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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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Pollak, Oskar: Der heutige Stand der Poliphilus-Frage
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5954#0230

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Nekrologe — Personalien

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kunstgewerbliche Spezialwerkslätten für Buchholz-
schnitte bildeten, in denen auch die Vorzeichnungen
in eklektischer Kompilationsarbeit entstanden. Es sind
also individuell nicht scheidbare Werkstättenarbeiten,
bei denen die Suche nach einem Meisternamen von
vornherein fruchtlos ist. Trotz dieser einleuchtenden
und einwandfreien Feststellung hat es Poppelreuter18)
noch 1904 versucht, die Zeichnungen für Jugendarbeiten
des Palma zu erklären.

Auch die Zusammenstellungähnlicher venezianischer
Holzschnitte zu einer Gruppe um den Poliphilus-
Meister konnte infolge der prinzipiell falschen Ein-
teilungsgesichtspunkte lange nicht glücken. Stilkritische
Untersuchungen sind bei dem mehr handwerklichen
Charakter dieser Arbeiten auch überaus schwierig.
Zuletzt versuchte Kristeller folgende Gruppierung um
die Poliphilusschnitte: der Ovid von 1497, die Regulae
ordinum S. Benedicti von 1500 und die S. Caterina
di Siena von 1500.

Zum Schlüsse dürfte eine Bibliographie der ver-
schiedenen Ausgaben der Hypnerotomachia nicht un-
willkommen sein: Originalausgabe: »Hypnerotomachia
Poliphili, ubi humana omnia non nisi somnium esse
docet. Atque obiter plurima scitu sane quam digna
commemorat«. Am Schlüsse: »Venetiis mense decembri
M1D. in aedibus Aldi Manutii accuratissime.« (Trotz des
lateinischen Titels ist der Text in einem [freilich etwas
maccaroneischen] Italienisch geschrieben.) Die zweite
italienische Ausgabe: »La Hypnerotomachia di Poli-
philo etc. in Vinegia figlioli di Aldo, 1545«. Fran-
zösische Ausgaben: »Hypnerotomachie etc.«, Paris,
J. Kerver, 1546 (mit andern Schnitten); Neuauflagen
1551, 1554. 1561. Eine englische Ausgabe: »Hypner.
The strife of love in a dreame«, London, Waterson,
1592. (Ein Neudruck durch Andrew Lang in London
1890.) Eine freie französische Bearbeitung durch
Beroalde de Verville »Le tableau des Riehes Inven-
tions etc.«, Paris, Guillemot, 1600. (Neue Auflage
Paris, 1657.) Eine andere freie Übersetzung »Songe
de Poliphile, traduetion libre de Le Grand«, Paris,
Didot, 1804; ein Nachdruck davon die Ausgabe von
Parma, Bodoni, 1811. Die erste wörtliche Übersetzung
von Ch. Popelin »Le songe de Poliphile«, Paris,
Liseux, 1887. Das South - Kensington - Museum in
London gab einen Neudruck der Holzschnitte heraus.
(J. W. Appell, the dream of Poliphilus. Facsimiles
of 168 woodeuts in »Hypnerotomachia Poliphili«,
London 1893.) Endlich ist in England auch ein
vollständiger Faksimile-Neudruck des ganzen Werkes
erschienen. OSKAR POLLAK

13) Der anomyme Meister des Poliphilo (»Zur Kunst-
geschichte des Auslandes«, 20). Straßburg 1904.

NEKROLOGE
+ München. Prof. Gabriel Schachinger, der bekannte
Maler, ist am 9. Mai seinem schweren Leiden in Eglfing
erlegen. Er war am 31. März 1850 in hiesiger Stadt ge-
boren worden, hatte die Akademie unter Anschütz, Alexander
Wagner und Piloty besucht und in den Jahren 1876—78
mit Hilfe eines Staatsstipendiums Italien bereist. Nach
seiner Rückkehr aus dem Süden lebte er in München als
geschätzter Porträt- und Genremaler, wandte sich in späterer

Zeit aber der Stillebenmalerei zu, wobei er große, prächtige
Blumenarrangements bevorzugte. Auch im Gebiet der
dekorativen Malerei hat er sich verschiedentlich betätigt,
wie z. B. sein letztes Werk ein Plafondgemälde mit Eck-
vignetten für das Kurhaus in Wiesbaden war. Aus seinen
Werdejahren existieren Porträts, die die feine, tonige Be-
handlung des Leibikreises aufweisen und in der vor einigen
Jahren stattgehabten Ausstellung der Pilotyschule Aufsehen
erregten.

Der bekannte Kupferstecher Professor R.Ernst F.Mohn
ist am 13. Mai in Leipzig gestorben. Er war am 10. Januar
1835 in Dresden-Pieschen geboren, studierte auf der
Kgl. Kunstakademie in Dresden und trat dann dort in das
Akademische Kupferstecher-Atelier von L. Gruner ein.
Weitere Ausbildung suchte er in England. Von 1884 bis
1905 war er Lehrer an der Kgl. Kunstakademie und Kunst-
gewerbeschule in Leipzig. Von seinen Werken sind u. a.
zu nennen: Auf dem Monte Pincio, Auferweckung von
Jairi Töchterlein, Die Ehebrecherin vor Christus, verschie-
dene Genreszenen und ein Porträt Ludwig Richters.

In Düsseldorf starb der Landschaftsmaler Sophus
Jacobsen, ein geborener Norweger, im Alter von 75 Jahren.
Von den Werken des Künstlers, der an der Düsseldorfer
Akademie unter Gude studierte, besitzt die Gemäldesamm-
lung in Düsseldorf eine Rheinische Landschaft und die
Nationalgalerie in Christiania eine Herbstlandschaft.

PERSONALIEN
Hannover. Mit der Leitung des städtischen Museums
ist an Stelle des zum Leiter des Provinzialmuseums be-
rufenen Dr. Behncke der derzeitige Assistent Dr. Brinkmann,
ein Sohn des bekannten Hamburger Museumsdireklors Justus
Brinkmann, vorläufig auf ein Jahr betraut worden.

Zum Direktor des Verkehrs- und Baumuseums in Berlin
ist der Geh. Baurat Klopsen ernannt worden. Er ist
der Nachfolger des verstorbenen Geh. Baurates R. Meyer.

Berlin. Die Akademie der Künste hat den Bildhauer
Professor Ludwig Manzel für das Jahr, das am kommen-
den l. Oktober beginnt, zu ihrem Präsidenten gewählt. Er
tritt dort an die Stelle von Professor Artur Kampf, der im
vorigen Jahre, nachdem er schon einmal Akademie-Präsident
war, für den verstorbenen Geheimrat v. Großheim das
Präsidium übernommen hatte.

Ferdinand Keller wird am 5. August 70 Jahre alt.
Aus diesem Anlaß werden verschiedene Ehrungen des
Künstlers geplant, u. a. im Herbst eine größere Ausstellung
seiner Werke in Karlsruhe, seiner Heimatstadt.

Der Maler Kurt Tuch ist als Lehrer für Flächenkunst
an die Magdeburger Kunstgewerßeschule berufen worden
an Stelle des nach Köln gehenden Prof. F. Nigg.

+ Nürnberg. Der Architekt und Kunstgewerbler Prof.
Franz Brochier, seit 1897 Direktor der Kunstgewerbe-
schule in hiesiger Stadt, feierte am 16. Mai seinen 60. Ge-
burtstag.

Wien. Sezession. Bei den jüngst stattgefundenen
Ausschuß-Neuwahlen wurde Prof. Rudolf Bacher zum
Präsidenten, Max. Liebenwein, Ant. Nowak, AI. Hänisch,
Alfr. Hofmann, Prof. Rud. Jettmar und Jos. Stoitzner zu
Ausschußmitgliedern gewählt. Vom diesjährigen Aus-
schusse erscheinen bloß Liebenwein und Jettmar wieder-
gewählt, die übrigen, die eine Regeneration der Sezession
durch junge Kräfte anbahnen wollten, sind durchgefallen. Es
wäre sehr bedauerlich, wenn auf diese Weise die Sezession
allmählich den Zusammenhang mit der jungen Kunst-
bewegung vollständig verlöre. o. P.
 
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