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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Schreiber, Theodor: Das Reichsgerichtsgebäude in Leipzig, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0015
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DAS REICHSGERICHTSGEBÄUDE IN LEIPZIG.

sichtige Vorhänge einschiebt. Wir gehen eine Probe
aus dem Korridor des oberen Hauptgeschosses. Es sind
solcher Gitter im ganzen an acht Stellen angebracht als
Schranken, welche das Publikum von den seitlichen,
lediglich dem internen Geschäftsbetrieb dienenden Bau-
teilen abhalten sollen.
So erhalten auch die
seitlich gelegenen,
dunkel gehaltenen
Hallen noch einen
besonderen Schmuck
durch farbige Glas-
fenster, die teils orna-
mental, teils figür-
lich behandelt sind.
Die beiden, in Ab-
bildung vorgeführten
Fenster, welche in
Entwurf und Aus-
führung von A. Linne-
mann in Frankfurt
a. M. herrühren, zei-
gen, mit welcher Be-
rechnung der Wir-
kung in dem einen
Fall ein selbstän-
diges Bildwerk mit
Bezug auf die an-
grenzende Bibliothek
(ein Pergament illu-
minirender Mönch)
in der Lichtung zur
Geltung kommt, wäh-
rend das andere Fen-
ster nur bestimmt ist,
vielfach gebrochenes,
farbiges Licht wie
ein Teppichmuster
auf Fußboden und
Wand des Hallen-
korridors zu werfen.
Ein anderes Bei-
spiel für die Wir-
kung einfachster For-
men und geschickt
verteilter Beleuch-
tung bietet das Vesti-
bül der Präsidenten-
wohnung, das im
Gegensatz zu dem

Fenster im Bibriotliektrepnenhaus.
Entwurf und Ausführung von A. LiNNEMANN-Fraukfurt a. M.

Schmuckstücke eingefügt. Eine eigentümliche Beleuchtung
von der Rückseite erhalten die Kartuschen mit den seit-
lichen Kindergestalten an der Eingangswand. Diese
Kinderfiguren sind zum Fenster schräg gestellt, zwischen
ihnen und den Kartuschen durchbrochene Stellen ange-
bracht und dadurch
erreicht, dass das
licht allenthalben
durchbrechend die
Figuren seitlich sehr

wirkungsvoll be-
leuchtet. Auf die
feine, in Skulptur und
Malerei, im Äußeren
und Inneren ange-
brachte Symbolik der
Figuren, Bilder und
Ornamente kann hier
nicht weiter einge-
gangen werden. Oft
verbindet sie sich
mit dem Beiz der
Linien und Farben
zu ganz besonders
glücklichen Wirkun-
gen. So an dem
Hauptschmuckstück
im Empfangszimmer
der Präsidentenwoh-
nung, dem großen
Kamin, auf dessen
Zeichnung wir ver-
weisen. Der Unter-
teil besteht aus röt-
lichem Veroneser
Marmor mit einge-
legten Gitterstreifen
aus Goldbronze. Die
obere große Füllung
ist gleichfalls in Gold-
bronze geschmiedet,
der obere Kaminteil
im übrigen in dunkel
gebeiztem Eichen-
holz gehalten. Flam-
men, feuerspeiende
Köpfe, Schlangen und
Salamander deuten
in den Ornamenten
den Zweck des Ka-

schwersäuligen, breiten, gedrückten und durchweg gerad- mins an. Mit welcher Feinheit Hoffmann m den W nkungen

linigen Vestibül im Gerichtsbau schlanke Säulen, hohe zu wechseln versteht, zeigt sich vor allem in der ver-

Baumformen und gewölbte Decken erhielt. Die Behandlung schiedenen Durchbildung der Senatssitzungssäie. J^s

der Wände ist hier so schlicht als möglich, nur an be- sind deren im ganzen sechs, zur einen Haltte btrat-,

sonders gut erhellten und gut sichtbaren Stellen sind zur anderen Civilsenatssäle, einander gleich in den Grund-
 
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