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fähigkeit beruht, gelten zu lassen. Innerhalb der Gerät-
bildnerei hat die Aonstruktionsv-eise des Lisens schon seit
längerer Zeit Umwälzungen angebahnt, und zwar vornchmlich
auf englischem Bodcn im Bau der Ulöbel. bsior hat augen-
scheinlich das vorbild von Iapan, welches ja erst seit zwanzig
Iahren uns Luropäern wirklich erschlossen ist, Nlut gemacht.
Die Ronstruktion der japanischen Gerato aus Bambusstäben,
die ihrer Natur nach besondcre Biegungen, verzierungen oder
Zusätze nicht vertragen, sührt notwcndig auf Formen von
der Ginsachheit unserer Lisenkonstruktion. Ist ein solches Ge-
rippe aus Bainbusstäben gegeben, so kommt es auf Füllungen
weiter nicht an, nian kanu solche einsetzen und fortlassen; os
sind nichtssagende Brctter, die keinerlei ornamentalen Gesetzen
zu gehorchen haben, anf denen sich vielmehr die phantasie
in beliebigem Sxiel ergehen und frijch nach der Natur ohne
umständliche Stilisirung Bildwerke anbringcn darf. Schon
auf dor Pariser Zlusstellung dcs Iahres t878 licß sich diese
eigentümliche verbinduiig eiuer strengen, dein Iahrhundert
des Naschinenwcsens angehörigen Aonstruktionsweise und des
Iapanertums bci den englischen Nköbeln nachweisen, welche
durch cine Art von Naturgesetz auch gewisse Zlhnlichkeit hatten
mit den gotischen Alöbeln, die gleichfalls aus Rahmcn und
Füllung konstruirt sind. ksier war etwas wirklich Neues ge-
schaffen, hier wehte lebendig der Geist des ncunzehnten Jahr-
hunderts, der Geist der Alaschine und Lokomotive. Änßerst
bemerkenswert ist es, welchen Eindruck diese englischen Möbel
gerade in paris gemacht haben, wie inan sich bemüht, sie
nicht nur nachzuahmen, sondern sie auch mit der traditionellen
Aunstfertigkeit Frankreichs in Linklang zu bringen. ksöchst
merkwürdig ist es ferner, daß gerade die Franzoscn in ihre
Ausstellnng von l889 hinein den Liffelturin als erstes kolossales
Wahrzeichen einer selbständigen Lisenarchitcktur gesetzt haben,
einer Architektur, die mit allen Überlieferungen bricht und
sich nur aus der Gcschmeidigkeit des Lisens heraus ihre
Formen schafft, und zwar nicht nur, wie bei den Brücken-
bauten, sür neue technische Ausgaben, sondern für eine Auf-
gabe monumentaler wirkung."

Das neue DrmerpsrzclllM von Sevres hat seine probe
bestanden. Line große vaso aus Dauerporzellan stand während
des ganzen Winters zu Rouen, im staräiu äes plautss, im
Freien. Eino Antersuchung ergab, daß die lange, harte Aälte
nicht die mindeste lvirkung gehabt, den Schmelz nicht anzu-
greifen vermochte. Das mit einem Leladonschmelz überzogene
Dauerporzellan dürfte eine Zukunst haben, wenn es wirklich
im Stande ist, die schwerfälligen, weiß oder sarbig ange-
strichenen oder mit Schmclz überzogenen gußeisernen Vasen
und Zierstücke in den Gärten vortcilhaft zu ersetzen.

* Line neue Technik der Ilxcllekmrrlcrcl ward in einigen
proben durch den Stuttgarter Aunstgewerbeverein vorgeführt.
Lrfinder ist Wilhelm Reinwald in Stuttgart, dessen Geheimnis
die Zusammonsetzung jsner Farben vorläufig noch ist, durch
deren Auftragung er Reliefschnitzereien usw. nachahmt. Die
Lrfindung hat eino praktische verwertung bereits dadurch
gefunden, daß Reinwald das Toilettenzimmer der Uönigin
Vlga im Residenzschloß mit Stickereinachahmungen in der
neuen Manier geschmückt hat. Die Technik ist leicht und
billig. Lhrlich gestanden: wir haben uns eines Seufzers nicht
enthaltcn können, als wir von ihr lasen — wicder ein neuos
kjilfsmittel der „Imitation"! Möge der Lrfinder der Mann
dazu sein, seine Lrfindnng vor deni Aufgehen in Nachahmung
zu bewahren, möge er sie lehren, auf eigencn Füßen zu
laufen I

Aonrad Palms „IbolzpbotograpbiL" für Zwecke der

Aunsttischlerei hat nun der Münchner Möbelsabrikant kj. Bechtler
(Firma Bergauer, Sonnenstr. 9) bereits angewendet. So zu
Linlagen in eincm Büffet, nach Briginalen alter Meister.
Sind dio Sachen daucrhast?

» Möbel mlt „elastiscben Msscn" kann man -
um das Gcräusch des Rückens und Beschädigungcn dcs Fuß-
bodens zu vermciden — sehr einsach dadurch herstellen, daß
man in den Möbelsüßen ein Loch ausdreht und in dieses
ein Stück Aautschuk so oinkittot, daß es um einige Millimcter
hervorragt.

Die Vestcr Mcbcrausstellung wurde am 7. März
cröffnet. Der Aatalog enthält S22 Nummern, von denen
dreißig bis vierzig Lntwürfe, die übrigen fertige Fächer be-
zoichnen. Sehr reichhaltig sind bemalte Rokokofächer vertreten,
auch ostasiatische, sowic die durchbrochenen kjornfächer des
vorigen Iahrhunderts.

« Den Dolzpobul dcs Drcsdner Wildbaucrvcreins
(Abb. 87) zeigen wir unsern Lesern als ein Beispiel davon,
wie sich intelligente Aunsthandwerker ihre vereinssachen solber
machen, wo das nur irgcnd angeht. Die Dresdner Bildhauer
wollten gern einen Pokal haben, aber zu einein kostbarcn
metallenen reichte „es" nicht — so entschloß man sich denn,
entsprechend den Vorschlägen, die Fr. Böttcher einmal auch im
„Aunstgewerbe" gcmacht svgl. den Aufsatz „Fahnen, Banner
und vereinszeichen", Ag. 2), den Pokal in der vcrtrauten
Tochnik des ksolzschnitzens selber herzustellen. Bei vorlesungen,
Auktioiien usw. kam das nötige Geld zusammen, ein Wett-
bewerb um Lntwürfc wurde ausgeschrieben. Der Lntwnrs
des kserrn Rcif erhielt daiin den orsten Preis und wurde nun
im Driginal oder - bei den Bronzezuthaten - im Modell
von vereinsmitgliederii geschnitzt. So ist der pokal der
Dresdncr Bildhaucr sozusagen ein „selbstgemachter Mann",
und sie dürfen sich dessen vergnügt bcwußt sein, wenn er
ihnen seinon Spruch zuruft: „Nach alter Sitt in froher Mitt,
trinkt Luch aller Sorgen guitt."

DerecbÜAter LusruZ aus äeur „Rirmeure^ister ruit LuAabs äsr
6escbüttsbrauclie" äer „Nauäels- uuä tZerverbe - ^eituuA". Aacb-
ärucb aucb ausruMrveise vou äieser verboteu.
/tvobltollton, llvr. Lsugesellüfte. (ZeorA (Zröscbel (Nuus Ltsx
trsorA Or.), lvteissen, l?ttbriuauustrusse züg.c. — Nause
Riseureicb, Lerliu, Aüpuicbsrstrasse yb. — Lcblote VÄä
(L. 0. ZV. 8cb. u. fobs. 'tV.), I-luurburZ, Oeicbstrasse z6.
6ls8 povrellsnlullg. Arau A. Luecber (N. L.), Oüsseläort,
Leuratbsrstr. 11. — 8cbönvvLuäl 6c Oluusseu (Otto 8cb. u.
Nsiuricb LI.), Aeumüustsr, Lielerstrasse zq.
kolllsvbeitev. K. Liscbott (Reiubalä L.), Riurptscb.

6o!cl- uncl SilhervvLrsngesebüft. Oq. OIpp, vorur. VVüli. Ilurr
(OeorA O.), Lalrv b. 8tuttMrt.

luv/elen-tVnren- u. lllirenlnilg. Lrüäer Aruer (siubus blerurann
8c (sabob stulius 2.), Lsrliu IV., Rrieäricbstrasss Zy üo.
8ilber- u. öijouteriefabr. ZVilb. Ltacb (VVilb. VI.) lülor/.beiur.
8teinbilclbuuer. Rr. ^rvunAg (Rrieäricb 2vv.) vsmnrin.

Verkedr.

F. U. 'lkv. ilt lldk- Das freilich ist lustig: das betreffende
Blatt ist in seiner neuesten Nummer einfach ein Auszug aus
dem unsern: dcr ganze Tert ist ausschli 0 ßlich dem „Aunst-
gewerbe" entnommenl Menn noch dabei stände „Auszug usw."
— nein, wenn wenigstens die Abdrncksquelle angegeben wäre.
Ls gereicht uns zur Freude, daß nnserm Blatte so fleißig
nachgedruckt wird, wie dies an vielen Stellen geschieht, denn
Gutes hcrzuleihen ist eiue Lhre und Gutes zu entlehnen, ist
koine Lchande. Daß er aber das Lntlehnte nicht als sein
Ligenes ausgiebt, das eben kennzeichnet den anständigen
Man». Mir werden von jetzt ab jeden Nachdruck aus dem
„Aunstgewerbe", dem deutliche (puellenangabe sehlt,
strafrechilich versolgen.

Verantrvorllicli: Zf. Lvcnnrius in Drcsdcn, kür dcn Tinzclgcntcil: />». TUt in Drcsdc». Vcrlug: lirunstrvnrt-Vcrlug in Drcsdcn.
Druck von Zfr. Dittcl Dncbkolgcr (Ikrc^ss L. Ikunutb) i» Drcsdcn.

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