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Hslbmonskliche Vundschau.

Mnker Mitwivkung des Begründrrs Mer-diiiaud Wueiiariiw herausgLgeden uon

Pnul Z rlz u m 2 n n.

2. Zmü-Hefk j894- 4. Hrf§ k8.

Lrscheint Anfang nnd
Ulittc scdcn lUaliats.

Vestellgeld i l d). 60 uienleljähnl.

A11 zeigcn:

-to j)f. f. d. -jgcsp. jdetitzeilc.

as indiscke Museuin in Kondon.

1.

Dcr südwcstliche Teil Londons bat dnrch die
Vollcndnna dcs Raiscrlichcn Institnts eincn wcsent-
lichen Znwachs zu seinen die Dächer gewöhnlicher
Väusergrnppen nberragcnden TNonnmentalbanten er-
balten. Der große Aonzertsaal der Albert-bsalle, das
Aaiserliche Znstitnt nnd das Natnrgeschichtliche Atusenni
ncbmen ein nngebeures Nechteck ein, das von inehreren
znin Teil noch unfertigen ck-traßen durchschnitten wird.
Dauschutt nnd Bretterzänne, nngepflasterte IVege nnd
halbfertige <s?ebände inachten diese Gegend bis vor
kurzein noch zn einein der unschönsten Teile der lsaupt-
stadt, aber allinählich wird anch sie den großstädtischen
Firnis erhalten.

Zn einein Seitengebände des Raiserlichen Zn-
stituts hat das Zndische Aknseuin, ein Zweig des
Süd-Rensington-Auiseuins, seit dein vorigen Zahre
eine würdige ck-tätte gesunden. Durch den Neichtnm
seiner ck-ammlungen ist es vielleicht eines der in-
teressantesten nnter den zahlreichen Aluseen Londons.
Ls niinmt zwei langgestreckte, über einander liegende
Läle ein. Das Licht fällt im Lrdgeschosse durch breitc,
im nnteren Teile undurchsichtige Lenster, während das
höhere chtockwerk Gberlicht hat. Zn dcr Lingangs-
halle empfangen uns Muster indischer Bankunst: Lsänser-
schauseiten, Lenster- und Thür-Nahmen, Modelle von
wohnhäusern und Palästcn. Die von Lrkern, Altanen
und Balkonen dnrchbrochene Vorderseite der bsäuser
besteht aus bsolz und ist so dicht mit Lchnitzwerk be-
deckt, daß kein Zollbreit glatte Lläche übrig blcibt.
Dies Lchnitzwerk mit der Lülle seiner Blumenranken
und mannigfaltigen Tiergestalten versetzt allein uns
schon in die Tropenwelt. Lo individuell und natnr-
getreu sind Blumen und Tiere dargestellt, daß trotz
der Negclmäßigkcit des Akusters jede charakteristische
Ligentümlichkeit ausgeprägt ist. Zedes Blatt, jede
Rnospe nnd Blume hat die gehörige Lorm, jedes Tier
hat den nötigen Zwcig, auf dem es steht. Tritt man
jcdoch zurück, so bildet diese scheinbar lannenhafte

Verschlingung von Zweigen, Ranken, Blättern, Blüten,
Lrüchten und Tieren das anmutigste Muster sich ver-
schlingender nnd kreuzender Linien, die durch geo-
metrische Negelmäßigkeit und schwungvolle Biegung
das Ange befriedigen nnd erfreuen.

Die Knnst des Li olz schn itz en s wird in vielen
j)rovinzen Zndiens betrieben, am ansgebreitetsten ist
sie im pendschab, wo die Arbeiter Muhamedaner
sind. Der Stil der dortigen Lchnitzereien hat darum
einen arabischen Lharakter. Denselben Linfluß zeigen
auch die Lchnitzarbeiten von Bomba>', obgleich die
Arbeiter hier ursprünglich Buddhisten waren nnd die
Verziernngen in den Lelsentempeln ihnen zum Vorbild
dienten. Als später nnter muhamedanischer hserrschaft
der Linfluß arabischer Rnnst sich auch hier geltend
machte, vertauschte man den spröden Ltein., in dem
man bisher gearbeitet, gegen das bsolz. Ze weiter
man nach Dsten kommt, desto mehr nimint die kjolz-
schneidekunst das echt indische Gepräge an. Die
inneren j)rovinzen, die sonst arm an künstlerischen
Lrzeugnissen sind, zeigen in diesem Kunstgewerbe immer
noch erfreuliche Leistuugen. Ls ist nichts ungewöhn-
liches, selbst in Dörfern Lsäuser nüt geschnitzten Lchau-
seiten aus dem bsolze des Teakbaumes, der ostindischen
Liche, zu finden. Zn den Ltädten gibt es ganze Ltraßen,
deren ksäuser holzgeschnitzte Vorderseiten haben. Götter-
gestalten und Dämonen, Drachen und Lchlangen, Blumen-
kränze und vielverschlungene Muster auf das feinste aus-
gearbeitet, sind die Aierkmale indischer bsolzschnitzerei.
Neben dem bsolze des Teakbaumes wird auch das
der Zeder und anderer indischer Bäume beuutzt. Die
Akuster werden entweder frei mit Kohle oder Kreide
anf das bsolz oder zuerst auf j)apier gezeichnet und
dann gepaust. Die gröbere Arbeit wird von Lehr-
lingen gemacht, während der Aieister die Ausarbeitnng
der zarten, schwungvollen Linien übernimmt.

Ijänfig zeigen die Lrdgeschosse der bsäuser osfene
bsallen, die zu Läden oder werkstätten dienen. Line
solche Darstellnng crblicken wir links vom Lingange,
 
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