Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Universität Wien / Institut für Österreichische Geschichtsforschung [Hrsg.]
Kunstgeschichtliche Anzeigen — 1.1904

DOI Artikel:
Kallab, Wolfgang: [Rezension von: Giorgio Vasari, Die Lebensbeschreibungen der berühmtesten Architekten, Bildhauer und Maler. Deutsch herausgegeben von E. Jäschke. II. Band. Die florentiner Maler des 15. Jahrhunderts]
DOI Artikel:
Wickhoff, Franz: [Rezension von: J. A. Crowe - G. B. Cavalcaselle, A history of painting in Italy, Umbria Florence and Siena from the second to the sixteenth century, Bd. I: Early Christian art; Bd. II: Giotto and the Giottesques XI]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.51382#0111

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
103

Reihe von Versehen *)> sondern fügt noch neue Irrtümer hinzu, unter denen
sich eine Reihe ärgerlicher Flüchtigkeitsfehler * 2) befinden. Schwierige Stellen
wie die Schilderung der perspektivischen Kunststücke Ucellos sind bis zur
Unverständlichkeit verballhornt. Die technischen und ästhetischen Kunst-
ausdrücke, deren Übertragung gerade bei Vasari Sorgfalt und Überlegung
erheischt, wenn nicht sein ästhetisches Raisonnement in der Übersetzung
auf lauter allgemeine Redensarten hinauslaufen soll, sind oft nicht einmal
so gut wie bei Schorn wiedergegeben3); selbst ganze Sätze fehlen.
Die Anmerkungen sind sehr ungleichmässig ausgefallen. Bald wird
man mit ganz unerwarteten Details behelligt, bald fehlt das Nötigste.
Dankenswert sind nur die leidlich vollständig gegebenen Nachrichten über
die Schicksale der Bildwerke. Von den Resultaten der kunstgeschichtlichen
Forschung, die das Vorwort zu verzeichnen verspricht, erfährt man recht
wenig. Sie sind ebenso willkürlich ausgewählt, wie die Hinweise auf die
moderne Literatur. Wenn schon die wenig bekannten Dissertationen von
Waldschmidt über Andrea del Castagno und von Haberfeld über Piero di
Cosimo zitirt werden mussten, so hätten auch die wichtigsten Aufsätze
und Studien der wissenschaftlichen Zeitschriften, des Jahrbuches der preussi-
schen Kunstsammlungen, des Repertoriums u. s. f. erwähnt werden können,
die oft viel bedeutender sind als die Monographien. Die florentinischen
Forschungen von Brockhaus, Steinmanns Werk über die sixtinische Kapelle
sind vollständig übergangen!
So kann diese neue Übersetzung des Vasari nur den allerbescheidensten
Ansprüchen genügen. Das ist schade, weil sie für eine Zeit den Markt für
eine bessere sperren wird. Hoffentlich entschliesst sich der Autor wenig-
stens dazu, bei einer genauen Durchsicht der noch ausstehenden Bände alle
Spuren der überhasteten Arbeitsweise zu tilgen, die dem jetzt erschienenen
anhaften.
Wien, Wolfgang Kallab.

J. A. Crowe & G. B. Cavalcaselle: A history of painting in Italy,
Umbria Florence and Siena from the second to the sixteenth century.
Edited by Langton Douglas, assisted by S. Arthur Strong. In six
Volumes illustraded London John Murray Albemarle Street 1903.
8°. Vol. I: Early Christian art XXV und 205 SS. und 44 Tafeln,
Vol. II: Giotto and the Giottesques XI und 317 SS. und 51 Tafeln.
Für eine neue Originalausgabe des bekannten Buches hätte man er-
warten können, dass das Wertvolle daran wäre bewahrt worden, das Über-
>) scende ~ hinaufsteigt (S. 39); nella testa del chiostro = zu Anfang des
Kreuzganges (S. 40).
2) coloro = Farbe (S. 123); dove sta il sacerdote, quando si cantano le messe
a sedere = wo der Priester sitzt, wenn die Messe gelesen wird (S. 26); se n’ andö
al vero riposo (dh. er starb) — setzte sich zur verdienten Ruhe (S. 83).
3) gagliardo — geschickt, capriccioso = wunderbar, sforzatissime attitudini
= gewaltige Stellungen. Masolino schreibt Vasari nicht .hohen Geist*, sondern
treffliche Anlagen (buonissimo ingegno) zu; in dem Leben der Pollajuoli wird
von geschmolzenen statt von geschmelzten Silberarbeiten gesprochen etc. etc.
 
Annotationen