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HMUsgeöer: IerdinM Kvenariüs.


Der Nnchdruck von Beiträgen aus dieser Zeitschrift ist unter der deutlichen Puellenangabe „Das 2<unstgewerbe, Dresden" gestattet.

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Mai-De 'l lSS2.

Westellgeld: 75 Vkennige vierteljäbrl.

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Lweiler Aabrgang.

* NinertkanlSLbes Ikunstgexverbe. (s

wie der lianiin durch seine Stellung im Zimmer,
ob an der Lang- oder Vuer-, an der Znnen- oder
2lußen-wand, in der Lcke oder aus der Mitte der
wand gerüekt, den Lharakter des Zimmers oder des
Möbelarrangements beeinflußt, so ist es gleicherweise
mit den Fenstern der Fall.

<Line s-smmetrische Anordnung der Fenster wird
meist vermieden, es sind die Fenster selbst in Form
und Löbenanordnung verschieden. Gft liegt ein
niedriges, breites Fenster über dem Schreibtisch-Aufsatz,
um so das volle Licht auf den Tisch fallen zu lassen,
oder es hat vielleicht, wenig über der Schreibtisch-
platte zwischen dem zweiteiligen Aufsatz eingefügt,
seine Stelle erhalten, sodaß der chchreibende beim
Aufsehen hinaus in die schöne Natur blicken kann;
bei «Lckzimmern werden oft die Fenster auf beiden
wänden in die Lcke nahe zusammengerückt, um durch
ein f)orti6renarrangement zu einem behaglichen
Schmollwinkel vereinigt zu werden. Lrker werden
besonders im Lrdgeschoß foviel als mäglich ausge-
baut und dann auch gern reich ausgestattet. Das
vertikal zweiflüglige Fenster kennt man drüben wohl
unter dem Namen „französische Fenster", doch sind
sie wenig in Gebrauch, so daß also der hierzu ge-
hörige Fensterbeschlag, wie wir ihn brauchen, wenig
Aussicht auf Lrfolg hat. Das Fenster ist vielmehr
ein horizontal geteiltes Vertikal-Schiebfenster, das
mittels Nollen und Gewichten in den Laibungen, oder
mittels Federmechanismus, auf- und abbewegt wird,
der Verschluß erfolgt durch einen eigenartigen Vor-
reiber, und Liandgriffe zum bequemeren kfeben ver-
vollständigen den Beschlag. Rurze bis auf die Fenster-
bank reichende cheidenvorhänge, vielleicht mit chtickerei,
hängen an der Nkessingstange mit reichen Agraffen
und chtützkonsolen; der obere Flügsl des Fensters ist
meist mit Bleiverglasung oder Malerei, der untere
durch starke, oft geschliffene Sxiegelscheiben nnt Fazetten
verschlossen, für die Bleiverglasung ist ein häufiges
Motiv das sogenannte chpinngewebe, eine Art Mosaik-
fcnster von harmonischer Farbenwirkung nach dem
Prinzip der orientalischen Teppiche; filr bildliche Dar-

au.

kellungen sind für die villa realistische vorwürfe be-
liebt in realistischer Ausführung; seltener die steif
stilistischen Motive.

Die Decke hat selten Stuck. Die wände, die
mit einem feinen putzüberzug versehen sind, werden
einfarbig gemalt, vielleicht nüt einem leichten Fries
unter der Decke, bleiben oft auch weiß, der Ameri-
kaner liebt helle Zimmer. Tapete wird neuerdings
mehr angeweudet, dann aber auch meist einfarbig
ohne Musterung, damit sie einen besseren Gintergrund
für die Bilder und Runstgegenstände giebt.

Unter der Decke ist ein 50 bis 60 cm breiter
gemusterter Lries, der unten durch eine sfärmig ge-
schweifte Holzleiste abgeschlossen wird, auf dem ein
ebensolch gebogener Metallhaken verschiebbar läuft,
von dem die Bilder an chchnüren herabhängen, so
daß die wände nicht beschädigt zu werden brauchen.
Gemusterte Tapeten finden neuerdings mehr Linführ-
ung, aber nur in helleu Farben. Die Friesmuster, in
kräftigen Farben und strenger geometrischer Zeichnung,
erinnern fast an ägyptische Formen, der Fußboden, auf
dem kleine Teppiche und Felle verstreut sind, besteht
aus hartem Lsolz aus kurzen oder langen Niemen,
seltener ist reicheres j)arkett, obgleich sich dieses auch
einzubürgern beginnt.

Tinfarbiger Teppich durch den ganzen Naum, der
direkt auf ungestrichenen, unbehobelten Fußboden ver-
legt wird, ist aus hygieinischen Nücksichten neuerdings
weniger im Gebrauch. Die Thüren und Fenster,
deren Umrahmungen, sowie alles sichtbare Lsolzwerk
bleibt in seiner Naturfarbe und erhält keinen Glfar-
benanstrich. Zn solch ausgestatteten Naum hinein
gruppirt nun der Amerikaner seine Möbel und Nunst-
gegenstände. Da giebt es nicht die bekannten sechs
gleichen Stühle' oder chessel, die zur chophagarnitur
gehören, jeder ist vom andern verschieden in Form
und Farbe und fügt sich doch dem ganzen harmonisch
ein; sie sind meist niedriger, als bei uns, und senken
sich nach hinten, haben im chitz mehr Tiefe und meist
leichte Armlehnen. Auch das eigentliche chopha sieht
man wenig, mehr die Gttomane und die Bank mit
aufgelegtem Nissen und übergedeckten Teppichen; sehr



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