Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Müjtmtk SlilßmonatssHaü.


Herausgeöer: IerdmM KvmaMs.



Lrsles

Gktober-Dell l89l.

VesteUgeld: 75 Dkcnnige vierteljöbrl.

Delt l.

Lvveiter Aabrgrmg.

^UM zvveltLn Aukrgang.

M^ür das „Annstgewerbe" ist jetzt Neujahr — es entbietet
SWM den Lesern seinen Neujahrsgruß. Und es sagt gleich-
zeitig sein willkommen allen denen, die sich in seinem Äreise
heute zum ersten Nlal einstnden.

wenn wir es wagten, neben die zahlreichen Aunstge-
werbeblätter, die von Behörden oder vereinen anf irgend
eine weise durch Geldzuwendungen unterstützt werden, ein
neues zu stellen, das trotz des Nlangels jeder „öubvention"
ungleich billiger ist, als alle anderen, so wagten wir es, weil

wir auch aus ganz anderen wegen zu arbeiten gedachten, als alle
jene. von einer „Aonkurrenz" des „Aunstgewerbes" mit
diesen, deren teilweis tresfliche Leistungen wir gern aner-
kennen, ist also keine Rede.

wir wcnden uns an doppeltes jdublikum i an das all
jener Fre un d e des Au nstgewerb es untcr den Gebildeten,
die nicht berussmäßig an ihm beteiligt sind, und an das der
Fachleute des Aunstgewerbes.

Zunächst ein wort an jenen weiteren Areis der
Freunde. Es ist das Bediirsnis jedes kiinstlerisch empfindenden
Nlenschen, seine wohnung und alles, was in ihr ist, gestaltet
zu sehen zu einem innerlich beseelten kseim. Nicht abec durch
noch so viel Geldausgeben allein wird or sich eine wahrhaft künst-
lerische Mohnung verschaffen können, sondern nur dadurch,
daß er die Ausdrucksweisen des Aünstlers und Aunsthand-
werkers nachzufühlen, zu verstehen und dadurch zu beeinflussen
weiß. Aann er das, so wird er selber zuin Aünstlcr, wenn
er auch nicht die eigene Lsand anlegt bei der Gestaltung,
Änderung oder Anordnung in seiner Behausung, und mit
ungleich geringerem Aufwande an Geld wird er ungleich
Schöueres erreichen, als der innerlich an der Aunst unbe-
teiligte bloße Protz. Das „Annstgewerbe" will es versuchen,
denen, die es noch nicht gewonnen, die Gewinnung eines
seelisch vertrauten verhältnisses zu unsrer Aunstindustrie zu
erschließen, denen, die es besitzen, seine Bethätigung zu er-
leichtern.

Den Fachleuten unter unsern Lesern abcr wollten
wir zunächst durch einen sehr billigen jdreis ermöglichen, daß
selbst der ganz Unbemittelte, der Anfänger, ja der Lchrling

und der Schüler ein kunstgewerbliches Blalt sich selber er-
werben könne. Das „Aunstgewerbe" soll sür die Fachleute
aller Art eine Zeitschrift sein zubehaglicher nnd wieder-
holter Benutzung, „klein aber mein." Ls zeugt — gerade
herausgesagt — von nichts anderem, als von der an uns
Deutschen so oft verspotteten Schäbigkeit bei der Befriedigung
geistiger Bedürfnisse, wenn selbst Bessergestollte fich begnügen,
das Blatt, das 75 j?fg. vierteljährlich kostet, irgendwo „mit-
znlesen." Lbenso wunderlich würde es uns anmuten, wenn
der oder jener sagte, ihm scheine zwar das „Aunstgewerbe"
sehr gut nnd schön, aber er habe schon lange sein „Fachblatt".
Wir halten einen „Lachmann", der sein „Fachblatt" nicht hält,
für einen Thoren — aber er beweist großes Siinxeltum, wenn
er nur sein Fachblatt hält. Daß bei nns der Aunstgewerb-
treibende auch gesellschaftlich die Stellnng nicht einniinmt, die
er in manchen anderen Ländern inne hat, das liegt zum großen
Teil an der Linseitigkeit und Beschränktheit der Bildung bei
vielen. Lin gescheiter Mann sieht nicht nur das eigene ksaus
an, sondern auch fremde, ob er von ihnen was lernen könne;
erst dadurch gewinnt er sreien Blick sür die Iustände auch
bei sich daheim. Um aber den vereinen und Lehranstalten
auf das Weitestmögliche entgegenzukommen, erklärt sich der
„Aunstwart-Vcrlag" bereit, ihnen bei jdartieliefernngen unter
der nämlichen Adresse zwanzig Lxemplare des „Aunstgewerbes"
init je nnr 50 Psennigen vierteljährlich, hundert mit je nur
-jo Pseunigen vierteljährlich zu berechnen.

Über unsere Absichten iin Linzelnen uns zn verbreiten,
dürfte heut wenig Zweck habon. Unsere älteron Leser wissen,
was das „Aunstgewerbe" bietet, unsere neugewonnenen wollen
nicht mit versprechungen gespeist werden. wir bitten die
Leser freundlich, unser schwieriges Unternehmen durch Rat und
That, vor allem durch kräftige verbreitung in den Areisen
ihres Verkehrs zu fördern, damit es in allen deutschen Gauen
wirken könne für eine tiefere Lrfassung der kunstgewerblichen
Aufgaben, sür eine innigere Gestaltung des verhältnisses
zwischen Genießenden und Schasfenden, für ein deutsches
Aunstgewerbe, das in wahrheit ein künstlerischer Ausdruck
des Lmpfindens und der Phantasio des deutschen volkes der
Gegenwart sei und uns Alle fördere und erfreue.

Dkksdm. ZMistlkitung des „Kunstgkwkkßes".

im Ntoßek 1891. Kunstwart'Kkrlag, KkWäftsstktle des „Kunstgkwerbks".

Die illustrirte lhalbmonatsschau „Das Aunstgewerbe" tst durch alle Buchhaudlungen und Postanstalten (Nummer in
den postzeitungslisten: Deutsches Reich: 2H29u. Bayern: jSZoa, Vsterreich: (5-j5-i) zum Preise von 75 pfennigen vicrtel-
jährlich zu beziehen. Der „Aunstwart-Verlag in Dresden-A. jS" kann nur Bestellungen auf den ganzen Iahrgang an-
nehmen, die er gegen Linsendung von 2 Mark ohne Portoberechnung nnter Areuzband aussührt.
 
Annotationen