K)
Vieler — deshalb haben wir im Verein init dem Verlage dafür gesorgt, daß dieses „Runstgewerbe"
vom Anfang an in mehr ^ände komme, als alle übrigen dentschen Annstgewerbeblätter zusammen. Durch
niedrige 2lnsetznng des Bestellgeldes (viertelsährlich t Akark!) ermöglichen wir auch dem ganz nnbemittelten
Unnsthandwerker, sich das Blatt selber zu halten, was er durch die post, dnrch jede Buchhandlnng, durch
Aolxorteure oder, entschließt er sich zum Abonnement auf ein Zahr, nnmittelbar durch-den „üunstwart-verlag in
Dresden" besorgen kann. Aber das genügt noch nicht. kvechselweise unter 50 000 Adressen, in deren Besitz
wir sind, werden einzelne Lsefte „des Runstgewerbes" unentgeltlich verschiekt werden. Alle unsere Leser
laden wir ein, dnrch Zusendung von Mtteilungen unsere Mitarbeiter zn werden. wir schulden ihnen
auch dann unsern Dank, wenn der Stoff, den sie u»s schicken, nicht unmittelbar durch verwendung im
Druck, sondern nnr dadurch der Sache dient, daß er uus zu Nutz und Frommen unserer Wirksamkeit unter-
richtet. So, hoffen wir, kann „das Runstgewerbe" seinen Zweck erfüllen.
Als unmittelbare Mitarbeiter an unserer Zeitschrift könnten wir schon setzt eine große Anzahl
von Männern auszählen aus allen Berufskreisen, die hier in Frage kommen. von solchen, die auch als Aunst-
schriftsteller weit bekannt sind, nennen wir heute die folgenden: Or. Ls. L. von Berlepsch, Akünchen;
Georg Bötticher, Leipzig; Lsosrat Dr. Zaksb von Falke, Direktor des k. k. Musenms sür
Aunst und Zndustrie, Wien: A§mil Fendler, k. Direktorialassistent am Runstgewerbemuseum, Berlin;
Fedor Flinzer, Znspektor des städtischen Zeichenunterrichts, Leipzig; professor Adolf tLöller, Architekt,
Ltuttgart; ksofrat professor L. Grafs, Direktor der k. Ännstgewerbeschule und des Kunstgewerbemuseums,
Dresden; Or. (Lornelius Gurlitt, Architekt, Gharlottenburg; Or. Georg ksirth, München;
Richard ksosmann, Direktor der kunstgewerblichen Fachzeichenschuls, plauen i. v.; professor
Z. Zanitsch, Direktor des Schlesischen Museums, Breslau; professor Or. v- Zanitschek, Straßburg;
Dr. Ludwig pietsch, Berlin; Gberregierungsrat Dr. Wilhelm von Seidlitz, Dresden; Regierungs-
baumeister Lsans Schliepmann, Berlin; Or. paul Schumann, Dresden; Or. Georg voß, Berlin.
lVie „das Aunstgewerbe" sein Ziel'zu erreichen strebt, davon — wir weisen hierauf mit
besonderem Nachdruck hin — kann dieses s)robeheft nur eine ganz schwache Vorstellung geben. Ls
zeigt nur so nngefähr, was wir bringen wollen, es bringt gerade von den geschästlichen Mitteilungen
herzlich wenig. Aber das kann nicht anders sein. Denn unsre Berichte hätten ja für die Leser nicht gar
viel Wert, wenn wir sie nns auch als „privatleute" schon hätten verschaffen können. Grst die zahllosen
Beziehungen, die eine unter allen, die sie angeht, so weit verbreitete Zeilschrift anknüpft, können hereinbringen,
was wir brauchen. Die nächsten Lsefte schon werden zeigen, daß sie das thun. Wenngleich auch hier gut
Ding weile haben will, wie überall — wir wissen, daß wir zunächst nur versuche geben können und
werden allen Fachmännern dankbar sein, die uns Wünsche und Natschläge mitteilen.
So werbe denn dieses erste Lseft Freunde der Sache, die es vertritt: Freunde unter den Aünstlern,
die sich nicht zu gut scheinen, uin, wie ihre Vorfahren in der alten Zeit, Fühlung zu halten mit dem Gewerbe,
Freunde unter den ksandwerkern und Gewerbtreibenden selber, Freunde unter den ksändlern, welche dis,Lr-
zeugnisse ins volk bringen, Freunde unter den Freunden des Aunsthaudwerks und Aunstgewerbes im Volke
überhaupt. Von der kknterstützung, die das neue Blatt findet, hängt ab, was es leisten kann.
Dresden, im Leptember I8S0. ^^ Scbrittleilung dcs „Ikunstgevverbes".
Okrturalistiscbe oder orumuentale Verzierungsweise?
Nachdem, von der Renaissance angefangen, alle
Stilepochen bis aus den „Lmpire" von uns reprodu-
duzirt worden sind, erhebt der Naturalismus wieder
einmal sein ksauxt und seine priester aus kunstgewerb-
lichem Gebiete verkünden uns emphatisch, daß alle
ornamentale verzierung Ronvention und Lüge, die
naturalistische das einzig wahre sei.
Bereits tauchen in den Akusterkarten der Tapeten-
und Möbelstosf-Fabrikanten jene längst nicht mehr ge-
sehenen, sür immer abgethan geglaubten Muster mit
„natürlichen", peinlich der wirklichkeit nachgebildeten
Blumen aus, und ein verständnisloses publikum, uur
zu sehr geneigt, das Gewöhnliche zu xreisen, schwelgt
in Lntzücken über die „handgreisliche Ähnlichkeit" der
Rosen, Tulxen, Nelken, die an Stelle ihm unverständ-
licher Grnameute getreten, und glaubt in der „ge-
treuen" wiedergabe der ihm geläufigen Natursormen
den Gipselxunkt aller Verzierungskunst zu erblicken.
Die weingen feinsühligen Naturen aber emxfinden
voll Schmerz in dem geschilderten vorgang auf kunst-
gewerblichem Gebiet das Überwuchern des Nach-
ahmungstriebes über den weit höheren, edleren
Trieb des Neuschaffens und Gestaltens.
Zn solcher Lpoche erscheint notwendig, wieder
einmal leidenschastslos zu xrüfen, was mit der na-
turalistischen, was mit der ornamentalen verzierungs-
weise zu erreichen ist und welche vori beiden den
vorzug verdiene.
wählen wir zum Gegenstand unserer Trörterungen
eine Taxete, beispielsweise die eines „Boudoirs".
Das Backfischideal einer solchen ist eine „Rosenlaube".
wir wollen annehmen, daß unsere Taxete diesem
Zdeal aus das vollkommenste entspräche, daß sie das
Blattwerk einer Nosenhecke in künstlerisch vollendeter
wiedergabe darstelle, daß sie den Lindruck erzeuge,
es blicke der Beschauer durch die heransgenommene
wandsüllung auf wirkliche, sonnenbeschienene Rosen-
büsche.
was wäre damit erreicht?
Zunächst entschieden die angenehme Tmpfindung,
die ein wirkliches Nosengebüsch in nns wachruft, wo-
bei wir annehmen wollen, daß unsere phantasie den