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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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Bode, Wilhelm von: Denkmalpflege und Museen: eine Erwiderung
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5954#0046

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Personalien — Wettbewerbe

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Museum, enthalten zudem ihren Hauptbestandteilen
nach Sammlungen von Gegenständen, die von vorn-
herein für »Herbarien» bestimmt waren, die — wie
die Kleinbronzen, die kleinplastischen Arbeiten der
deutschen Renaissance, die Porzellanfigürchen, vor
allem die meisten Gemälde — gleich für Sammler,
für Kunstkammern und Galerien bestimmt waren.
Sie sind also in unseren modernen Museen keines-
wegs ihrer Bestimmung entzogen, sondern erfüllen
diese gerade, und es ist nun unsere Aufgabe — eine
Aufgabe, die gerade das Kaiser - Friedrich - Museum
sich zuerst gestellt hatte —, die Sammlungen in ge-
schmackvoller Weise und in einer stimmungsvollen
Umgebung und Ausstattung zu zeigen. Museen und
Denkmalpflege sind nie Feinde gewesen und der
Schlachtruf, den Professor Dehio von der einen Seite
ertönen läßt, wird hoffentlich keinen Widerhall von
der anderen finden. Beide müssen zusammengehen,
müssen sich gegenseitig helfen und stützen. Mit
einer Auflösung der Museen und der Verteilung ihrer
Schätze in die alten Rathäuser, Kirchen und Klöster
würde man ja doch nur eine Fälschung begehen,
würde man neue »Herbarien« anlegen, wenn auch in
alten Bauten, in denen die Kunstwerke aber selten
nur zu annähernd so guter Wirkung kommen dürften
als jetzt in den Museen. Zudem würden z. B. die
Altargemälde ihren alten Platz meist nicht einmal
wieder erhalten können; sind doch die Klöster und
Kirchen, aus denen sie, namentlich unter Napoleon,
in die Museen, besonders in den Louvre, gekommen
sind, aufgehoben. Und die Stilleben und Küchen-
stücke wird doch Professor Dehio schwerlich wieder
in Küchen und Fischläden hängen wollen, für die
sie gemalt wurden, oder die niederländischen Ge-
mälde, Landschaften und Porträts in die alten Häuser
von Holland und Belgien, für die sie bestellt waren
oder in denen sie gesammelt wurden!

Daß Professor Dehio den Berliner Museen die
Berechtigung einer internationalen Kunstsammlung
ebenso wie die einer nationalen aberkennen will, daß
er nichts weiß von der Bedeutung, die unsere Samm-
lungen als Lehrmittel haben (wie die keiner anderen
Stadt, London und Paris nicht ausgenommen) be-
weist einen Mangel an Kenntnis, der bei einem in
den Zeitungen als Kandidaten für die Stelle Wölfflins
genannten Dozenten der Kunstgeschichte besonders er-
staunlich sein muß. Sollte er die Berliner Museen
wirklich einmal recht kennen lernen, so würde er
auch ihre Bedeutung schätzen und anerkennen, und
er würde sehen, daß ihre Direktoren zugleich die
besten Freunde und Förderer der Provinzialmuseen
und des Denkmalschutzes sind.

PERSONALIEN

Dr. Otto Kümmel, Direktorialassistent und Leiter
r ostasiatischen Kunstabteilung der Berliner Museen,
"elt den Titel eines Direktors bei den Kgl. Museen.
r*lich übernahm Dr. Kümmel auch die Leitung der
"ntnlungen des Zeughauses.

pür Dr. Wilhelm Waetzoldt, den Bibliothekar bei den
'■ Museen, der, wie wir meldeten, in das Kultusmini-

sterium berufen worden ist, wurde die Vertretung in den
Bibliotheksgeschäften Dr. Sörrensen übertragen.

X München. Der bisherige Kustos an der alten Pina-
kothek Dr. Heinz Braune wurde zum Konservator an
dieser Anstalt, der wissenschaftliche Hilfsarbeiter Dr.
Walter Graeff zum Kustos ernannt.

Dr. Richard Hamann, Privatdozent an der Berliner
Universität, ist als ordentlicher Professor für Kunstgeschichte
an die Kgl. Akademie in Posen berufen worden; er wird
sein neues Lehramt sofort antreten.

X Der bisherige Trivatdozent der Kunstgeschichte an
der Berliner Universität Dr. Edmund Hildebrandt ist als
außerordentlicher Professor an die Universität Kiel be-
rufen worden. Man nimmt an, daß Hildebrandt zur Über-
nahme des Kieler Ordinariats ausersehen sei, das durch
die Berufung Carl Neumanns nach Heidelberg zurzeit er-
ledigt ist.

Der bisherige Lehrer an der Weimarer Kunsthoch-
schule, Prof. Hans Olde, wurde zum Direktor der Kgl.
Kunstakademie in Kassel ernannt. Wie es heißt, soll er
sein Amt bereits am 1. November antreten.

Der Kölner Architekt Franz Brantzky ist zum außer-
ordentlichen Mitgliede der Kgl. Kunstakademie in Düssel-
dorf gewählt und vom Kultusminister bestätigt worden.

Turin. Den Berliner Bildhauern Roch und Feuer-
hahn, die die künstlerischen Bildhauerarbeiten in den deut-
schen Repräsentationssälen auf der Internationalen Aus-
stellung in Turin hergestellt haben, wurde der Grand Prix
verliehen.

WETTBEWERBE

Am 1. November ist der Termin für die Einsendung
der neuen Entwürfe für das Bismarck-Nationaldenkmal
am Rhein abgelaufen. Entwürfe eingesandt haben die
in der ersten Konkurrenz preisgekrönten und diejenigen
Künstler, die damals Entschädigungen erhielten, insgesamt
dreißig. Ende November wird die Jury den zur Aus-
führung bestimmten Entwurf auswählen. Das Preisgericht
ist sechzehnköpfig. Von Künstlern werden ihm angehören:
Theodor Fischer, Ludwig Hoffmann, Hermann Muthesius,
Fritz Schumacher, Josef Floßmann, August Gaul, Max
Klinger, Louis Tuaillon, Eduard v. Gebhardt und Franz von
Stuck. Diesen zehn Künstlern stehen als Kunstgelehrte
gegenüber: Paul Clemen, Max Dessoir, Alfred Lichtwark,
Max Schmidt und Georg Treu; ferner der Geh. Kommerzien-
rat Kirdorf. Nach den in einer früheren Sitzung gefaßten
Beschlüssen soll für jeden an der Teilnahme verhinderten
Preisrichter ein Stellvertreter aus seiner Fachrichtung ein-
treten und zwar in einer im voraus festgesetzten Reihen-
folge.

Bei der im nächsten Frühjahr in Bremen stattfindenden
Ausstellung wird der Deutsche Künstlerbund zwei Villa-
Romana-Preise vergeben, während ein dritter Villa-Ro-
mana-Preis für die gleichfalls im Jahre 1912 in Chemnitz
stattfindende Ausstellung des Bundes, auf der nur graphi-
sche Arbeiten zugelassen werden, ausgeschrieben wird.

Für den Neubau eines Realgymasiums in Grünberg
in Schlesien erläßt der dortige Magistrat unter den im
Deutschen Reiche ansässigen Architekten ein Preisaus-
schreiben. Drei Preise von 3000, 2000 und 1000 M. werden
ausgesetzt, Ankäufe nicht preisgekrönter Entwürfe für je
500 M. sind vorbehalten. Einlieferung der Entwürfe bis
zum 1. Februar 1912.
 
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