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Dass ein ähnliches Buch noch nicht verfasst wurde, ist gewiss nur ein
Beweis, wie zurückgeblieben das Studium der Kunstgeschichte als histo-
rische Disziplin heute noch ist.
Ein anderes Ziel verfolgt die Bibliographie Jellineks. Sie soll in
regelmässigen Abständen die erscheinende kunstgeschichtliche Literatur in
übersichtlicher Weise registrieren, wobei der Autor nach den Worten seiner
Vorrede bestrebt sein will: »den Erscheinungen rasch zu folgen und den
Abstand zwischen der Berichtsperiode und dem Erscheinungstermin des
Berichtes möglichst knapp zu halten«. Eine Aufgabe also, die sonst den
fachlichen Revuen zufällt. Wie bekannt, wurde auch bisher dem »Reper-
torium für Kunstgeschichte« eine ähnliche Übersicht der alljährigen kunst-
geschichtlichen Literatur angegliedert, welche nun in Folge des Erscheinens
der Bibliographie Jellineks aufgelassen wurde.
Es sei nur gleich hervorgehoben, dass sich der Autor dieser Biblio-
graphie in aufopfernder Weise einer der undankbarsten Aufgaben gewidmet
hat, was gewiss bei der Bearbeitung des Buches in Betracht zu ziehen ist,
und so mögen die folgenden Bemerkungen nicht als ein Tadel aufgefasst,
sondern als desiderata, die im Interesse des wichtigen Unternehmens so
auch des Autors ausgesprochen werden. Es handelt sich vor allem um
den Umfang der Bibliographie Jellineks, sie enthält meiner Meinung nach
zu viel und zu wenig. Zu viel an Verzeichnung von ganz unbedeutenden
Erscheinungen die in Tagesblättern oder bei gelegentlichen Veranlassungen
über die Kunst unserer Tage veröffentlicht wurden und für die historische
Forschung keinen oder minimalen Wert besitzen. Es dürfte kaum je für
einen Forscher von Nutzen sein zu wissen, dass Herr Ernest Vajda im
Müveszet acht Seiten über das Verhältnis der Arbeiter zur Kunst oder
dass in der Bohemia, im Börsenblatt, in der Arbeiter Zeitung, in den
Münchener Nachrichten usw. je einige Zeilen über Wilhelm Busch er-
schienen sind. Das Registriren solcher Eintagserscheinungen ist umso
nutzloser, als es sich ja nur um ein gelegentliches und zufälliges Heraus-
greifen aus der Sündflut der täglichen literarischen Produktion handeln
kann. So werden auch in unserer Bibliographie, wie es nicht anders
möglich ist, von Erzeugnissen dieser Art am vollständigsten solche verzeichnet,
die in österreichischen Blättern erschienen sind, passim solche aus reichs-
deutschen Blättern, fast gar nicht aus Zeitungen anderer Länder’. Eine
solche Auslese hat gar keinen Sinn und es wäre viel besser, wenn man
die Literatur dieser Art ganz auslassen würde. Ich glaube die Grenzen
der Einschränkung würden sich leicht ergeben, wenn man das Programm
der Bibliographie etwas ändern würde. Das Werk Jellineks umfasst nicht
nur die Bibliographie der Literatur der Kunstgeschichte, sondern ver-
zeichnet auch Werke, Essais und Causerien, die sich mit der Kunst unserer
Tage und noch aktuellen Kunstfragen beschäftigen. In keiner voran-
gehenden Zeit war das Interesse an Kunstfragen und die öffentliche Dis-
kussion über Künstler und Kunstwerke so allgemein, so beispiellos gross,
wie in unseren Tagen. Gewiss wäre es vom grossen Nutzen, wenn auch
weniger für die Gegenwart, so doch für die Zukunft, wenn man alle die
Verdikte über Kunst und Kunstwerke, die in diesem glorreichen Sekulum
der »Kunst für Alle« von Berufenen und Unberufenen getroffen werden,
Dass ein ähnliches Buch noch nicht verfasst wurde, ist gewiss nur ein
Beweis, wie zurückgeblieben das Studium der Kunstgeschichte als histo-
rische Disziplin heute noch ist.
Ein anderes Ziel verfolgt die Bibliographie Jellineks. Sie soll in
regelmässigen Abständen die erscheinende kunstgeschichtliche Literatur in
übersichtlicher Weise registrieren, wobei der Autor nach den Worten seiner
Vorrede bestrebt sein will: »den Erscheinungen rasch zu folgen und den
Abstand zwischen der Berichtsperiode und dem Erscheinungstermin des
Berichtes möglichst knapp zu halten«. Eine Aufgabe also, die sonst den
fachlichen Revuen zufällt. Wie bekannt, wurde auch bisher dem »Reper-
torium für Kunstgeschichte« eine ähnliche Übersicht der alljährigen kunst-
geschichtlichen Literatur angegliedert, welche nun in Folge des Erscheinens
der Bibliographie Jellineks aufgelassen wurde.
Es sei nur gleich hervorgehoben, dass sich der Autor dieser Biblio-
graphie in aufopfernder Weise einer der undankbarsten Aufgaben gewidmet
hat, was gewiss bei der Bearbeitung des Buches in Betracht zu ziehen ist,
und so mögen die folgenden Bemerkungen nicht als ein Tadel aufgefasst,
sondern als desiderata, die im Interesse des wichtigen Unternehmens so
auch des Autors ausgesprochen werden. Es handelt sich vor allem um
den Umfang der Bibliographie Jellineks, sie enthält meiner Meinung nach
zu viel und zu wenig. Zu viel an Verzeichnung von ganz unbedeutenden
Erscheinungen die in Tagesblättern oder bei gelegentlichen Veranlassungen
über die Kunst unserer Tage veröffentlicht wurden und für die historische
Forschung keinen oder minimalen Wert besitzen. Es dürfte kaum je für
einen Forscher von Nutzen sein zu wissen, dass Herr Ernest Vajda im
Müveszet acht Seiten über das Verhältnis der Arbeiter zur Kunst oder
dass in der Bohemia, im Börsenblatt, in der Arbeiter Zeitung, in den
Münchener Nachrichten usw. je einige Zeilen über Wilhelm Busch er-
schienen sind. Das Registriren solcher Eintagserscheinungen ist umso
nutzloser, als es sich ja nur um ein gelegentliches und zufälliges Heraus-
greifen aus der Sündflut der täglichen literarischen Produktion handeln
kann. So werden auch in unserer Bibliographie, wie es nicht anders
möglich ist, von Erzeugnissen dieser Art am vollständigsten solche verzeichnet,
die in österreichischen Blättern erschienen sind, passim solche aus reichs-
deutschen Blättern, fast gar nicht aus Zeitungen anderer Länder’. Eine
solche Auslese hat gar keinen Sinn und es wäre viel besser, wenn man
die Literatur dieser Art ganz auslassen würde. Ich glaube die Grenzen
der Einschränkung würden sich leicht ergeben, wenn man das Programm
der Bibliographie etwas ändern würde. Das Werk Jellineks umfasst nicht
nur die Bibliographie der Literatur der Kunstgeschichte, sondern ver-
zeichnet auch Werke, Essais und Causerien, die sich mit der Kunst unserer
Tage und noch aktuellen Kunstfragen beschäftigen. In keiner voran-
gehenden Zeit war das Interesse an Kunstfragen und die öffentliche Dis-
kussion über Künstler und Kunstwerke so allgemein, so beispiellos gross,
wie in unseren Tagen. Gewiss wäre es vom grossen Nutzen, wenn auch
weniger für die Gegenwart, so doch für die Zukunft, wenn man alle die
Verdikte über Kunst und Kunstwerke, die in diesem glorreichen Sekulum
der »Kunst für Alle« von Berufenen und Unberufenen getroffen werden,