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Universität Wien / Institut für Österreichische Geschichtsforschung [Hrsg.]
Kunstgeschichtliche Anzeigen — 1.1904

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Swarzenski, Georg: [Rezension von: Hans von der Gabelentz, Mittelalterliche Plastik in Venedig]
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Swarzenski, Georg: [Rezension von: Julius Lessing (Hrsg.), Wandteppiche und Decken des Mittelalters in Deutschland]
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https://doi.org/10.11588/diglit.51382#0053

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der lokale Betrieb sich geltend macht. Geradeso, wie die comasken Bild-
hauer in Toskana keineswegs, wie man sagt, den oberitalischen Stil nach
Toskana verpflanzen, sondern eine spezifisch toskanische Kunst hervor-
bringen, so entsteht auch in Venedig ein selbständiger Stil. Und es ist
merkwürdig: dem reichsten Werk dieser venezianischen Plastik, den Portal-
skulpturen von S. Marco ist zwar ein ganzes Kapitel gewidmet, aber eine
stilistische Analyse wird überhaupt nicht gegeben! Nur der allge-
meine Hinweis auf die »Anregungen, die von der oberitalischen Kunst,
im Besonderen von Parma, ausgingen und in Venedig dem überwiegenden
byzantinischen Einfluss erfolgreich entgegentreten« ! Aber hier kommt doch
alles auf den Grad der »Anregungen« an, und dann sind doch deutlich
verschiedene Hände zu unterscheiden und manche gehören ersichtlich gar
nicht der lombardischen, sondern der byzantinisirenden Gruppe an! Nach
einer Aufspürung der freilich verschlungenen Fäden, die zwischen den
beiden Einflussphären, unter denen man hier arbeitet, einherlaufen, wäre
es auch möglich gewesen, die Datirungsfrage, die für die Portalskulpturen
überhaupt nicht berührt wird, schärfer ins Auge zu fassen. — Es wäre
die Frage, ob nicht von Trau aus sich Beziehungen zu dem südadriatischen
Kreise, z. B. Barletta, feststellen lassen? Mit dem schönen, bisher unbe-
kannten Relief des thronenden Christus in Treviso scheinen mir die (viel ge-
ringeren) Apostelstatuetten des »Pontile« von S. Zeno in Verona zusammen-
zuhängen. -— Die Stärke auch dieser Kapitel liegt im Ikonographischen; von
allgemeinerem Interesse sind die Übersicht über die Portaltypen der ita-
lienischen Kunst und zahlreiche Bemerkungen zu dem etwa gleichzeitig
von Vöge schärfer präzisirten Thema der französischen Einflüsse auf die
lombardische Plastik.
Für die letzten beiden Kapitel, die der venezianischen Gotik gewidmet
sind, boten ältere Untersuchungen, vor allem die Paoletti’s und Ludwig’s,
eine Vorarbeit, in der die entscheidenden Dinge schon gesagt waren. Der
Wert der neuen Arbeit liegt auch hier in der Hinzufügung und Einord-
nung zahlreicher unbeachteter Denkmäler besonders für die Geschichte des
Grabmals im weiteren venezianischen Gebiete. Im übrigen zeigt auch dieser
Schlussabschnitt die charakteristischen Vorzüge und Mängel, die dem ganzen
Buche eigentümlich sind.
G. S w a r z e n s k i.

Wandteppiche und Decken des Mittelalters in
Deutschland. Herausgegeben von Julius Lessing. Liefe-
rung 1—3- Berlin, E. Wasmuth. 1900 ff.
Neben den darstellenden wissenschaftlichen Untersuchungen sind für
die Kunstgeschichte die gross angelegten Denkmalspublikationen unent-
behrlich. Während aber gerade die älteren Generationen unserer Wissen-
schaft in derartigen Arbeiten die mittelalterliche Kunst bevorzugten, kamen
die neueren Unternehmungen dieser Art fast ausschliesslich der Kunst der
Renaissance und der Niederländer zu Gute. In der neuen Publikation
Lessings ist nun mit grossem Glück einer der wichtigsten Denkmalskreise
des Mittelalters aufgegriffen worden. Denn diese »Wandteppiche und Decken«
 
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