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Universität Wien / Institut für Österreichische Geschichtsforschung [Hrsg.]
Kunstgeschichtliche Anzeigen — 1.1904

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Egger, Hermann: [Rezension von: Cornelius Gurlitt (Hrsg.), Beiträge zur Bauwissenschaft, Heft I-III]
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Dörnhöffer, Friedrich: [Rezension von: H. Röttinger, Hans Weidnitz der Petrarcameister]
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https://doi.org/10.11588/diglit.51382#0059

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jeder Hinsicht als mustergültig erscheint. Nach einer chronologisch ge-
ordneten, kritischen Übersicht über die hiebei in Frage kommende Lite-
ratur, in welcher die verschiedenen Ansichten kurz charakterisirt sind,
folgt ein historischer Teil, die Geschichte der Kirche. Auf Grund der
bisher publizirten einschlägigen Dokumente, der noch erhaltenen Inschriften
etc. werden die Gründung, der Neubau in der ersten Hälfte des 12., sowie
die Umbauten am Ende des 17. Jahrhunderts eingehend geschildert. Ein
eigenes Kapitel ist der Wiederherstellung der Kirche in den Jahren 1858
bis 1873 gewidmet, wobei der Verf. die vom Uffizio delle publiche costru-
zioni vor Beginn der Restaurirungsarbeiten angefertigten Aufnahmen seinen
eigenen im Texte gegenübersetzt und die durch Forcellini durchgeführte
Wiederherstellung einer kritischen Würdigung unterzieht, welche sich als
notwendig herausstellte, um das Alte vom Neuen zu trennen und beson-
ders jene Neuerungen auszuscheiden, welche nach dem subjektiven Ermessen
des leitenden Architekten ausgeführt worden waren. Der folgende Haupt-
abschnitt, der kunstgeschichtliche Teil, beginnt mit der Beschreibung der
vom Festlande (Altinum) übertragenen antiken Werkstücke, sowie der
Kapitelle und sonstigen ornamentalen Reste aus dem älteren Baue. An
dem Neubau des 12. Jahrhunderts werden stilistische Vergleiche mit der
Markuskirche gezogen, denen gewiss jedermann mit grossem Interesse fol-
gen wird. Einzig allein die angebliche Verwandtschaft in der Grundriss-
disposition (S. 44) erscheint uns stark bei den Haaren herbeigezogen, denn
um diese Zeit (erste Hälfte des 12. Jahrhunderts) war doch die Anlage
von S. Marco schon eine ausgesprochen zentrale; dass sie ursprünglich vor
dem Umbau unter dem Dogen Domenico Contarini ebenfalls eine basilikale
war, scheint Rathgens gar nicht bedacht zu haben. Den Beschluss bilden
die Untersuchungen über den Fussboden und den Dachstuhl, sowie über
die Mosaiken und den Campanile, unterstützt durch die hübschen eigen-
händigen Federzeichnungen und die sonstigen selbstgefertigten Aufnahmen
des Verf., welche dem Buche zur besonderen Zierde gereichen.
Hermann Egger.

Röttinger, H. Hans Weiditz der Petrarcameister.
Studien zur deutschen Kunstgeschichte Heft 50. Strassburg, J. H.
Ed. Heitz (Heitz und Mündel) 1904. 8° 112 SS. 2 Taf. in Lichtdruck
und 29 Taf. in Zinkätzung.
Obgleich die deutsche Buchillustration der Renaissance in ihrer Ge-
samterscheinung zweifellos zu den grossen Ereignissen der deutschen Kunst-
geschichte zu zählen ist, so fehlt doch viel daran, dass die ihr gewidmete
Forschung bisher auch nur zu einer zuverlässigen Übersicht über das vor-
handene Material geführt hätte. Es stellen sich daher vorerst der gründ-
lichen Lösung einer einzelnen Aufgabe, z. B. der Beschreibung des Werkes
eines Zeichners oder der Verfolgung der Filiation bestimmter Motive und
Bildgruppen noch unverhältnismässig grosse Schwierigkeiten in den Weg,
die sich für jede andere Aufgabe und jeden andern Forscher wiederholen.
Ein Wandel hierin würde erst dann eintreten, wenn das Bildmaterial, an

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