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Hllüflrirtk Slllßmonllt§sGü. ^

Kerausgeöev: IerdmM KvellaMs. ^

Der Nachdruck von Beiträgen aus dieser Zeitschrift ist unter der deutlichen Duellenangabe „Das Runstgewerbe, Dresden" gestattet.

Lrstcs

Iuli-Ibett WS2.

Westellgeld: 75 Mennige viertelMrl.

Ibett IS.
Lwetter Aabrgang.

IKundscbau.

* „prokessor /Ideurers Keslrebungen nm
das Ltudium der Oaturkormen". Herr professor
Meurer ersucht uus mitzuteileu, daß die von ihm mit
vollem Rechte als trefflich anerkanuteu Zeichuungeu,
von denen wir eiuige wiedergegeben haben, uicht von
ihm selbst herrühren. „Ateine Mitarbeiter waren die
Maler Seliger, Lsomolka, Deventer und Gerke. Die
Bildhauer, welche setzt thätig sind, das plastische
Unterrichtsniaterial sür das Berliiler kunstgewerbl.
Utuseum mit mir aufzunehmen, sind die Modelleure
Bloßfeld und Zllitsch. Augenblicklich arbeiten wir
das Vorlagenmaterial für die Unterklassen der Berl.
Schule (Grnamentzeichnen und Formenlehre) aus."

» Das engltscbe Ikunstgevverbe behandelt
eine Folge von drei Aufsätzen, die p. Zessen, der
deu Gegenstand kürzlich auch in einem vortrefflichen
vortrage besprach, im „Runstgewerbeblatt" erscheinen
läßt. Zn einer Linleitung bringt der verfasser zu-
nächst Rückblicke auf die Lntstehung des Runstge-
werbes von heute, die man bekanntlich von der
Londoner LVeltausstellung t8!N ableiten kann und
an der Gottfried Semper eiu bedeutender Auteil zu-
aesprochen werden muß. Nach dcn mancherlei ersten
versucheu brach sich um die Zeit der wiener weltaus-
stellung vou 187 5 eine eutschlossen nationale Richtung
Bahn: was für uns die deutsche Renaissanee war,
das war für die Lngländer die Gotik. Gine oft
schwere und strenge aber eigenartige Formenwelt
sprach sich in dem „neugotischen Stile" aus, der be-
souders die Rlöbel gestaltete und übrigens auch, wie
wir dies heute zu thun streben, die j)flanzenwelt der
k^eimat zur Grnamentation herauzog. Aber den ver-
feinerten Formen des modernen englischen Lebens
genügten weder die Neugotiker ganz noch die
Freunde der Renaissance, die neben ihnen wirkten.
Als hervorrageude Rünstler auf die englische Runst
des 18. Zahrhunderts hinwiesen, da erst begann der
kunstgewerbliche Geschmack dort fich in der Richtung
zu bildeu und zu bethätigen, in der er sich gegen-
wärtig fast allgemein und krästig bewegt. „Ls ist
aber charakteristisch für Lngland im Gegensatze zu
unserer deutschen Lntwicklung, daß man sich nicht in

erster Linie darauf verlegte, die Arbeiten des 18.
Zahrhunderts nachzumachen, wie es das betriebsame,
aber oft schlecht geleitete deutsche Runstgewerbe so
oft gethan hat. vielmehr standen dort bedeutende
Rünstler an der Bpitze, welche die ueugotische Tradi-
tion nicht beseitigen, sondern erweitern und bereichern
wollten und daher gerade diejenigen Motive aus-
wählten, die zu der bisherigen, ersolgreichen Richtung
xaßten. Rlan wollte keinen Lprung; man gab nicht
die alberne Losung: hie Rokoko, hie Gotik oder Re-
naissance, wie es bei uns wohl geschehen ist; mau
plagte sich nicht, die eben eroberte Ligenart in srivoler
Neuerungssucht wieder abzustreifen.

Gleichzeitig lernte man auch, das gotische Grna-
ment, das stilisirte pflanzenwerk, umzugestalten. Zapan
ward den europäischen völkern bekannt; aus der
pariser Ausstellung von 1878 feierte das japanische
Runstgewerbe seine gräßten Triumphe. Reine Nation
hat davon ernsthafter gelernt, als die Lngländer.
Die Naturliebe der Zapauer entsprach der Blumen-
sreude, die in Lngland so weit verbreitet ist, und
durch das gotische Gruament war mau an das
chtudium der heimischen pflanzen gewöhnt.

Aber wie der Zapaner die Blume in ihrer natür-
lichen Bewegung und Rlannigfaltigkeit auffaßt und
zum Grnament umformt, so genügt es jetzt auch dem
Lngländer uicht mehr, nur die abstrakten, platt ge-
preßten Grundtypen von Blüte und Blatt geometrisch
zusammenzustellen; man suchte der Dekoration alle
Reize der lebenden Natur dienstbar zn machen. Vor
allem studirte mau auch das eigentliche Flächenorna-
ment der Zapaner und zog daraus großen Nutzen
für den Tapeten- und Zeugdruck.

Die Hauptsache aber war, daß alle diese Neue-
rungen von originellen Rüustleru ausgingen, und daß
noch heute der beste Teil des euglischeu Runstgewerbes
unmittelbar von den Rüustlern geleitet wird. voran
steht die Schule der präraffaeliten, eine Grupxe von
Ralern, die ihre idealistischen Lrfindungen in Form
und Farben nach den florentischen vorgängern Raffaels,
nach Botticelli und seinen Zeitgenossen vortragen. Zm
Gegeusatz gegeu die Naturalisten suchen sie alles, was



 
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