Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5954#0014

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I

Personalien — Wettbewerbe — Denkmalpflege — Denkmäler

Weihnachten 1909, mitten in den Vorbereitungen für
den Züricher Auftrag, erwachte sie von neuem und war,
trotz der liebevollen Pflege der Gattin, trotz den von
edelster Menschlichkeit getragenen aufopferungsvollen Be-
mühungen Fausers, eines der besterfahrenen Ärzte in
Deutschland, nicht mehr zum Stillstand zu bringen. Noch
hat er einige leuchtende Blumenbilder, im Hochgebirg
diesen Sommer etwa hundert markige Landschaftszeich-
nungen geschaffen; noch durfte er es erleben, daß zahl-
reiche Kunstsammlungen, vor allem im Rheinland und in
der Schweiz, seine Werke begehrten, daß allenthalben die
Erkenntnis seiner Bedeutung erwachte. Aber als er fühlte,
daß es, menschlichem Ermessen nach, keine Rettung mehr
gebe, daß seine künstlerische Kraft erlahmen müsse, da
ist er aufrecht in den Tod gegangen, ruhig und klar, so
wie er stets im Leben war. Viel große Entwürfe und
viel Hoffnungen der Kunstfreunde sinken mit ihm ins Grab.
(An den größeren, illustrierten Aufsatz über Brühlmann in
der »Zeitschrift für bildende Kunst« N. F. XXI Heft 11, sei
erinnert.) jui. Baum.

X Am 11. September starb in Stuttgart Prof. Otto Rieth,
eine der führenden Persönlichkeiten der Berliner Architekten-
schaft, die in den letzten Jahren freilich mehr und mehr
in den Hintergrund getreten war. So konnte es auch
kommen, daß sein Tod fast unbeachtet blieb und erst mit
wunderlicher Verspätung in der Öffentlichkeit ein Echo
weckte. Doch Rieth war einer von denen, die eine histo-
rische Rolle spielten: er bildete das Mittelglied zwischen
Wallot und der jüngeren Generation der deutschen Monu-
mentalarchitekten. Wie sein Lehrer und Meister Wallot
kam er von der Renaissance-Architektur her, die er im
Sinne der Frankfurter Schule frei fortzubilden suchte. Sein
Streben war dabei von vornherein auf starken und großen
Ausdruck gerichtet. Das sprach sich zuerst in der reichen
Verwendung des Ornaments aus, in der er als Helfer
Wallots am Reichstagsbau schwelgen durfte. Daß Rieth
dabei gelegentlich das Augenmaß verlieren konnte, zeigte
sich später in seiner bekanntesten Arbeit: dem Palais Staudt
an einer Ecke der Tiergartenstraße zu Berlin, das mit
seiner eigenwilligen Formgebung den Rahmen der Straße
zu sprengen droht. Aber Rieths eigentliche Begabung
offenbarte sich erst in seinen Phantasien und Skizzen, die
er dem Papier anvertraute. Hier ist alles auf die monu-
mentale Fügung der Massen, Formen, Linien, auf die Ver-
deutlichung großer Raumvorstellungen gerichtet. Vor diesen
großartigen Entwürfen, die den Bruno Schmitz, Wilhelm
Kreis und den ihrigen entscheidende Anregungen gaben,
versteht man, daß Rieth das famose, derbe Wort geprägt
hat: »Der Pilaster ist die Hure der Architektur« — freilich
hat der, der diese Lapidarformel prägte, sich in praxi selbst
auf die Abwege verlocken lassen, die er damit kennzeichnen
wollte. Doch was er in jenen Skizzen hinterlassen hat,
besitzt unverlierbaren Wert. Rieth war am 9. Juni 1858
in Stuttgart geboren, wo er auch von 1877—1881 zuerst
studierte. In Berlin wirkte er als Lehrer an der Unterrichts-
anstalt des Kunstgewerbemuseums.

PERSONALIEN

Der Leipziger Universitätsprofessor Geheimer Hof-
fat Dr. Theodor Sch reiber beging am 1. Oktober das
Jubiläum 25 jähriger Tätigkeit als Direktor des Leipziger
städtischen Museums der Bildenden Künste.

Die Berliner Sezession hat Ferdinand Hodler zu ihrem
rennutgiiede ernannt. Der Künstler hat die Wahl ange-
geöffnet AHodler hat auf die jetzige, bis zum 1. Oktober
und iü 6 "ur|g der Sezession eine Reihe seiner älteren
] ngeren Arbeiten zu einer kleinen Sonderausstellung

gesandt. Die Sezession darf den Ruhm für sich in Anspruch
nehmen, Hodler seinerzeit mit dem Bilde des »Teil«, mit
dem »Rückzug nach der Schlacht bei Marignano« zuerst
in.Berlin gezeigt und dann in Sonderausstellungen wie 1905
gegen mannigfachen Widerspruch durchgesetzt zu haben.

Prof. Hubert Netzer-München ist nach Düsseldorf
übersiedelt, um dort an der Akademie eine Bildhauerklasse
zu übernehmen.

Stadtbauinspektor Dr.-Ing. Höhle in Rixdorf ist zum
Stadtbaurat in Harburg a. d. E. gewählt worden. Dr.-Ing.
Höhle übernahm vor drei Jahren die technische und
geschäftliche Leitung bei umfangreichen Hochbauten der
Stadt Rixdorf und war in letzter Zeit besonders bei den
künstlerischen Entwürfen für die großen Schulneubauten
der Stadt beteiligt.

Der Kunstxylograph Richard Brend'amour in Düssel-
dorf vollendet am 16. Oktober d. J. sein 80. Lebensjahr.
Er wurde 1831 in Aachen geboren und studierte in der
Kunstschule Köln von 1850—53. Er gründete am 25. April
1856 die xylographische Kunstanstalt seines Namens in
Düsseldorf, die den außerordentlichen Aufschwung der
illustrativen Holzschneiderei miterlebte und lange Jahre die
unbestrittene Führung in diesem Kunstzweige hatte.

Neuberufungen in die Architekturabteilung der Berliner
Technischen Hochschulen. An Stelle des hochbetagten
Julius Raschdorff und des verstorbenen Gotikers Professor
Christoph Hehl haben zwei Dresdner Architekten, Geheimer
Hofrat Professor Hugo Härtung und Karl Roth, eine
Berufung an die Berliner Hochschule erhalten.

WETTBEWERBE

Die Aktiengesellschaft Leonhard Tietz in Köln hatte
für ein Bauprojekt im Werte von 15 Millionen Mark einen
Wettbewerb ausgeschrieben, der mit 30000 Mark dotiert
wurde. Den ersten Preis im Werte von 10000 Mark erhielt
Professor Wilhelm /Cras-Düsseldorf; auch der zweite Preis
von 7000 Mark wurde ihm zugesprochen. Den dritten Preis
von 5000 Mark erhielt der Architekt Baldauf-München
und den vierten Preis im Werte von 4000 Mark Jacobs-
Bremen. Im ganzen waren 161 Entwürfe eingegangen.

DENKMALPFLEGE

X Die umfangreichen Renovierungsarbeiten, die im Laufe
des Sommers an der Klosterruine Chorin in der Mark
Brandenburg unter Leitung des schweizerischen Architekten
5. Meyer im Auftrage der preußischen Regierung in Angriff
genommen wurden, sind beinahe abgeschlossen. Das ge-
waltige gotische Langhaus der Klosterkirche hat ein festes
neues Dach erhalten, schadhafte Stellen des schönen Bau-
denkmals sind ausgebessert, eine Giebelwand, die sich zu
senken drohte, ist neu gestützt worden.

Conversano (Apulien). Die Schäden, welche die
Kathedrale durch den großen Brand erlitten hat, haben
sich als leichter erwiesen, als man befürchtete. Die Außen-
mauern und besonders die Fassade sind fast unversehrt,
so daß es möglich sein wird, die Kirche wieder ganz zu
restaurieren. An den Projekten wird schon gearbeitet und
man hofft im nächsten Frühjahr Hand an die Arbeiten
legen zu können.

DENKMÄLER
Ein Denkmal für Lombroso in Italien zu errichten
hat ein internationales Komitee beschlossen.

In Groningen, der Geburtsstadt Josef Israels, hat sich
ein Komitee gebildet, das für den verstorbenen Meister
 
Annotationen