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die sich'an die Versteigerung der vincentischen Sainmlung in
Konstanz knüpften, brachte die „Neue Züricher Ztg." ein
„Lingesaudt", auf das wir doch hinweisen möchten. Ls heißt
darin: „Die Lrwerbungen, welche die Schweiz aus dcr Oin-
centschen Saminlung an alten werken der Glasmalerei ge-
macht hat, sind so erfreulich, daß sich wohl auch ein Gedanke
äußern läßt, welcher der gegenwärtigen Runst zu statten
käme. Unsere Glasmaler leisten so Tüchtiges, daß ihre Kunst
es verdient, inehr ins volksleben eingeführt Zu werden; sie
würde dadurch selbst wieder angeregt und wohl auch in den
Stand gesetzt, gute werke zu etwas billigeren Preisen herzu-
stellen. wir denken an die altschweizerische Sitte der Fenste r-
schenkungen. Ließe sich diese nicht in gewisser Nleise
wieder aufnehmen? wie manche unserer Schützen-, unserer
Gesang- nnd Turnvereine sind so reichlich mit Bechern und
Kränzen versehen, daß sie fast in verlegenheit konmieil, wo
sie alle Troxhäen sicher aufbewahren sollen. vielleicht wäre
da lind dort eine Abwechslung willkoinmen und würdo der
glückliche Sieger gern sein Gemach mit eiiligcn farbenfrohen
Scheiben schinückcn. bseilige inüßten es nicht gerade sein;
aber unsere Schilde rmd lvappen, die Schweizergeschichte, das
volksleben böten so hübsche Motive darl In der richtigen
weise versucht wiirde sich die Sache gewiß machen lassen.
wir inöchten sie hiermit iin angedeilteteni Siune bei
imserii Gesellschaften und vercinen in Anregung bringen.
Ls wäre ein Stück Pflego dcs nationalen Sinnes
und könnte nianch Gutes daraus werdcn." Das Gesagte
gilt, den veränderten Umständen angepaßt, sür deutsche
und österreichische Verhältnisse natürlich genan so gut,
wie für schweizerische. Ls giebt übrigens noch ein Gebiet,
auf welchem das Runstgewerbe in seinen vorschiedenon
Zweigen Lroberungcn machen könnte, ohno daß die Iuweliero
darunter litten, Lroberungen, die dem Publikum wie den
Künftlern zu gute kämcn: wir iiieinen das des Blumenliirus.
wahrlich nicht, daß rvir den schönen Sträußen ihr Daseinsrecht
bestreiten wolltenl wer aber weiß, wie bei unsern reichen
Leuten oft die Blninen ganz ohne Rücksicht auf besondcre
Schönheit nnr linmer nicht sclten und deshalb nicht tcucr
genilg sein köniien. um ein „feines" Geschenk zn Stande
zu bringen, wie vollor Uimatnr gedrahtet und geküustelt
wird, damit nnr die Rechnung hoch gehen könne, der weiß,
daß cs sich bei solchen von heut aus morgen vergänglichen
Gcschenkon oft mn Suiilmen handelt, für dic auch das Runstgo-
werbe schon etwas Gutes bieten könnte, wenn anch nicht
gerade etwas „Großes": ein schöncs Glasgefäß z. B. Denn
für solche Luxussiräuße werden mchrere Goldstücke bezahlt!

» über dle modernen Mcbcr schrieb gelegentlich der
Karlsruher Ausstellnng lsnbert Ianitschek u. A. das
Folgende in der „Bayr. Gew.-Z.":

„Die Zeit, da unsere ganze Kuiistindustrie darniederlag
(das dauerte bis an den Ausgang der sünfzigcr Iahre) war
auch für den Fächer eine Zeit geschmackloser versuche oder
phantasieloser wiederholung alter Motive; Künstler von
Namen erlagen der Anfgabe, nnd kostbares Material wurde
erfolglos verwendet; die Ansstellung gewährt dafür genug
viele proben. Die Gegenwart, welche zunächst durch Flucht
in die vergangenheit das Kunstgcwerbe zu neuem Leben zu
wecken suchte, hat sich auch des Fächers aligenommen. Und
wenn uns heute mit allem Rechte das Butzenscheibengethue
und der Stilzwang, den uns Schreincr und Tapezierer aufer-

legen wollen, lästig sa widerwärtig geworden ist, der Fächer
wird kaum aus dem Abhängigkeitsverhältnis vom Stile Lnd-
wig XV. zu cntlassen sein; die Grundsätze der Dekoration,
der Motivenkreis, die Formen- und Farbenanschanung, das
Alles entsprach so sehr der Beftilimiung des Gegenstandes,
daß man nur mit ksilfe von Geschiiiacklosigkeit oder jdhantastik
odcr phantasieloser Geistreichigkeit darüber hiiiwegzukommen
vermöchte. Ls ist sehr bezeichnend, daß auf der Ausstellung
jene Fächerentwürfe als dio gelnngensten bezeichnet werden
müsscn, welchc von Uünstlern herrühren, die außerhalb der
inodernen Kunstbewegimg stehen, die kaum ctwas mohr als
den Rnhm genießen, Lieblingsnialer der vornehmen halbge-
bildeten Lebewelt zu scin. Lcichtflüssige nicht kühne Phantasie,
gefällige Aninut nicht wuchtiger Natursiiin, gebildeter Farben-
sinn aber nicht Kolorismus oder Pleinair, kribblige nicht
schwere ksände taugen fiir die Fächermalerei. Makart war
cin dekoratives Genie, abcr sein halbvollendeter Fächerentwurf
mit seiucr gedrängten Komposition läßt schon zweifeln, ob
er hier vollendetes geleistot hätte, und wahrscheinlich wäro
auch seine Farbo zu bunt geworden, und F. A. Kaulbachs
gcfeiertes Fächerblatt, als Uunstwerk au sich mit Recht hoch-
gcschätzt, erscheint zu anspruchsvoll siir seinen Zweck. Aber
welch prächtige Lösungen der Zlufgabe bieten Aoppay,
Paxxeritz, Lossow. Da ist die Formenanmnt und die ganze
leichtsinnige Grazio des Rokokos . . . Im Ganzen lehrt die
moderne Abteilung, daß der Fabrikaut Stoffcn und Mustern
gegenüber noch recht ratlos ist uud daß der Maler zu leicht-
herzig Fächerblatt und Staffeleibild vcrwechselt. Macht die
Frau zu wenig ihren besonderen Geschmack geltend? Das ist
ja sicher: dor französische Fächer des achtzehnten Iahrhunderts
weiß trotz der Goncourt so ansführlich, so iiitim und so
xikant übcr die Frau des achtzehnten Iahrhunderts zu er-
zählen; dem moderueii Fächer wird man über die Frau dcr
Gegenwart wenig abfragen, vielleicht, daß man darob vcr-
mutet, sie sei entweder zu geistvoll, oder zu blasirt, oder zu
lcidenschastlich gewesen, um auch den Fächcr zum Ausdruck
der Aultur ihrer Persöulichkeit zu machen."

Über DorzeUanpreise schreibt nian der „Frf. Ztg."
aus j)aris: „Das porzellan aus zarter Masse (xütre tenäre)
kam bekanntlich uutcr Ludwig XV. auf und wnrde von dcn
Geliebten und lsöflingen dieses Aönigs, sowie unter seineni
Nachfolgcr so hoch gcschätzt, daß man, wenn den Angchörigen
uud vertretern der fremden Mächtc Geschcnke zu niachen
waren, nicht mehr wie früher ausschließlich Lrzeugnissc der
Goldschmiedekunst, sondern häufig porzellaugegenständo dazn
verwandte, die nicht niinder teucr waren. Die nationale
porzellanfabrik zu Sevres erhält noch heutc Aufträge der
Regierung znr Ausführung derartiger diploniatischcr Geschenke.
Bei Guantiii ist soebcn ein xrachtvolles Album mit so Tafeln
erschienen, die in I'nc-simils-Ausführimg, von Ld. Garnier
aquarcllirt, übcr 250 Pörzellangegenstände aus den berühnitesten
Sammlungen darstellen. Der bserstollnngspreis dieser Knnst-
werke war cin für die danialigen verhältnisse ungeheurer.
Das t?St der Aönigin von Spanien vcrehrte Tischgeschirr
kostetc (Z so; Livres; (7S7 wurde dem österreichischen Bot-
schafter eincs im lverte von 35 523 L. und (777 dem Aaiscr
eines, das -(SLivres gekostet hatte, verehrt. (788 bestellte
Latharina II. in Ssvres das aus 7-(-( Stücken bestehende be-
rühmte Service auf türkisenblauem Grunde, wofür ihr die
Aleinigkoit von 328 (88 Livres berechnet wurde. Dabei ist zu
erwägen, daß der Geldwert damals ein weit höherer war,
als heute. In dem vcrkaufe der Sammluiig Double wurde
(88( ein cinziger Teller des zuletzt erwähnten Services mit
6(00 Fr. bezahlt."

Ankalt.

stellung in L

Nbbildungen.

Lum zwetteu Aabrgaug. Ikuustgewerblicbe Wetraclttuugen. HAas stcts tür Amitatien gtlt
und docb keine zu scin braucltt. Der Damburger Ikatbausbau. IIAmdscbau. Zur weltaus-
stellung in Lhicago. „Lhrenscheiben." Moderne FLcher. Porzellanpreise.

Füllung, „Nacht", mit Benutzung heimischer Naturformen, von L. Burger. Lntwurf zn
einem Ljarnisch, von ksans Mielich.

— L —
 
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