Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Hllüflrlrlk Zalßmonal§sUü. ^6^-

Kevausgköer: IerßmM Menarms. ^

Der Nachdruck von Beiträgen aus dieser Zeitschrift ist unter der deutlichen Vuellenangabe „Das 2iunstgewerbe, Dresden" gestattet.

Lrsles

Auni-Dekl lSS2.

Vestellgeld: 75 Vkennige vierteljäkrl.

ibett l7.

Lweiter Aabrgang.

* Gesimse und Alltsätze an rnöbein
handelt I. A. ssollen in einem Aufsatze der „Furniture'
Gazette", aus der wir zunächst dasFolgende nach der
„III. Schweiz. Handw.-Z." wiedergeben:

„rDie Anbringung von xrächtigen architektonischen
Linzelheiten, wie Gesimsen, Architraven, Säulen, Be-
krönungen und äbnlichen verzierungen an Schreib-
tischen, Rredenztischen oder sonstigen LNobilien des
täglichen Gebrauchs steht nicht selten im direkten
Gegensatz zu den Anforderungen, die wir in Bezug
auf Bequemlichkeit und innere Geräumigkeit stellen
müssen. Alle diese Teile, welche mühsam hergestellt
werden und die Aosten verteuern, vergrößern häusig
nur den äußeren Uinfang, während der innere Raum,
welcher den eigentlichen Aufbewahrungszwecken dient,
keineswegs dadurch vergrößert wird. Schränke sollten
eigentlich innen ebenso groß und bequem sein, wie
man nach dem äußeren Umfange vermuten könnte.«

Lin Aufsatz, der diese Stelle enthält, ist vor l5
Zahren erschienen, und es lohnt sich wohl, zu unter-
suchen, inwieweit unsere heutigen Schränke den oben
gestellten Forderungen entsprechen.

Das Fehlen jeglicher Gesimse oder ähnlicher äußer-
licher verzierungen ist besonders an den frühesten
Schränken zu bemerken, welche die ursxrünglichen Rästen
und Truhen zu verdrängen begannen. Letztere ent-
behrten gewöhnlich hervorspringender Derzierungen,
und die Dekorirung war auf Schnitzerei sowie reich
verzierte Lharniere, Schlüsselschilder und Beschläge an-
gewiesen. Zm t5. Zahrhundert kamen, besonders in
Ztalien und Frankreich, Truhen auf mit leicht aus-
ladenden Füßen von geringer Höhe, die Deckel ließ
man etwas überstehen. Zn diesen einfachen Formen
sehen wir die elsten Spuren der sorgfältig profilirten
Gliederungen und Aehlungen einer späteren Zeit.
Das Gesims am Schranke soll im tS- Zahrhundert
allgemeiner geworden sein, als die Truhen von
Schränken verdrängt wurden, obgleich erstere bis ins
t 7. Zahrhundert hinein gemacht wurden. Die meisten
japanischen lackirten Schränke entbehren gänzlich der
Ausladungen, während sie Füllungen mit eingelassenen
Grnamenten zeigen. Die verzierungen der Gberflächen

au.

en Gold und Farben, außerdem perlmuttereinlagen,
Schlüsselschilder und Hasxen sind oft gravirt. Ls
liegt auf der Lsaud, daß, wenn das Mobiliar seinen
kunstgewerblichen Lharakter bewahren soll, die Schön-
heit der Gberfläche, mag sie nun gemalt, eingelegt
oder furnirt sein oder besonders schöne Lsölzer zeigen,
für das Fehlen geschnitzter Verzierungen entschädigen
muß, wenn nicht für Schnitzerei bedeutende Ausgaben
entstehen sollen. Das t6. Zahrhundert sah die Lnt-
wicklung architektonischer Formen am Mobiliar; seit
dieser Zeit haben verschiedene phasen des Renaissanoe-
stils mit anscheinend klassischen profilirungen um die
Herrschaft gestritten. Zndessen muß man sich vor einer
sklavischen Nachahmung der Architektur hüten, mit
einer Neduktion des Maßstabs ist es nicht allein gethan.

Zn richtiger würdigung der Unmöglichkeit, ohne
architektonische Linzelheiten, wie Rannelirungen, Ge-
simse, Säulen, j)ilaster, ansehnliche, zugleich aber auch
billige Nlöbel herzustellen, macht der heutige Nläbel-
zeichner ausgiebigsten Gebrauch von gekehlten und ge-
schnitzten oder gefrästen profilirungen aller Art. An
Schränken, deren polirte Bekrönungen unter und in
einer ksöhe mit den Augen liegen, würde jedes be-
krönende, abschließende Gesims dem Auge verborgen
bleiben. Lvenn die jDlatte dick genug ist, um an ihren
oberen und unteren Aanten gekehlt zu werden, so
mägen in solchem Falle die Rehlungen hauptsächlich
nach oben verteilt und der untere Teil frei gelassen
werden; auf diese kveise kommen sie dahin, wo sie
auch gesehen werden.

Line Frage, die sich von selbst bei der Betrachtung
von chchränken oder Buffets von großer ksöhe auf-
drängt, ist die, ob es crlaubt ist, die Gesimse über
die Basis überhängen zu lassen. Line zu weit aus-
ladende Basis wird sich weniger unangenehm dem
Auge bemerklich machen, als ein schweres überhängen-
des ksauptgesims. Lin solches an einem Bücherschranke
oder ähnlichem Rastenmöbel, das zu weit ausladet,
läßt den Schrank oben überhängend erscheinen, und
ein weit ausladender chockel wird nicht im Ltande
sein, diesen Fehler auszugleichen. Line Vorsicht, welche
beim Lntwerfen eines Schrankgesimses sehr gut an-


s)

!»>_

— Ul —
 
Annotationen