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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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Bredius, Abraham: Kopien nach Rembrandt
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https://doi.org/10.11588/diglit.5954#0276

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Ac*D. t-ESEH.

KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig, Hospitalstraße 11 a
Neue Folge. XXIII. Jahrgang 1911/1912 Nr. 34. 26. Juli 1912.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur »Zeitschrift für bildende Kunst« monatlich dreimal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfaßt 40 Nummern.
Die Abonnenten der «Zeitschrift für bildende Kunst« erhalten die Kunstchronik kostenfrei. — Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt
eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E.A.Seemann,
Leipzig, Hospitalstraße IIa. Anzeigen 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen an.

=== Die nächste Nummer der Kunstchronik, Nr. 35, erscheint am 16. August ====-

KOPIEN NACH REMBRANDT

Zu dem interessanten Aufsatze Bodes über diesen
Gegenstand im Juniheft der »Zeischrift für bildende
Kunst« möchte ich mir ein paar Bemerkungen erlauben.

Allerdings gibt es (mit Ausnahme Jan Steens)
kaum einen holländischen Maler, der schon während
seines Lebens und kurz nach seinem Tode so viel
kopiert wurde wie Rembrandt. Sehr häufig kommen
die Wiederholungen einer großen Reihe von Bildern
des Meisters vor. Es ist auch sehr wahrscheinlich,
zuweilen nachweisbar, daß es oft seine Schüler waren,
die solche Kopien anfertigten, obwohl es auch viele
gibt, welche erst dem 18. Jahrhundert entstammen.

In einem Punkte bin ich anderer Ansicht als Bode.
Er glaubt, daß die sogenannte Saskia der Ermitage
(von 1652?), welche sich schmückt, eine Kopie Rem-
brandts nach seinem eigenen Bilde in Buckingham
Palace ist, nämlich vom Doppelbildnis von ihm und
der Saskia, das wir die Gelegenheit hatten auf der
Amsterdamer Rembrandt-Ausstellung in bestem Licht
gründlich zu betrachten.

Es war sehr bedauerlich, daß Bode diese Aus-
stellung wegen seiner schweren Erkrankung nicht be-
suchen konnte. Hätte er das Bild in diesem Lichte
gesehen, so wäre er, wie ich, zu der Überzeugung
gekommen, daß es unmöglich von Rembrandt ge-
malt sein kann. Es ist ein ödes, zum Teil sehr
schwach gemaltes Werk mit einer durchaus falschen
Bezeichnung: Rembrant fecit. Schon 1899 habe ich
in meiner Studie über einige Bilder dieser Ausstellung
in der »Zeitschrift für bildende Kunst« meine Zweifel
an Rembrandts Autorschaft ausgesprochen und an
Bol erinnert. Es ist merkwürdig, daß Bol sich und
seine Frau in einem ganz ähnlich komponierten Doppel-
bildnis gemalt hat. Vielleicht hat Rembrandt etwas
in den allerdings pompös gemalten Mantel hineinge-
malt, aber daß dieses hölzerne, steife, leblose Selbstporträt
mit den fatal schwach gezeichneten, Klauen ähnlichen
Händen und dem toten, starren Blick von Rembrandt
gemalt sein soll, kommt mir ganz unmöglich vor.
Dabei müßte es um 1640 gemalt sein — da bitte
ich z. B. an das Selbstporträt in Weimar, oder das
der Nationalgalerie zu denken — nein, Rembrandt
selbst ist hier ganz ausgeschlossen!

Bode erzählt hier eine kleine hübsche Geschichte
dazu: Rembrandt hätte 1656 alles verkaufen müssen,
auch dieses Bild, und sich zur Erinnerung an Saskia

die Petersburger Kopie aus dem großen Doppelbildnis
gemalt.

Wäre das so, dann hätte erstens das Doppelbildnis
in dem großen Inventar vorkommen müssen. Es ist
aber nicht darin erwähnt! Zweitens wäre diese,
wohl schnell gemalte Kopie ein breites, mehr skizzen-
haft und flott dahingestrichenes Bild geworden, während
das Petersburger Bild absolut den Eindruck eines
sorgfältig ruhig gemalten Werkes macht. Drittens ist
das Datum sehr schwer leserlich, manche lesen 1652,
andere wieder etwas anderes. Vor allem aber ist das
Petersburger Bild ein sicheres, echtes, echt bezeichnetes
Werk, während das falsch bezeichnete Londoner Bild
meines Erachtens kein Rembrandt ist, und die Malerei
vielmehr an Schülerhand denken läßt.

Dieser Schüler könnte Bol gewesen sein. In der
Juli-Nummer der Revue de 1'Art ancien et moderne
publizierte t'Hooft eine Studie über die Elisabeth-
Bas-Bol-Frage, und weist darauf hin, daß Bol mit
Vorliebe die Kleider seiner Porträts mit großen Falten
über einen Stuhl oder eine Balustrade wirft. So z. B.
auf seiner Radierung: »Philosophe en meditation«
(Bartsch 5) von 1642, er tat es auch bei Roelof Meulenaer
(1650), bei der Elisabeth Bas (um 1640), bei dem Porträt
des Quellinus (Rijks-Museum) und der alten Dame in
der Ermitage usw. Es fällt mir jetzt auch auf bei
diesem Bilde.

Wie wenig sympatisch mir eigentlich das Bild
auch ist, dennoch verrät das Dresdener frühe Doppel-
bildnis Rembrandts und der Saskia, eine viel größere
Lebendigkeit und ein viel leuchtenderes, klareres
Kolorit. Das Londoner Bild ist ein bilderbogenartiges,
schwaches, trübes Gemälde. Rembrandt sieht dabei
aus, als gehöre er gar nicht zur Frau, als wäre er da-
neben geklebt. Ich möchte besonders noch die Auf-
merksamkeit auf seine Hände lenken, die doch un-
möglich so von Rembrandt (um 1640!) gemalt sein
können.

Noch ein paar Bemerkungen. Ich hatte vor einigen
Tagen die Gelegenheit bei Herrn Fairfax Murray in
London den ganz frühen (um 1628/9) Gelehrten Rem-
brandts zu sehen, von Bode, nach einer alten Kopie
in Wiener Besitz, als No. 4 in seinem Rembrandt-
werke reproduziert. Hier ist kein Zweifel möglich:
Mr. Fairfax Murrays Bild ist das sichere Original.

Dann spricht Bode sich sehr ausdrücklich zugunsten
des Knabenporträts der Weberschen Sammlung aus,
 
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