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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Böck, Rudolf: Die Jahresausstellung im Wiener Künstlerhause, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0194

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375

Kunstblätter. — Nekrologe.

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loci beeinflusst, in geschlossener Reihe erschienen
als stolze, sieghafte Phalanx. In prävalirender Weise
ist das Porträt aus aller Herren Ländern vertreten:
der einfache schlichte Bürger, der vermögliche
Fabriksherr, schöne Frauen und Mädchen aus allen
Kreisen der Gesellschaft, ernste Gelehrte,, hohe
Aristokraten und selbst ein gekröntes Haupt, Fer-
dinand von Bulgarien auf dem staatmachenden
Prunkbilde von Benczur. Das weitaus interessanteste
und wir sagen es geradeheraus beste Werk hat
Gustav Klimt in seinem bewegten „Zuschauerraum
des Theaters in Totis" gebracht. Hätte es der
Meister nicht schon hundertmal anderweitig be-
wiesen, dass er im Großen und im Kleinen wie kein
zweiter das Leben in der Wiedergabe von Form und
Farbe beherrscht, er hätte es damit gethan. Die
Bewegung in den Gruppen, das Lokalkolorit, der
ganze Theaternimbus, alles ist unvergleichlich. Un-
sere einheimischen Künstler, der gefällige Eugen
von Blaas, der kernige Kasimir PoahwcUshy, der ele-
gante Horowitz mit seinem sprechenden Portrait Pulsz-
ky's, der Kolorist Benczur, der peinlich genaue l'Alle-
mand, und im Porträt auch der roh verlästerte
Griepenkcrl, der schneidige Wilda, der ehrliche Julius
Schmid und Krämer als Impressionist, der noch
manche Härte verlieren sollte, haben wie auch noch
eine Reihe anderer ihr Bestes und damit wirklich
Vollendetes gebracht. Von ausländischen Werken
sind das Frauenporträt mit dem herrlichen Neufund-
länder von Bennewitz, die Porträts von Brütt und be-
sonders Man; die reizende Frau Ferraris durch getreue
Reproduktion schwieriger Lichteffekte bedeutend. Eine
Reihe vortrefflicher Werke in Pastell, besonders
von den einheimischen anerkannten Meistern in
diesem Fache, dem wahren Salonlöwen Clemens von
Pausinger, von Mehoffer, Fröschl, Michalek, der auch
als Radirer excellirt, und Bunxl schließen würdig
das Kapitel Porträt. BUD. BÖCK.

(Schluss folgt.)

KUNSTBLÄTTER.

A. R. Eine neue graphische Reproduktion der Sixtinischen
Madonna. Der Maler Max Horte in Berlin, ein Schüler der
dortigen Akademie, der sieh später bei J. Lefebvre und
B. Constant in Paris weitergebildet hat, hat sieh seit einigen
Jahren auch als Radirer mit Glück versucht, besonders in
der Wiedergabe eines Wandgemäldes „Columbus vom hohen
Rat in Salamanea verhöhnt", das der italienische Künstler
Nicolaus Barabino für einen Palast in Genua ausgeführt hat.
Jetzt hat er sich, ganz auf eigne Hand, ohne Unterstützung
eines Verlegers, an eine Reproduktion der Sixtinischen
Madonna gewagt, für die er einen Maßstab gewählt, der
wenigstens durch die Größe (89 cm Höhe bei G5 cm Breite)

alle früheren graphischen Nachbildungen des berühmten Ge-
mäldes übertrifft. In der Behandlung der Einzelheiten hat
sich der Künstler aber nicht die der Radirung zustehende
Freiheit zu Nutze gemacht. Er hat vielmehr alle Details,
vornehmlich die Bildwebereien auf der Casula des hl. Sixtus
und das Gewimmel der Cherubim im Hintergrunde, zu klarer
Anschauung gebracht, so dass er darin selbst nicht hinter
der subtilen Arbeit des Mandel'schen Stiches zurückgeblieben
ist. Darüber hat er den geistigen Gehalt des Originals keines-
wegs vernachlässigt. Er hat vielmehr den schier unergründ-
lich tiefen Ausdruck der Köpfe im allgemeinen richtig, mit
schlichter und naiver Empfindung, den Mitteln seiner Kunst
gemäß widergespiegelt. Die koloristische Haltung des uns
vorliegenden Probedrucks ist tiefer gestimmt als die des Ge-
mäldes. Es sind noch Unklarheiten und rußige Stellen vor-
handen, die aber durch eine Überarbeitung der Platte, viel-
leicht auch schon durch geschickten Druck beseitigt werden
können. Wir empfehlen die Platte der Beachtung der Kunst-
händler und Kunstvereine, die mit ihrem Erwerb einen glück-
lichen Griff machen dürften.

NEKROLOGE.

%* Der Berliner Kunsthändler Honrath, Inhaber der
Firma Honrath und van Baerle, ist am 19. April im Alter
von 55 Jahren in Großlichterfelde bei Berlin gestorben.

*^* Die polnische Porträtmaler in Anna Bilinska ist
Mitte April in Warschau, 35 Jahre alt, an einem Fieber ge-
storben. Sie hatte sich in Paris gebildet und war dort
schnell eine beliebte Bildnismalerin der aristokratischen
Welt, besonders der Russen und Polen, geworden. Ihre durch
glänzende malerische Technik und durch Energie der Cha-
rakteristik gleich ausgezeichneten Bildnisse und figürlichen
Studien haben ihr auch auf den internationalen Ausstellun-
gen in Berlin und München hohe Anerkennung erworben.
1891 erhielt sie in Berlin die kleine goldene Medaille.

*„* Der Oenremaler Franx, Kels ist am 20. April, 65
Jahre alt, in Düsseldorf gestorben. Er hat sich besonders
in gemütvoller Darstellung des Familienlebens der west-
fälischen und rheinischen Landleute ausgezeichnet.

H. A. L. Am 4. April starb zu Meißen der Maler Ernst
Moritx. Pappermann. Wie aus seinen eigenen, von Loose
in den Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt
Meißen, Bd. II, Heft 2, S. 274 abgedruckten Aufzeichnungen
hervorgeht, war er am 28. Oktober 1830 in Meißen geboren
und auf der Dresdener Akademie unter Bendemann's Leitung
zum Maler ausgebildet worden. Seit dem Jahre 1854 war
er als Porzellanmaler an der Kgl. Manufaktur in Meißen
thätig und galt dort für einen der besten Vertreter seines
Faches. Auch als Porträtmaler erfreute er sich in Meißen
eines begründeten Rufes.

w. Kassel. Der hier am ersten Ostertage verstorbene,
als Bildhauer und Maler rühmlichst bekannte, sowie durch
seine gewinnende Persönlichkeit selbst allgemein beliebte
Prof. Robert Cauer war als zweiter Sohn des Bildhauers
Emil Cauer am 13. Februar 1831 in Dresden geboren, wandte
sich anfangs der Malerei zu und studirte im Jahre 1850
unter Sohn und Schadow in Düsseldorf. Später als Bild-
hauer thätig, schuf er eine Reihe trefflicher Porträtbüsten
(u. a. von Kaiser Wilhelm I.), Märchengestalten und Grab-
monumente, und zahlreiche andere Werke. Nach längerem
| Aufenthalt in Kreuznach und in Rom siedelte der Künstler
vor wenigen Jahren nach Kassel über, wo er besonders als
Porträtmaler (in Pastellgemälden) Bedeutendes leistete. Sein
frühes Ende findet allgemeine Teilnahme.
 
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