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Universität Wien / Institut für Österreichische Geschichtsforschung [Editor]
Kunstgeschichtliche Anzeigen — 1.1904

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Wickhoff, Franz: [Rezension von: Bernhard Berenson, the drawings of the Florentine Painters classified, criticised and studied as documents in the history and appreciation of Tuscan art. With a copious catalogue raisonné; Bernhard Berenson, the study and criticism of Italian art; Bernhard Berenson, the study and criticism of Italian art, second series; Bernhard Berenson, Lorenzo Lotto, an essay in constructive art criticism, revised edition with additional illustrations]
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Dvořák, Max: [Rezension von: Adolph Goldschmidt, Studien zur Geschichte der sächsischen Skulptur in der Übergangszeit vom romanischen zum gotischen Stil]
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https://doi.org/10.11588/diglit.51382#0040

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sagen, er sei zu kostbar, um sich je mit Künstlern zweiter Ordnung, wie
den Carraccis, zu befassen. Da tut er sich selbst entschieden Unrecht.
Die Leute, die er in seinen Studien behandelt, stehen an künstlerischer
Bedeutung mit geringer Ausnahme hinter den Carraccis nicht etwa an.
dritter Stelle, sondern wie der- Spagna und der cremonesische Miniaturist
an dreiundfünfzigster. Berenson hat sie jedoch behandelt, weil er wie
jeder andere Forscher, der es mit seiner Wissenschaft ernst meint, dort
eingegriffen, wo er eine Lücke ausfüllen konnte, ganz unbekümmert, ob
er nicht zu fein sei für solche Dinge. Wo es not tut, näht die Stopp-
nadel gut, sie setzt nur Rost an, wenn sie in den Wolken stochert.
Die Bestimmung der einzelnen Zeichnungen zu besprechen wäre ver-
früht, es wird noch Zeit genug dazu bleiben, denn Niemand wird mehr
von toskanischer Kunst handeln können, ohne sich mit dem monumentalen
Werke Berensons auseinanderzusetzen. Es steht da als ein Markstein in
der Geschichte der neuen Kunst und sein Autor an einer ersten Stelle
auf ihrem Arbeitsfelde.
Wien. FranzWickhoff.

Adolph Goldschmidt, Studien zur Geschichte der
sächsischen Skulptur in der Übergangszeit vom roma-
nischen zum gotischen Stil. 47 Seiten Text in 4° mit
3 Tafeln in Lichtdruck und 45 Textabbildungen. Berlin
1902. G. Grotescher Verlag.
Im Gegensätze zur politischen Geschichte blieb die Geschichte der
Kunst im Mittelalter lange Zeit ein völlig steriles Gebiet, so dass man
fast geglaubt hätte, dies liege an der Materie. Während man schon längst
über die Geschichte der Kunst im 15. und 16. Jahrhundert einen ziem-
lich guten Bescheid wusste, blieb man bei der Erforschung der mittel-
alterlichen Kunst im ganzen und grossen unglaublich lange bei einer un-
glaublich oberflächlichen Auffassung des geschichtlichen Sachverhaltes stehen.
Wie lange hat es trotz dem seit den Anfängen der Romantik stets wachsen-
den Interesse für die Kunst des mittelalterlichen Altertums gedauert, bis man
nur erkannt hatte, wo sich die allerwichtigste Wendung in der Geschichte
der mittelalterlichen ja der ganzen christlichen Kunst, die Entstehung des
gotischen Stiles vollzogen hat. Die Hauptschuld daran mag das Nachleben
der klassizistischen Kunstanschauung haben, die bis auf den heutigen Tag
nicht aus der kunstgeschichtlichen Literatur verschwunden ist und die wohl
einen gewissen Leitfaden durch die Geschichte der Quattrocento- und Cinque-
centokunst bot, an den sich bequem alle Untersuchungen bis zu der In-
halts- und. zwecklosesten Dissertation angliedern konnten, die jedoch absolut
versagte, sobald man sich ihrer in der Kunst der vorangehenden Kunst-
perioden bedienen wollte. Entweder begnügte man sich damit, das ganze
Mittelalter als eine Vorstufe zu bezeichnen zu den Dingen, die später
folgten, man sprach von den erstarrten byzantischen Formeln u. s. w., oder
man suchte darin das, was dem philosophischen oder politischen Credo des
Autors entsprochen hat, wie etwa die Anfänge einer nationalen Kunst u. s. w.
Forscher, die sich der eigentlichen und einzigen wissenschaftlichen Aufgabe
 
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