischer Details, eine wertvolle Anleitung
giebt. Und auch dem einer solchen Einführung nicht
mehr Bedürftigen wird das Buch durch die sorgfältige
Zusammenstellung der Litteratur, die stete Berücksich-
tigung der Fundumstände u. s. w. sowohl vor den Mo-
numenten selbst als auch am Arbeitstische willkommene
Dienste leisten. Der Laie aber, der den Denkmälern
des Altertums in den römischen Museen eingehendere
Aufmerksamkeit widmen will, wird es mit Freude be-
grüßen, nun endlich über die knappen Angaben der
Reisebücher hinaus eine Führung zu besitzen, die aus
der verwirrenden Masse das Interessante für ihn heraus-
greift und, indem sie in einer von besonderen fachlichen
Voraussetzungen freien Darstellung ihm Verständnis und
 
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