Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
^ KMUSgeöer: IerdinM Avenmüs. ^

Lweitcs

Auni-Dett I8S2.

Westellgeld: 75 Dkennige vierteljäkrl.

Dett tS.

Lvveiter Aabrgang.

Ztn Dinbltck auk den Merteljabrswecbsel ersucben wir ergebenst um baldgetällige
Lrneuerung der Westellungen bei Wucbbandlungen und Vostanstalteir, damit im Lm-
vtanqe der Leitscbritt lreine 1.1nlerbrecb«tdLUtzutreten braucbt.

DlMen-Ä.> ^ I Ü ÄunstlNkt^eklag,

Lnde Iuni t8S2._x^Lv^>Sescbättsstelle des „1kunstge>verbes".

Nundscbau.

» prot. tlbeurers Destrebungen uin das
Ltndinm der Oaturkormen. Nachdem wir in
einigen Iahrzehnten in der Architektur und dem Runst-
gewerbe fast sämtliche historischen Stile neu belebt und
nachgeahmt haben, ist eine gewisse Stilmüdigkeit ein-
getreten. Zwar ertönt der Rus nach einem Stil
unserer Zeit nicht mehr so oft und laut als vor
mehreren Zahren, aber die Sehnsucht darnach ist vor-
handen. Man mächte herauskommen aus dem ewigen
Nachahmen vergangener Aunstformen, die japanische
Mode ist im Absterben, die Stile der Renaissance
werden mechanisch weiter gepflegt, da man sich in sie
am meisten eingearbeitet hat. Nirgends sieht man
etwas wirklich Neues und Ursprüngliches. Da ertönte
zur rechten Zeit und wohl gehört der Nus, zur Natur
zurückzukehren. Neue Stilarten sind stets durch er-
neuter Anknüpfen an die Natur entstanden: die Gotik
griff frisch hinein in die heimische pflanzenwelt, ähn-
lich versuhr die Nenaissance. lVarum soll es uns
nicht auch gelingen, die dekorative Nunst durch
erneutes und vertieftes Studium der Natur zu er>
neuern?

s)rof. Nleurer in Nom hat für das Nunstgewerbe
mit besonderem Nachdruck auf dieses erneute Studium
der Natur hingewiesen. Lein eigentliches Verdienst
aber ist, daß er zugleich einen gangbaren lveg dazu
angiebt. N)as Nlänner wie Bätticher (in der Tek-
tonik der Hellenen), Zacobsthal (in der Grammatik
der Grnamente), Ruprich-Nobert (in dem lVerke I-u
üors orusweutLle) angedeutet haben, hat er folgerecht
durchdacht, ausgebildet und zu einem geordneten,
planmäßigen Lehrgebäude erweitert.

Gegen den bisherigen Unterricht in den Nunst-
gewerbeschulen hat Nteurer manches einzuwenden. <Ls

werde noch zuviel nach vorhandenen lVerken kopirt,
ohne daß dadurch Verständnis für die Nunstform er-
reicht werde; es würden dem Schüler stilisirte Lormen
obne die Nenntnis der zu Grunde liegenden Natur-
formen überliefert; in der Nachahmung der Vflanzen
werde das Nlalerische allzusehr betont. Lalsch sei es
auch, die pflanzen zu stilisiren, ohne daß ein besonderer
Zweck vorliege. tVelchen Sinn solle das Stilisiren
haben, so lange es sich nicht um einen bestimmten
Stoff handelt, für den die Stilisirung gedacht ist? Aönne
man etwa einen Satz aus beliebigen tVorten bilden,
ohne einen Gedanken zu haben? „Ltilisiren ist stets
ein Umbilden, ein vereinsachen der Naturformen mit
Nücksicht auf den Stoff und dessen Bearbeitungsweise;
die Stilisirung wird darum um so weiter gehen, d. h.
sie wird das vorbild aus der Natur um so mehr
umbilden, vereinfachen müssen, se schwerer der Noh-
stoff zu bearbeiten und je unbehilflicher das dabei
angewendete technische versahren ist." Rann das Um-
bilden einen Sinn haben, wenn nicht Ltoff und Technik
den Grad und den Zweck der Umbildung bestimmen?
Damit ist natürlich nicht das einsachste Stilisiren ge-
troffen, nicht das Lormiren und das Linpassen in
einen bestiinmten Raum. Lehlerhaft ist, daß dem
Lchüler als Vorlagen Lchablonen übergeben werden,
mit denen er mühelos, immer im alten Rreise be-
fangen, Ronventionelles schafft. wenn wir keinen
eigenen Stil haben und schaffen können, so liegt es
eben daran, daß wir Auge und k)and an den Runst-
typen der vergangenheit schulen, ohne sie in ihrem
Ursprung und in ihrer Lntwickelung zu verstehen.

ksier nun setzt Nleurer ein. lvas er bietet, ist,
um es kurz zu sagen, eine allgemeine Pflanzenmorpho-
logie sür künstlerische Zwecke und eine vergleichende

lT


— NL —
 
Annotationen