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Dl?r Nachdruck von Beiträgcn nus dieser Zeitschrift ist nur unter der deutiichen Vuellenangabe ,,Das Runstgewerde, Dresden" gestattet.
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Dezember-Dctt rbSl.
Westellgeld: 75 Vlennige vierteljadrl.
Ibett S.
Lvvelter Aabrgang.
IkunstgevverbllW Wetracktungen.
(5. ZÄisKnlg.)
Zn einem zweiten vc-rtrage, den I)r. paul Schu-
mann an der gleichen Stelle hielt, gab er nach einem
Rückblick auf den ersten vortrag zunächst Betrach-
tungen über Staatshilfe auf dem Gebiete des
Runstgewerbes. „Staatshilfe ist ja in der Gegenwart
ein Schlagwort, das sich mit Sicherheit einstellt, wo
es mit irgend einer Sache schlecht stebt oder zu stehen
beginnt. Alsbald erhebt sich der Ruf, der Staat
solle helfen, solle Summen bewilliqen, solle das
Rlonopol in die kfand nehmen, solle neue Beamte
und damit gesicherte Lxistenzen schaffen. kvo sich
diese Lorderung erhebt, kann man im allgemeinen
den Schluß ziehen, daß dem betreffenden Stande der
Rampf ums Dasein zu schwer erscheint — insofern
ist das fortwährende Rufen nm Staatshilfe kein gutes
Zeichen. Aber zu verwerfen ist sie trotzdem nicht,
sie mnß nur an der richtigen Stelle ansetzen, sodaß
sie sich selbst wieder überflüssig macht. Falsch ist es
wohl, wenn z. B. das Runstgewerbe vom Staat ohne
besondere veranlassungen doch besondere Aufträge
fordert; wenn es fordert, daß in den Staatshaushalt
regelmäßig Summen eingestellt werden, die zu be-
sonderen kunstgewerblichen Großthaten verwandt
werdsn sollen. Zn einzelnen Fällen bedeuten solche
Ausnahmebestellungen gewiß eine Fördernng — wenn
aber dem Runstgewerbe überhauxt nur durch die
Schaffung von Ausnahmefällen geholsen werden
könnte, so wäre es eben ohne eigene Lebenskraft,
folglich wert, daß es zu Grunde ginge. Nein, das
Runstgewerbe hat nur zu solchen Forderungen an
den chtaat ein Anrecht, durch deren Lrfüllung die
Allgemeinheit sich selbst, nicht einem einzelnen Teile
dient, und solcher Fordernngen giebt es genug. vor
allem die, daß der Staat in allem, was er für die
Gffentlichkeit treibt und bestellt, mustergiltig und
vorbildlich wirke. Das hat vor einigen Zahren
mit besonderem Nachdruck der Direktor des Berliner
Runstgewerbemuseums, Zulius Lessing, verlangt, aber
wir müssen das immer wieder thun, denn es dauert
stets lange, bis eine solche Forderung allgemein be-
kannt, in ihrer Michtigkeit erkannt und als berechtigt
anerkanut wird." Da sei denn z. B. zu erstreben,
daß das Submissionsverfahren zum mindesten nicht
in der bisherigen weise weiterbenutzt werde. Ls sei
ja schon unwürdig des Staates in der Zeit sozialer
Neform, den Unternehmer zu bevorzugen, der zu-
meist durch Niederhalten der Löhne seiner Arbeiter
am „billigsten" liefern könne, wobei das „billige"
denn auch gewöhnlich das schlechte sei. „wir müssen
mit allen Rräften dahin wirken, daß alle Negierungen
und öffentlichen verwaltungen den Grundsatz an-
nehmen, vor allen Dingen auf G ed i eg enh ei t und
Solidität, und wo es angebracht ist, auf guten
Geschmack und stilgerechtes Gexräge zu sehen, nicht
aber zuerst auf die Billigkeit. Ls ist durchaus nicht
notwendig, ja nicht wünschenswert, daß alles prunk-
voll und reich gestaltet werde, aber die Linfachheit
soll überall den Lharakter des Gediegenen und Lchten
tragen, die Formen sollen immer und überall aus
dem Zwecke des Gegenstandes und aus den Tigen-
schaften des Stoffes heraus entwickelt sein, nirgends
soll ksohlheit und Unwahrheit, sinnloser Schmuck und
Ueberladung sich breit machen dürfen. „An Beispielen
aus Dresden führte Schumann aus, wie weit wir
noch von solchem Zdealzustande entfernt seien. „So
schaut an gar manchem Grte das ksaschen nach dem
bloßen Schein, und zwar unter staatlicher Gbhut her-
vor. Das sind schlechte Beisxiele, die der Staat da
giebt. Aber gleich kommt der Linwand, gediegene
Bauten würden viel zu teuer; wollte man alles ge-
diegen und vollkommen herstellen, dazu fehlte das
Geld. Zndeß wenn der Staat kein Geld hat, so soll
er nicht luxusmäßig bauen wollen. Gder er soll sich
doch seine Ausgaben derartig verteilen, daß das werk
nicht unter dem Geldmangel zu leiden hat. 2lnstatt
zehn Bauten soll er nur fünf auf einmal vornehmen
und diese fünf mit allem Lrnst, gediegen und würdig
vollenden. Denn Bauten und Ausstellungsstücke sind
zunächst der Ausdruck des volksgeistes, oder sie sollten
es wenigstens sein. Bin ich der Gast eines reichen
Rkannes, der sein Ljeim mit kunstgewerblichem Blöd-
sinn ausstattet und xrunkenden Flitterkram pflegt, so
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