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Zmniar-Dett I6S2. ! Vestellgeld: 75 Vkenmge vierteljäkrl.
IfrunstgevverbliWe^ Wetracbtungen.
(Schluß.)
Dett S.
Lvveiter Zabrgang.
Der Redner warf uur eiuige Streiflichter aus die
illrt des Lurus, wie er bei Reicheu uud Doruehmeu
getriebeu wird. tlud er faud, daß dieser uicht edler
gewordeu sei iu der letzteu Zeit, soudeu eher unedler.
„Sie köuueu sehr oft erlebeu, daß eiuer eiu Festmahl
giebt mit t o Gäugeu uud t O Sorteu Weiu, das ihm
vielleicht tvoo 2ttk. kostet, daß aber eiuer hiugeht
uud sagt: Schaffeu Sie mir eiu kuustgewerbliches
Stück für tooo Mk., das kommt uueudlich viel selte-
uer vor. <Liu solches Festmahl gehört zu deu gesell-
schaftlicheu Bedürfuissen, indesseu für die Gebrauchs-
gegeustäude geuügt oft die Dutzeudwaare, wie sie iu
deu meisteu Bkagaziueu zu fiudeu ist. Mau hat hier
eiu weuig deu alteu guteu Grundsatz iu Vergesseu-
heit gerateu lasseu, daß Adel uud Beichtum
verpflichteu. Selbst bis in die höchsteu Rreise
hiueiu erliegt mau der versuchuug, uicht zuuächst auf
das stilgemäß Voruehme, souderu auf deu uiedrigeu
s)reis bei pruukeuder Lrscheiuuug zu seheu, und diese
schlechteu Beispiele wirkeu verderblich auf weitere
Rreise. So lauge uusere gegeuwärtigen gesellschaft-
licheu verhältnisse bestehen, wird auch immer der
Rampf über deu Begriff des Luxus besteheu. Immer
werdeu streug deukeude Bläuuer uud Fraueu aufsteheu
uud klageu über limxus, sie werdeu mahueu zu eiu-
facheu Sitteu, werdeu die prachtliebe verdammeu
uud gegeu die Verschweuduug predigeu. Aber vou
Luxus uud Derschweuduug darf man doch uur
tadelud redeu, weuu eiuer über seiue Verhältuisse
hiuausgeht, weuu er im Uebermaße iu reiu mate-
rielleu Genüsseu schwelgt, wcuu er iu seiuer pracht-
liebe lediglich am reichen, pruukvolleu Stoffe klebt.
Der Luxus wird geadelt durch die Runst uud deu
feiueu Geschmack. wo sich mit der pracht Lchtheit,
d. h. Wahrheit, Stil, d. h. Siuu, uud Schönheit ver-
mählcu, da wollen wir sparsam seiu mit dem vorwurf
wegeu des Luxus. Gmxören uud beleidigeu mag
es, weuu Neiche maßlos iu Tafelgeuüsseu schlemmeu,
währeud im Gleud der Großstadt uud im wiuterlich
rauheu Gebirge Gbdachlose uud Arme kchmger uud
Rälte leideu. 2lber die feiuere Lebeusführuug, die
pflege des Gdleu uud Schöueu im bsause uud iu
der Gffeutlichkeit ist sittliche Pflicht für deu, dem
Beichtümer gewordeu sind. Ls ist uicht zu recht-
fertigeu, weuu er das Geld uur um des Besitzes
willeu weiter zum Raxitale häuft, ohue eiuen auge-
messeueu Teil dem geboteueu edIeu iLuxus zu
widmeu.
Die Sucht, stets billig zu kaufeu, ist plebejisch,
die prunkliebe ohne Ruustverstäuduis ist widerlich,
die vcrstäuduisvolle Freude am Stil- uud Geschmack-
volleu ist wahrhaft aristokratische Gesiuuung. Sie
verstattet auch dem weuiger Bemittelteu, Teil zu
uehmeu am Wettbewerb um die palme veredelter
Lebeusführuug, sie adelt uud rechtfertigt deu Reich-
tum uicht miuder, wie edle Wohlthätigkeit und
^ Bkeuscheuliebe. Zu unseru Tageu der Fabrikarbeit
und der eudloseu Zlrbeitsteiluug ist auch das Runst-
gewerbe berufen, eiu Gegengewicht gegen die ver-
heerduug der großen Masse zu bilden. Die
Maschiue macht deu Bkeuscheu zum Lseerdeumeuscheu -
wer Tag ein Tag aus immer uur einen Teil eines
Gebildes herstellt oder gar uur eiue gewisse, au und
für sich geriugfügige Arbeit au einem solchen Teile
leistet, wie jeue Frau, die auf amerikauischem Bodeu
laudete und auf die Frage, was sie köuue, autwortete,
sie käuue Feileu eiupackeu, — der hat gewiß uur
geriuge oder keiue Befriediguug vou seiner Arbeit,
die keiu Deukeu verlaugt, er ist eiu Bädchen iu eiuer
großeu Bkaschine, er hat uie die Freude, eiu Ganzes
selbstäudig geschaffeu zu habeu, er ist eiu unselbstän-
diges Geerdeutier. Ls ist eiu erfreulicher Zug unserer
Zeit, daß mau auch dieseu Mitmeuscheu zum Grsatze
für ihre geistlose Arbeit Auteil verschaffen will au
deu ideelleu Güteru des Lebeus. — Auch das Runst-
gewerbe vermag ja der Maschine uicht zu eutraten;
aber es erfordert doch uoch iu kräftiger weise die
selbstäudige Arbeit, es uiiumt weit mehr die -deukeude
persöulichkeit des Arbeiters iu Ausxruch; es gewährt
iu weit häherem Bkaße die Freude am Schaffeu uud
am Geschaffeueu, die deu Bteuscheu erhebt, die ihni
das Gefühl giebt, wirklich eiu Glied eiues gesell-
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