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Universität Wien / Institut für Österreichische Geschichtsforschung [Hrsg.]
Kunstgeschichtliche Anzeigen — 1.1904

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An die Leser!
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Wickhoff, Franz: [Rezension von: Karl Justi, Michelangelo, Beiträge zur Klärung der Werke und des Menschen]
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Kallab, Wolfgang: [Rezension von: Michelangelo und das Ende der Renaissance von Henry Thode, I. Band]
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https://doi.org/10.11588/diglit.51382#0010

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die Hilfswissenschaften der Kunstgeschichte berücksichtigen, als das Bestim-
men von Kunstwerken, das in unseren Tagen durch die Theorie Giovanni
Morellis und durch Wilhelm Bodes vorbildliches Wirken so grosse Fort-
schritte gemacht hat, die altberühmte Kupferstichkunde und die Ästhetik.
Mir als dem ältesten unter ihnen haben sie die Redaktion dieser Anzeigen
übertragen. Sie hoffen, dass sich ihnen bald die ernsten wissenschaftlichen
Arbeiter in Deutschland anschliessen werden, so dass sich ein Kreis von
vom gleichen Streben beseelter Männer schliessen könne.
Wien, 1. November 1903. Franz Wickhoff.

Karl Justi, Michelangelo, Beiträge zur Klärung der Werke und
des Menschen. Mit vier Abbildungen. Leipzig, Breitkopf und Härtel
1900. 8° 430 SS.

Dieses Buch soll an der ersten Stelle in diesen Blättern genannt
werden, nicht als ob es noch nötig wäre, es lobpreisend zu nennen, nicht
als ob die Verehrung, die wir alle für seinen Autor empfinden, eines neuen
Ausdruckes bedürfte, sondern damit der Name Karl J u s t i s, gleichsam
zur Weihe, an der Spitze stehe. Hier ist ein grosser Künstler als grosser
Mensch gefasst und mit eindringlichster psychologischer Analyse gezeigt,
wie die Kunstwerke und ihre Schicksale aus dem Charakter ihres Schöpfers
hervorgehen. Was eine Herde von Tagesschreibern als ihre Forderung auf-
stellt, dass das Kunstwerk aus den individuellen Eigenschaften des Künst-
lers erklärt werde, ist hier in nie gesehener Vollkommenheit von einem
Manne geleistet, der als Menschenschilderer und Schriftsteller selbst ein
Künstler ist und in seiner Darstellung ein Kunstwerk schuf, dem sich nur
weniges in deutscher Sprache an die Seite setzen lässt. Nichts könnte jenen
Mob besser bezeichnen, als dass dieses Ereignis von ihm unbemerkt vor-
überging.
Da die Schilderung an zwei Kunstwerke anknüpft, die Sixtinische Decke
und das Grabmal, die die wichtigsten Perioden von Michelangelos Kunst-
schaffen ausfüllen, so kam fast alles zur Sprache, was für den Maler und
den Bildhauer, was für den Menschen wichtig war. Wir möchten deshalb
den Autor bitten, bei Veranstaltung einer neuen Auflage die Schilderung
der Jugend vorauszustellen, die Werke der späteren Jahre anzufügen, den
Dichter auf seinen Wegen zu begleiten und uns so ein vollständiges Leben
Michelangelos zu schenken, was um so nötiger wäre, als inzwischen der
Versuch gemacht wurde, diese harte, herbe, übermenschliche Gestalt in
Sirup weich zu sieden.
Wien. F r a n z W i c k h o f f.

Michelangelo und das Ende der Renaissance von Henry Thode.
I. Band. Berlin G.' Grote’sche Verlagsbuchhandlung 1902.
Eine umfassende Biographie Michelangelos gehört zu den dankbarsten
Aufgaben, welche die Kunstgeschichte zu vergeben hat. Der Geschieht-
 
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