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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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317

Ausstellungen

318

topographisches wie historisches Interesse bietet. — Würde
endlich einmal Ruhe in den griechisch-türkischen Grenz-
gebieten eintreten, so könnte das an prähistorischen,
klassisch-griechischen und römischen Stätten reiche Maze-
donien der Altertums-Wissenschaft noch viele Arbeit bieten.

M.

AUSSTELLUNGEN

X In der Berliner Künstlerschaft tauchen allerlei
Pläne auf, das 25jährige Regierungsjubiläum des
Kaisers im Sommer 1913 durch eine besondere Ausstel-
lung festlich zu begehen. Vom »Verein Berliner Künstler«,
der neben der Akademie Unternehmer der großen Aus-
stellungen am Lehrter Bahnhof ist, ging dabei die inter-
essante Anregung aus, nach den langen Jahren des Zwistes
einmal Fühlung mit der Sezession zu nehmen, um eine even-
tuelle Beteiligung der modernen Gruppe an einer solchen
Jubiläumsausstellung in die Wege zu leiten. Die Sezession
ist auch prinzipiell auf dies Entgegenkommen eingegangen;
doch stellte sie natürlich ihre Bedingungen, die über das
von den Akademikern ihr gemachte Angebot eigener Säle
und eigener Jury hinausgehen und auf eine volle Beteiligung
an der ganzen Veranstaltung hinauslaufen. Um dies zu
ermöglichen, bedürfte es allerdings einer Abänderung der
Statuten der Ausstellung, und es erscheint vorläufig frag-
lich, ob diese sich in der genannten Richtung durchsetzen
läßt. Eher würde sich die Regierung, wie es scheint, zu
einer andersartigen »Reform« dieser Statuten entschließen;
denn es ist ein offenes Geheimnis, daß im Kultusmini-
sterium der Plan erwogen wird, ob man nicht lieber die
Organisation der Jubiläumsausstellung einem Einzelnen, ver-
mutlich einem Künstler, als Regierungskommissar über-
weisen soll. Wie sich die Verwirrung klären wird, steht
dahin. Die Aussichten auf eine Verständiguug der gesamten
Berliner Künstlerschaft zum Zwecke einer Huldigung für
den Kaiser in der gedachten Art sind jedenfalls vorläufig
keine großen. Voraussetzung dafür müßte allerdings vorerst
die Gewißheit sein, ob sie dem Kaiser selbst überhaupt
angenehm wäre. Ließe sich dies feststellen, so könnte ein
zu besonderer Gelegenheit inszeniertes Zusammenarbeiten,
das darum ja noch kein dauerndes zu sein braucht, manche
Gegensätze und Schroffheiten ausgleichen, die seit Jahr und
Tag im Berliner Kunstleben eine Rolle gespielt und mit
den Vorteilen, die jeder Kampf der Kunst bringt, doch auch
allerlei Schaden gestiftet haben. Die eigentümliche Hal-
tung, welche die Regierung in der ganzen Affäre einge-
nommen hat, hat in Künstlerkreisen um so mehr Verstimmung
und Mißtrauen geweckt, als die Künstlerschaft sich schon
seit Jahren in der unerquicklichen Angelegenheit des Päch-
ters des Ausstellungsrestaurants, dem sie erhebliche Zu-
schüsse leisten muß, vom Ministerium wenig freundlich
behandelt glaubt.

X Im »Graphischen Kabinett«, einem jungen Berliner
Kunstsalon für zeichnende Künste, trat ein nicht minder
junger Zeichner, Heinrich von Zobeltitz, ein Sohn des be-
kannten Schriftstellers Fedor von Zobeltitz, zum erstenmal
mit einer Serie von Federzeichnungen hervor, die in einer
eigenen Ausdrucksform eine sehr beachtenswerte Begabung
verrieten.

X Der Salon Cassirer zu Berlin hat eine große
Renoir-Ausstellung als Ehrung zum siebzigsten Geburts-
tage des Meisters (am 25. Februar) veranstaltet, die an
vierzig Werken seine Entwicklung vom Jahre 1873 b's ,n
die jüngste Zeit überblicken läßt. Die Serie beginnt mit
einer »Maison rouge«, einem Montmartre-Garten und dem
Porträt des Monsieur Tournaise und steigt dann herrlich
empor zu den Meisterwerken um 1880: dem entzückenden

Logenbilde, der großen »Femme au chat«, der Gruppe
einer jungen Frau .und eines Kindes auf einer Terrasse
zwischen sommerlichen Gärten, einigen Bildnissen, darunter
mehrere Gruppen, und einer wunderbaren Flußszenerie mit
Ruderbooten. In diesen Gemälden blüht Renoirs modernes
Rokokotum, seine jubelnde Lust an klingendem Farben-
reichtum, an kecken, hellen Akkorden zu hinreißenden
Wirkungen auf. Renoir war nie ein unmittelbar empfangen-
des und schaffendes Genie wie Manet, dem jeder Natur-
eindruck sofort zur malerischen Vision wurde: er ging stets
reflektierender vor, ordnend, disponierend, arrangierend, die
Wirklichkeit seinen Farbenabsichten zuliebe umgestaltend.
Die Triebkraft seiner Kunst ist eine neue Freude an der
Buntheit, die er zu heiteren Spielen des Auges kommandiert,
mit dem merkwürdigen Raffinement einer kultivierten Sinn-
lichkeit, die ohne Leidenschaft auskommt (während Manet,
so kühl er scheint oder scheinen will, keinen Strich ohne
Leidenschaft hinsetzte). In den späteren Jahren spürt man
diesen Mangel, der früher nicht so sehr die Aufmerksam-
keit herausforderte, weil er durch andere Dinge aufgehoben
wurde. Nur kommt statt der leuchtenden Buntheit oft ein
süßlicher und oft ein fahler Ton zutage, die beide recht
kühl lassen und in den letzten Werken des alten Herrn
um 1910 zu einer gewissen Starrheit führen. Aber auch
jetzt noch setzt die große Sicherheit in Staunen, mit der
Renoir blühendes Frauenfleisch, ein pikantes Gesichtchen,
die Gestalt eines jungen Mädchens wiedergibt, wenngleich
der strömende Reichtum der Palette versiegt ist.

-f- München. Am 2. März wurde die Frühjahrsaus-
stellung der Sezession eröffnet, in der diesmal auch
jüngere Künstler, die hier zum erstenmal zu Wort kommen,
zahlreich vertreten sind. Von anerkannten Künstlern älterer
Generation verdient besonders eine Kollektion von 125 Ar-
beiten Otto Greiners Interesse. Wir werden auf die ganze
Veranstaltung noch eingehend zurückkommen.

-f- München. Die k. b. Akademie der bildenden Künste
wird diesen Sommer in Verbindung mit der Münchener
Künstlergenossenschaft im Glaspalast eine Löfftz-Gedächt-
nisausstellung veranstalten. An die Besitzer von Werken,
insbesondere von figürlichen Darstellungen, des verstorbenen
Meisters, welche bereit wären, diese für die Ausstellung
eventuell zur Verfügung zu stellen, ergeht die ebenso höf-
liche als dringende Bitte, ihre Adresse sowie den Titel
des betreffenden Werkes dem Syndikat der k. Akademie
mitzuteilen.

+ München. Im Kunstverein soll kommenden Juni
eine Ausstellung stattfinden, »die über die gegenwärtigen
Bestrebungen auf dem Gebiet der monumentalen und deko-
rativen Malerei, gleichviel welcher Richtung informieren
will«. Vornehmlich soll jüngeren Künstlern die Möglichkeit
geboten werden, auf einem Gebiet zu Wort zu kommen,
für das sonst Ausstellungen und Kunsthandel wenig Raum
geben. Anmeldungen sind möglichst bald an den Kunst-
verein München zu richten.

+ München. Im Kunstverein wurde am 10. März
eine interessante Ausstellung hauptsächlich deutscher, öster-
reichischer, französischer und englischer Miniaturen eröffnet.
Uber die Veranstaltung wird noch ausführlicher berichtet
werden.

Die Leipziger Bildnismalerei von 1700 bis 1850

wird der Titel einer Sonderausstellung lauten, die im Stadt-
geschichtlichen Museum zu Leipzig vom 5. Mai bis 11. Juni
stattfindet. In Leipzig blühte, wie bekannt, im 18. und in
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine leistungsfähige
Bildniskunst. Neben den unbestrittenen Größen haben
sich zahlreiche zur Zeit nur wenig bekannte oder ganz
 
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