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Uleniplastik — aber möglichst nicht aus Gips, sonderen aus
sestcrem Material — gefallen sehr, namentlich auch Nach>
bildungen guter Antiken; moderne Sachen sind durchaus dezent
zu halten, da in Amerika alles Frivole, alle Nuditäten durch-
aus verpönt sind. Da jegliche ksandarbeit, sofern sie künst-
lerisches Rönnen erfordert, geschätzt ist, so sind Llfenbein-
und bsolzschnitzereien sehr zu empfehlen, ebenso auch originelle
Schnitzereien aus den Gebirgsdörferin

lsandarbeiteii in Lisen, Aupfer, Messing, Silber ersreuen
sich umsomehr größerer Achtung, jo kunstreicher diesclben aus-
geführt sind; bei Lisen sind besonders Beleuchtungsgegenstände
für elektrisches Licht und Gas zu berücksichtigen, — auch
Uamin-Norsätzcr, Feuerböcke, Nachabmungeu alter Waffen usuu
Unter den Stickercien habcn nur solche auf Berücksichtigung
zn hoffen, die künstlerisch und technisch sehr hochwertig sind,
da gerade dieso Techniken drüben reich vortreten sind; dagegen
habcn Gobclinnachahmungcn, Lederwaaren (gepreßt und ge-
schnitten), nnd besonders künstliche Blumcn (in schönen Gruppcn
zufammengestellt) Aussicht anf Lrfolg.

* übor den /Ildsngel an guten kunstgewerblieben

Teicbnern sprach E. puls im Berliner Runstgeworbeverein.
Die Fachklasfen H und 16. werden nach seinen Angaben im
Ganzen nur sehr schwach besucht, wofür die Schuld zum Teil
daran liege, daß die Aufnahme in der Regel von der Lr-
lernung eines bestimmten lhandwerks abhängig gemacht wi.d,
während es vielleicht besser wäre, anch junge Leute ohne be-
stimmte Fachrichtung mit allgemeiner künstlerischer veranlagung
zu kunstgewerblichen Ieichnern auszubilden. Die Lehrcr
müssen ferner besser besoldet werden, um bei eingehender An-
regung und Beaufsichtigung der Schüler mehr Unterrichts-
stunden als bisher erteilen zu können. Statt der bisherigen
?, Stunden Unterricht müßten deren mindestens s täglich an-
gesetzt werden, wofür dann an anderer Stelle Lrsparnisse ein-
treten könnten. Auf diese Meise würde ein guter Schul-
unterricht an Stelle der nngenügenden Atelierunterweisung
durchführbar sein. Andre Uiittel wären noch der Besuch an-
gesehener Iverkstätten dnrch die älteren Schüler, vorüber-
gehender Aufenthalt einzclncr derselben in den praktischen
Zeichenstuben hiesiger Uleister, Schülerkonknrrenzen, für welche
der Aunstgewcrbeverein Preise stiften sollte. Auf diese Weise

würden dic Schüler des Aunstgewerbemiisenms besser vor-
gebildet die Anstalt verlassen und sie würden während der
Schulzeit schon mit den praktischcn Unnsthandwerkern und dem
Uunflgemerbeverein in gedeihliche Beziehung treten. lherr
j?uls, wclcher vor allem der akademischcn Linseitigkeit der
Ansbildung unserer Icichncr am Uunstgewcrbemusenm ent-
qegenwirkcn mill, beantragte am Schluß die IDahl eines Aus-
schnsses, der cinc Denkschrift übcr den Gegenstand ausarbeiten
soll. In dcr anschlicßendcn vcrhandlung wurde von mehreren
Seiten bestärigt, daß die vom Riinstgewerbemuseum ans-
gebildeten Zeichner dcn gewöhnlichen Ilnsordcrungen nicht
genügen, obwohl auch betont wurde, daß die rein akademische
Ausbildung, ohne vorangegangcne praktische Lrfahrnng, viel zu
wünschen übrig lasse. Der INangel an Ieichnern führe aber
dazn, daß man oft auch mit weniger guten Leistungen zn-
frieden sei, nur um wieder etmas Nenes bieten zu können.
Geheimrat Lüders bomerkte, daß nach dem Regulativ des
Musenms auch jetzt schon Nichthandwerker in dis in Rede
stehenden Fachklassen ausgenommen würden, also immerhin
ein vcrsuch znr Ausbildung bloßer kunstgewerblicher Ieichner,
wie sie auch in Aarlsrnhe, Stuttgart, IVien und München

stattfindct, bei ansgedehnterer lsandhabung dcr bestehenden
Bestimmung gemacht werden könne. wichtiger aber für dic
Aiisbildung solcher Zcichner erscheint es ihm, wie auch andern
Rednern, daß die Fabrikanten vermöge bedeutcnder Aufträge
in die Lage kommen, ihre Zeichner besser zu bezahlen nnd
unter Umständen selbst solche ausbildcn zu lassen. vor allcm
aber mnß im Untcrricht größerer Fleiß und bessere Iucht ent-
wickelt, anch das viel zn breit auftretende akademische lvesen
zu Gunsten der Schule gemindert werden. Übrigens murde
anch von sachkundiger Seite hervorgehoben, daß nicht die
Schule allein hier helfen könne, daß das Knnstgewerbe viel-
mehr dnrch unwürdige Aonkurrenz und verletzung dcr
geistigen Ligentums selbst cinen Teil der Schuld an dem
Darniederliegen trage. Die wahl eines Ausschusses zur Aus-
acbeitung einer Denkschrift im Sinne des yerrn Puls wurde
beschlossen. (yoss. Itg)

Recht wichtig erscheint uns die Anerkenntnis eines Mangels
in dem techn olog isch en Unterricht, den angehende Ieichner
zumeist wenigstens ganz ungenügend erhalten. „Bei schönen
kunstgewerblichen Leistungen wird es darauf ankommen, daß
die Formen völlig dem Material und der Technik entsprechen.

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