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bis zmn Naturalismus getrieben werden könne», un d
(ahue letzterein in der Runst das IVort spreche» Z»
wolle» sei es gesagt) es beweise» einige, allerdiugs
ve» sehr geübter ^and für die Aiamiesinaniiröhrc»-
werke ausgeführte vollkoininen »aturalistische Blume»
die Brauchbarkeit solcher Ligeuschaft für das Alein-
gewerbe. Ls kan» die Lrweiterung des Spielraumes,
die dem sreien Lntwurs dadurch gebote» ist, »ur
freudig begrüßt werde». Gleichzeitig wird durch
Ausschmieden eines Bleches aus dem Rohr »icht eine
derartige Verbreitung der Älhuette bcdingt, wie das
volle Stabeise» sie giebt, sodaß zwischen Nanke und
Lndigung ein leidliches Verhältnis entsteht, im Gegen-
satz zu einer Neihe von Arbeite» der Reiiaissaiice, die
lediglich der breit geschlagene» platte zuliebe ihrc
Lücken eine lange Zeit hindurch mit flachen sigürliche»
Bildungen füllen; eine originelle aber keineswegs dem
Liseiistil gerechte Uunstübung. — Der Blütenkelch, die
Anospe, die Becher- und Glockenforni, die Blatten-
digung, das Ausziehe» und Aufrolle» zur Spirale,
Alles kan» auf einfachstem Wege, durch Ausschmiede»
des Nohrs, mit der Ranke an einem Stück hcrgestellt
werden; die Frucht, die Anolle, die Birnform, kurz
seder voll erscheinende Aörper wird, aus einem Ltück
Rohr geschmiedet, nicht mehr die köälfte der Arbeit
verursache», die das Btrecken des vollen Blechs, das
Aushämmer» der Gestalt, das Abhaue» des über-
flüssigen Materials, das Nacharbeiten und Ausfeilen
verursachte. Li» geschickter chchlosser wird es viel-
mehr, wie der Goldschmie-d das Silber, einfach mit
dem kjammer von iiinen »ach auße» und wieder
zurück treibe», ohne daß für jede» Lindruck des
l.samniers a» der einen Stelle eine chtreckung der
Gesamlsorm einträte. So ist es denn »icht zu ver-
»under», daß diejenigen Runsthandwerker, welche
bislang zur Herstellung der probestücke zugezoge»
wurde», kein anderes Material wieder unter de»
Liaminer nehmen mögen, als das modellirbare un-
zcrstörbare Nia»»esma»n-Rohr.

Line weitere Freiheit wird dem entwerfeiide»

Zlrchitekte» gestattet durch die fast unbeschränkte
Biegsamkeit des Rohres zu Rurve», ohne die Gefahr
eines Längs- oder Puerrisses. Im glühende» Zustande
verträgt das Mannesmann-Rohr ohne besondere
Vorsichts-Aiaßregel» i» eineni Grade das Verbiegen
und verschlinge» zum Anote», wie es iin Ltabeisen
bereits als rühmliche Leistung galt, im Rohr aber
unerreichbar ist. Beweis für derartige Gestaltungs-
Fähigkeit sei die praktische Aiiwendung, welche solche
Rurvenbildungen als Lrpaiisions-chchlingen zum Aus-
gleich der durch die Temperaturschwankungen bediugten
Dehuunge» und Zusammenziehungen bci wasser- und
Petroleum-Leitungen gcsunde» haben, welche vo» de»
Maniiesinaiiii.werken geliefert wurde», und welche,
ebenso wie die laufenden Leituugsröhre», auf töv
und 200 Atm. inncrn Druck geprüft sind. Diese
Wiiidunge» u»d Rurven, auf die ornamentalen Liuien
der Gitterwerke augewandt, führe» uns zur sog.
durchgesteckten Arbeit. Auch für sie tritt wicder eine
Lrleichterung ei»; das Aufschlitzen des Rohres durch
de» Meissel ergiebt eiue günstigere Arbeit als sie der
Stab bedingt, und die Geffnuugsstelle wird mit
Leichtigke't durch Treibe» uud »achheriges Aus-
modelliren der Schlitzränder eine schmückende Rmge-
staltung, eine stilgerechle Markirung erfahren köniie»,
die beim Stabeise» schwer deiikbar ist.

Riiter dem bfammer, »och eiiifacher unter der
walze zum Doppelblech geschmiedet, ist die Röhre
leicht zur Rorkzieherform zu winden, die erforderliche»
Falls mit stehe» gelasseuen oder anderweilig verarbeitcte»
Teile» der Röhre zusamme» maiicherlei Abwechseluug
i» der Belebuug bewirke» kaii». — 2luch dan» »och
wird die Rährenform am si>latze sei», wenn gewisse
Teile der beabsichtigten Aonstruktio» dnrch ihre spezi-
fische Beanspruchrmg den volle» Guerschnitt des Stabes
erforder»; den» dasMaunesmanii-Verfahre» ermöglicht
es, »ach Beliebe» die Röhre a» eiiiem oder beide»
Lnden oder nach Derlaiige» a» anderer Ltelle
geschlosse» zu walze». (Schluß folgt.)

Der DmnburgLr IKutbkmsbmi.

(Fortsetzung.)

Bei der Teilnahiue, die uuserc Bevölkcruug allen öffent-
lichen Dingen entgegen trägt, läßt sich fodann die Ausstattung
des Rathauses als tjebel für die Lrziehung des"publikums
zum verständnis künstlerischer und gewerblicher Dinge ein-
setzen, und es wäre damit in ksamburg cin vorsxrung ge-
wonnen, den andere deutsche Staaten so sleicht nicht eiuholen
können. Denn daran vor Allem kraukt bekanntlich in Dcutsch-
land die Industrie, daß nur der Produzent erzogen ist und
der^Aonsument im Bewußtsein, von dcr Sache nichts zu vcr-
steheii, Alles über sich ergehen läßt. Ls ist ein ungesundes
Vcrhältnis, daß tausend Produzenten den Aopf voll Ideen
haben,- während der Aousument durchaus ohne'eigene Wünsche
zusieht und infolgedessen auchsbiur felten den guten Willcn
hat, für eine gediegene Arbeit die entsxrechende Aufwendung
zu machen. Wir können täglich beobachten, wie der Wohl-
habende, ohne sich zu besinnen, die Ausstattung seines ksauses
einem Dekorateurj'überträgt, der die abentcuerlichsten Bedürf-
nisse für ihn erfindet, um nach cinigen Iahren, wenn dem
Auftraggeber feine Linrichiung, an der er keinerlei persön-

—-

lichen Anteil hat, langweilig geworden, eine ucue womöglich
dic crste noch überbietende an die Stelle zu sctzen. Menn
bei der Ausstattung des Ralhauses die Bevölkernng in der
richtigcn Weise iuteressirt wird, so wird nicht uur das kfand-
werk sondern auch das Publikum sciue hohe Schule durch-
machen, denn es fludet dort die Vorbilder für alle Be-
dürfnisse dcs Bürgerhauses. Für diese orziehliche Linwirkung
anf dcn hcimischen Aonsumentcn, dessen Gcschmack eine
dauernde wendung auf das Liufache, Gcdiegenc und Praktische
zn cmpfangcn hat, liegen die Lußern Umstände deshalb in
kfamburg so glücklich,fweil, wie oben angedeutet, die wohlhabende
Bevölkerung in der städtischeu Gemeinsamkeit dcs Lcbens jede
Anregung schuell zu verarbeiten vermag. wclche Mittel für
die crziehliche Linwirkung auf unser publikum in der praris
zur Verfügung stehen, wird in eiuem späteru Abschnitt zu
erläntern sein.

Diese Zicle würden sich erreichen lassen, wenu es sich
bei der Ausstattung des Rathauscs nur um Gebrauchsmöbcl
und Gebrauchsgerät haudelte, bei deren lserstcllung lediglich

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