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Hllüßrirte SalßmonatssHaü.

Kerausgeöov: IerßinaM Menariüs. ^

Der Nachdruck von Beitrcigen aus dieser Aeitschrift ist nur unter der deutlichen Vuellenangabe „Das Aunstgewerbe, Dresden" gestatlet.

Lvveites

Moveinber-Dett tSSt.

Westellgeld: 75 Dkennige vlerteljädrl.

Dett 4.

Lvvetter Aabrganc,.

Der Wuckdrueker-LtreLK

hat lcider anch dic Druckerci, in welcher das „Rnnstgewerbe" hergestellt wird, in einpfindlichster wcise in
Mitleidenschaft gezogen. wir sind daher gezwigi^MTchen Uinfang dieses Dlattes diesinal anf das änßerste
zu beschränkeir Schriftleitnng nnd GeschäftssEe, VgcinFIvch nnbeteiligt an den Streitigkeiten, die leider nun
anch ihre Thätigkeit beeinfluisen, erbitten däher/niib Mr etwaige sonstige Akängel die Lntschnldignng der
geehrten Leser._

LLne neue GlasmalereLteekuLK.

Mit löilfe der reichen Grkenntnisse, welche die
neuere?sLhemie geliefert, ist man in diesem Iahr-
hundert der alten enkanstischen Glasinalereitechnik,
deren Geheimnisse seit der Mitte des vorigen Zahr-
hunderts verlorcn schienen, wieder anf die Sprnnge
gekommen, und wenn dies anch noch nicht bis auf
den letzten pnnkt geschehen ist, so hat man sie in
anderer Beziehnng wieder bereichert. Weit mehr als
das Stndium der alten Technik ernbrigt hente noch
das Stndinm der aesthetischen Gesetze, welche fnr die
Glasmalerei gelten nnd welche in den alten Arbeiten
nnd in der Art ihrer Verwendung niedergelegt sind.
Gewisse Neize, die die altcn Sachen vor den neneren
vorans haben, dürften in verändernngen ihren Grnnd
haben, welche ein lVerk der Zeit waren, der Grv-
dation des Glasflusses nnd einer gewissen Tinwirknng
des Lichts selbst anf diese für nnveränderlich gelten-
den Farben. 2lnders steht es mit der künstlerischen
Vorarbeit, welche nicht einfach, die Wirknngcn an>
derer Techniker im Sinn, dranf los komponiren kann,
um glasmalerische Mnster zn schaffen, wie dies so
vielfach geschehen ist und noch geschieht, sondern die
spezielle Ansbildnng künstlerischer Aräfte verlangt,
welche sich mit dem Umfang der künstlerischen Anttel,
mit den Aköglichkeiten, hier eigentümliche künstlerische
^irknnge» zn erzielen, mit den Grenzen, inncrhalb
^eren sich die Glasmalerei zu bewegen hat, vertraut
machen nnd sozusagen spezifisch glasmalerisch sehen
lernen. wer beispielsweise im Rölner Dom die alten
mit den neneren Glasmalereien vergleicht, dem fällt
ohne weitercs anf, wie diese letzteren in geschlossener
^untheit im Grunde dnrchscheinende Teppiche dar-
ltellen, als sei das Fenster verhängt, wogegen die

alten zwischen die Farben soviel dnrchsichtiges Glas
streuen, daß immer noch der Lharakter des Lensters
gewahrt bleibt, des Lichtduchlassers sür das reine
chonnenlicht draußen, sodaß gleichsam das Fenster nur
wie mit bnnten Steinen verziert erscheint. Das weiße
Zwischenlicht dämpft zugleich die wirknng des bnnt-
en Glases, sein Fehlen bedingt das anffallend Grelle,
den Laien freilich Bestechende, was die neneren Fenster
an sich haben. Die alten haben dabei den Vor-
teil, ziemlich nngenirt alle Farben verwcnden zn können,
ohne viel zn fragen, ob sie „stimmen". Die best-
verstandenen alten Bachen erzielen nie eine geschlossene
Bildwirknng ganzer Fenster, wie sie hent Mode ist, wo
man just für diesen Zweck das Rathedralglas in ans-
giebigste Derwendnng genommen; sie dekoriren eben
nnr die Fenster mit bnnt, nnd das ist richtig. Das
Fenster ist eben nicht, wie die wände, znm Abschlnß
von der Außenwelt da, sondern sein eigentlicher
Lharakter ist in der Anfgabe beschloffen, die Ver-
bindnng mit der Außenwelt nnd ihrem Licht herzu-
stellen. Zene Tableanfenster sind einfach eine Stil-
widrigkeit, und das Aathedralglas hat nnr da eine
Berechtignng, wo die Absicht begründet ist, den Blick
anf das Draußen zn hemmen. wird in diesem Sinne der
glasmalerische Schmnck der Fenster behandclt, so wird
anch manche berechtigte Linwendnng des pnbli-
knms gegen die vcrwendnng der Glasmalerei für die
kvohnung verschwinden. Ls fiel den Alten nicht ei»,
sich eins jener reizvollen Aabinetsbildchen, wie sie die
Schweizer so crstannlich geschickt und mannigfaltig ge-
schaffcn, an das andere zu setzen und so ihre' ohnhin
dämmerigen kvohnungen zn verdnnkeln; diese Bildchen
waren nnr cin Bildschmnck in einer Bntzenscheiben-
 
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