Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
wohl ebenbürtig — wemi gute Arbeit bezahlt wird.
Aber das geschieht uur i» seltenen Fällen, — da der
feingebildete Renncr, der gute Bronzen überhauxt be-
zahlt, französische eben vorzieht. Lr thut es, weil die
französischen Rünstler im Durchschnitt den deutschen
in der Lserstellung guter Alodelle übsrlegen sind. Ich
spreche hier zunächst von figürlichen Bronzen:
es steckt in diesen pariser Arbeiten eine Annmt und
Schönheit der Form, eine Dnrchbildung bis ins ^
einzelne, ein AiiLdruck der Röpfe und der Bewegungen,
die besiricken. Dazu kommt dann die vortrefsliche
Ziselirung, die prächtige Farbe. Sehen Sie die
Ligureu von Aloreau, Weyns, Aichard, Llodiou: es
sind Meisterwerke, an deuen gar nichts auszusetzen ist.

Und diese Arbeiten trifft man in paris in allen
Bronzeläden zu Dutzenden. Bei uns in Deutsch-
land findet inan an und für sich viel weniger figür-
liche Bronzen von deutschen Rünstlern, und von diesen
erreichen nur wieder einzelne senes Alaß vollendeter
Durchbildung oder geistreichen Schicks. Ls fehlt
vielfach die sorgfältige anatomische Durchbildung, es
fehlt auch der freie Blick für die lVünsche der Gegsn-
wart, denn noch imnier klebt die Bildnerei bei uns
vielfach an dem, was man so unter Antike versteht,
und über deni Studiuin klassischen Geistes wird das
niindestens eben so notwendige peinliche Naturstudiuin
vernachlässigt. Gbgleich nun deütsche Bronzen viel-
fach hinter den franzäsischen zurückstehen, sind sie auch

Nbb. 7. Lntirurk zu cincr Lüilung vo» Orok. Ludvoig Wurgcr.

noch viel tenrer als diese. Lür eine kleine Bronze-
figur verlangt der Bildhauer hier inindestens 500
Abark. Sie können eine doppelt so große französische
bereits für 375 Alark kaufen. warum? Die
Lranzosen wissen, daß sie für ihre guten, fein durch-
gebildeten und vorzüglich ausgeführten Bronzen auch
Räufer finden, sie kaufen daher bereitwillig wlodelle
der Rünstler, sie stellen die Liguren gleich zu Dutzenden
her, während hier der Rünstler iinmer nur eine
Bronze herstellt und dann mühsam Absatz dafür
sucht. Zst sie abgesetzt, so wird wieder eine einzige
hergestellt u. s. f. — bis er die Sacbe satt hat. Auf
diese weise ist den französischen Bronzen natürlich
nicht beizukominen. Die Nutzanwendung aus dieser

Darlegnng ist nicht schwer. Dem Bronzegießer braucht
nian fa nicht erft zu sagen, daß er sich an den
Rünstler halten muß — das trifft eher bei anderen
Ruiisthandwerkern zu. Zn diesem Lalle muß bei den
Runstschulen der hsebel angesetzt werden. Bis aufs
äußerste sollte man darauf dringen, daß das aus-
gedehntejte Naturstudium die Grundlage des gesamten
Nnterrichts vom ersten bis zum letzten Augenblick
bilde. Davon sind wir weit entfernt. <Ls giebt auf
einzelnen deutschen Runstakademien sogar Rünstler, die
das Naturstudium verwerfen und meinen, allein auf
das Studium der Antike lasse sich eine lebensfähige
moderne Runst aufbauen. Die Thatsachen lehren mit
unabweisbarer Deutlichkeit, daß ein solches verfahren,

— 42 —
 
Annotationen