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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Böck, Rudolf: Die Jahresausstellung im Wiener Künstlerhause, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0210

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407

Bücherschau.

408

Ausführung verwendet worden wäre. — Adalbert KossaKs
„Hoch Habsburg" verfehlt in seinen visionären Ge-
stalten österreichischer Krieger aus früheren Jahr-
hunderten die beabsichtigte Wirkung: das sind keine
geträumten Geister, sondern in einer Maskerade mit-
laufende Leute von Fleisch und Blut. Technisch
lässt die Arbeit, wie wir es von Kossak gewohnt
sind, keinen Wunsch über. — Ganz unzureichend
ist Goltz in seiner Dichterweihe. Innere und äußere
Unebenheiten die schwere Menge, welche die geringe
poetische Kraft des Autors zeigen, der in der reali-
stischen Wiedergabe von Genrescenen seine Lorbeeren
finden wird. Nur andeutungsweise: Wie stellt es
mit dem warmen Licht von links und dem kalten
von rechts, wenn im Hintergrunde die Sonne steht —
oder soll es der Mond sein? Und die stumpfe Aus-
druckslosigkeit der Typen! Woher die Passions-
blume in den Händen dieser sehr irdischen Göttin?

RÜD. BÖ CK.

(Schluss folgt.)

BÜCHERSCHAU.
Griechische Kunstgeschichte von linnrieh Brunn.
Erstes Buch: Die Anfänge und die älteste deko-
rative Kunst. München, Verlagsanstalt für Kunst
und Wissenschaft (vormals Fr. Bruckmann). 1893.
XIV und 185 S. 8.

Schneller als wir es gehofft, ist auf die „Grie-
chischen Götterideale" des Münchener Jubilars dessen
seit Jahren vorbereitete Kunstgeschichte Griechen-
lands gefolgt. Nur mit Widerstreben — das ent-
nimmt man der Vorrede — hat sich Heinrich Brunn
dazu entschlossen, seine schon vor mehr als zwanzig
Jahren begonnene Arbeit abzuschließen: mitten in
den Gang der Arbeit fielen Schliemann's epoche-
machende Funde, dann die Entdeckungen in Olympia
und Pergamon, endlich die jüngsten Ausgrabungen
auf dem Boden Griechenlands hinein, an deren Ver-
anstaltung Franzosen, Engländer, Amerikaner, Oster-
reicher und Griechen selbst wetteifernd Anteil haben;
zu dieser fortwährenden Bereicherung des Materials
und der dadurch herbeigeführten Verschiebung der
wissenschaftlichen Standpunkte nehme man Brunn's
eigentümliche Forschernatur, die mehr auf sorgsam er-
wägende Analyse, als auf rasch entscheidende Synthese
gerichtet ist. Niemanden kann es da Wunder nehmen,
wenn er sieht, dass dem Verfasser das endlich denn
doch gebieterisch sich aufdrängende „manum de ta-
bula" nicht leicht geworden ist und dass wir in dem
vorliegenden Buche — wie der Autor sich selbst
ausdrückt — „nicht eine vollständige und alles er-
schöpfende Kunstgeschichte", sondern nur die „not-

wendige Unterlage für einen Neubau" derselben er-
halten. Es sind in Wirklichkeit eine Reihe von
Detailuntersuchungen feiner und eindringlichster
Art, selbstverständlich mit vollster Herrschaft über
das ganze große Material geführt und von zahlreichen
trefflich gewählten Abbildungen begleitet: für jeden,
der sich in die Tiefen der Kunstentwickelung von
Althellas einweihen lassen will, die beste nur denk-
bare Unterweisung, dem größeren Publikum jedoch
schwer zugänglich.

Das erste Buch des Werkes, das uns bis jetzt
allein vorliegt, lässt von der plastischen Herrlichkeit
der hellenischen Kunst noch nicht viel ahnen. Es be-
handelt nur die Anfänge der Bauthätigkeit und der
dekorativen Künste, für deren bessere Erkenntnis die
letzten zwei Decennien bekanntlich besonders er-
giebig gewesen sind. Die älteste, sagenhafte, vor-
homerische Zeit, für welche die primitivsten Funde
von Mykenae, dann die sogenannten Inselsteine, die
Vasen aus den Gräbern beim Dipylon in Athen und
die Goldbecher von Vaphio als charakteristische
Hauptdenkmäler gelten dürfen, lässt uns bereits das
Ringen eines einheimischen Elementes mit dem
fremden erkennen. Letzteres ist in seinen Grund-
lagen orientalisch und wurde den Griechen über
Phönizien und Kleinasien zugetragen; die Goldbecher
von Vaphio sind die vollendetsten Schöpfungen dieser
Kunstrichtung. Ersteres, das einheimische Wesen,
der Keim des späteren Hellenischen, scheint nord-
griechischen Ursprungs zu sein; es manifestirt sich
in den Vasen des sogenannten „geometrischen Stils",
und zwar als gegliederter Raum, als organische Form,
als Verbindung verschiedener Gestalten zu einer
Komposition, „nicht nur im liaum, sondern auch in
der Unterordnung unter einen geistigen Gedanken."

Dieses Prinzip der hellenischen Kunst musste
sich jedoch erst durch innige Durchdringung mit
fremden Anschauungen stärken, bevor es zur vollen
Entwicklung gelangen konnte. Das nächste Stadium
solcher Verflechtung mit äußeren Einflüssen zeigt
uns die Kunst bei Homer. Brunn hat diesem Ge-
genstande bereits vor Jahren eine Spezialunter-
suchung gewidmet. Ausführlich legte Heibig die
gesamten Kulturverhältnisse des epischen Zeitalters
in seinem bekannten Buche dar. Die neue Darstel-
lung Brunn's hat beides zur Grundlage und führt
die darauf beruhenden Anschauungen in bestimmterer
Fassung weiter. Für die Technik der homerischen
Schilde bieten ihm die in Mykenae gefundenen Dolch-
klingen, für die Komposition und den Stil der konzen-
trischen Reliefstreifen an den Schilden die norditalie-
 
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