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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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Mayer, August Liebmann: Die Rubensbilder der alten Pinakothek in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.5954#0156

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig, Querstraße 13
Neue Folge. XXIII. Jahrgang 1911/1912 Nr. 19. 8. März 1912.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur »Zeitschrift für bildende Kunst« monatlich dreimal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfaßt 40 Nummern.
Die Abonnenten der »Zeitschrift für bildende Kunst« erhalten die Kunstchronik kostenfrei. — Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt
eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Qewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E.A.Seemann,
Leipzig, Querstraße 13. Anzeigen 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen an.

DIE RUBENSBILDER DER ALTEN PINAKOTHEK
IN MÜNCHEN

Unter dem Titel »Anmerkungen zu den Rubens-
bildern der Alten Pinakothek in München« veröffent-
licht Ludwig Burchard in Nr. 17 der Kunstchronik
> Anmerkungen, die als Vorschläge zu Änderungen
und Zusätzen im Münchener Katalog gedacht sind«.
Neben zwei ganzen, recht dankenswerten Beobach-
tungen zur »Madonna im Blumenkranz« und »Christus
und die Reuigen« enthält der etwas prätenziöse Auf-
satz einerseits Exzerpte aus der Rubensliteratur, Er-
örterungen, die entweder mit den Münchener Bildern
direkt nichts zu tun haben oder sich über Dinge auf-
halten, die im Katalog gar nicht behauptet worden sind
— andererseits höchst subjektive Urteile über Eigen-
händigkeit und Qualität verschiedener Werke, die da
Herr Burchard ohne fest fundamentierte Beweise urbi et
orbi verkündet. — Es sei hier nur auf weniges im ein-
zelnen eingegangen. Nicht nur der Augenschein zeugt
von der Eigenhändigkeit des »Engelsturzes«, auch die
Geschichte seiner Entstehung spricht dafür. Der von
Burchard zitierte Brief stammt aus den ersten Vor-
verhandlungen; über die weitere Geschichte gibt der
Katalog Auskunft. Unverständlich geradezu ist es,
wie man an der Eigenhändigkeit des »Seneca« und
des »Meleager« in seiner jetzigen Form zweifeln kann.
Weder bei der »Gefangennahme Simsons« noch bei
dem Porträt des Kardinalinfanten Ferdinand hat der
Katalog die Eigenhändigkeit von Rubens in Frage
gestellt, wie es nach Burchards Ausführungen den
Anschein erweckt; es sind lediglich die abweichenden
Meinungen zitiert.

Rührend ist der Vorschlag, beim Selbstbildnis des
Künstlers mit seiner ersten Gattin oben ein viel-
leicht noch vorhandenes Stück Leinwand hervorzu-
ziehen. Das Bild ist oben nie auch nur einen Zenti-
meter größer gewesen. Man erkennt oben noch deut-
lich ein Stückchen ungrundierter Leinwand. Wahrhaft
erschütternd wirkt dann die Beweisführung, daß, weil
eine mäßige Kopie des »hl. Christoph« Anstückungen
aufweist, das Münchener Bild beschnitten sein muß!
Daß das oben zugefügte Halbrund bei dem »Kleinen
Jüngsten Gericht« nicht aus sehr viel späterer Zeit
stammt, ist ja auch die Meinung des Katalogs. Die Haupt-
sache hier ist doch, daß eben eine spätere, vielleicht
eigenhändige Anstückung festzustellen ist. Dieser ganze
Passus in Burchards Aufsatz war gänzlich überflüssig.

Die »Leichenfeier des Decius Mus« ist sehr wohl
eigenhändig, nur wurde diese Skizze ähnlich wie fast
alle Skizzen des Medicizyklus zu Ausgang des 17.,
spätestens zu Anfang des 18. Jahrhunderts bildmäßig
ergänzt. Hauser hat diese Bilder in den siebziger
Jahren des vergangenen Jahrhunderts zum Teil von
ihren Anstückungen und Übermalungen befreit, bei
dem »Decius Mus« sind noch einige Reste jener
späteren Übermalung geblieben. Ganz ähnlich liegt
der Fall bei der »Niederlage Sanheribs« und der
»Bekehrung Pauli«. Ob die Teilreplik der »Helene
Fourment« (Nr. 796) erst im 18. Jahrhundert entstanden
ist, scheint sehr zweifelhaft, da das Bild bereits im
Düsseldorfer Katalog von 1719 erwähnt wird. Das
»Waldinnere« ist von Bode, Glück und Tschudi
stets für eine Arbeit des Rubens angesehen worden.
Burchard muß sich daher damit abfinden, daß man
dieses interessante Stück doch nicht in Erlangen be-
lassen hat. AUGUST L. MAYER.

NEKROLOGE

X Am 19. Februar starb in Berlin, wo er geboren, stu-
diert, gelehrt und gewirkt, der Landschaftsmaler Albert
Hertel im fast vollendeten 69. Lebensjahre. Mit ihm ist
einer der Hauptrepräsentanten der älteren Berliner Schule
dahingegangen, ein Mitglied des Menzel-Knaus-Meyerheim-
Kreises, dem er künstlerisch wie freundschaftlich eng ver-
bunden war. Er gehörte noch zu der Landschaftergeneration,
die als verspätete Erbin der Heroiker vom Anfang des
vorigen Jahrhunderts, der Koch und Rottmann, auftrat und
demgemäß die Quelle ihrer künstlerischen Bildung immer
noch hauptsächlich in Italien suchte. Auch Hertel hatte
Jahrelang (1863—1867) sein Domizil in Rom, wo er sich
namentlich an Dreber anschloß, und stilisierte südliche
Szenerien, oft mit biblischer oder mythologischer Staffage,
waren sein Hauptgebiet. In seiner Frühzeit hatte er diese
Motive oft mit kräftigen Farben und einer warmen male-
rischen Tongebung vorgetragen; ein größeres Bild dieser
Art, das auf der historischen Landschafterausstellung am
Lehrter Bahnhof im Sommer 1905 auftauchte, überraschte
durch seine ungewöhnliche Qualität und lenkte den Blick
auf Hertels Jugendproduktion überhaupt zurück. Auch nordi-
sche, holländische und sogar Berliner Themata (»Sommer-
abend vor dem Brandenburger Tor«, 1874) packte er da-
mals recht resolut an. Später freilich verlor seine Malerei
jenen persönlichen Ausdruck und begnügte sich mehr und
mehr mit einem blassen und matten Kolorit, namentlich
im Aquarell, das er mit Vorliebe pflegte. Einen ganzen
Zyklus dieser Wasserfarbenbilder aus Rom und der Cam-
 
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