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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Falke, Otto von: Die Majolikasammlung Zschilles
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0161
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KLEINE MITTEILUNGEN.

teils den Fabriken von Venedig und Pesaro entstammen.
Auch die Nachblüte der Industrie, die im 17.
und 18. Jahrhundert in Süditalien ihren Hauptsitz hat,
hat mit 0 gewählten Erzeugnissen von Castelli noch
Aufnahme in die Sammlung' gefunden. Dazu gehört ein
Teller mit dem Tod des Gottfried von Bouillon, eine
ungewöhnlich sorgfältig durchgeführte figurenreiche

Malerei des Dr. Franc. Anton. Xaverius Grue aus Cas-
telli, voll bezeichnet und datirt.

Die außeritalienischen Abteilungen enthalten 15
spanische Lüstermajoliken, einige Fayencen des Bernard
Palissy und seiner Nachahmer, Fayencen von Nevers
und dreißig Stück türkische und persische Arbeiten aus
dem 16.-19. Jahrhundert. 0. v. FALKE.

Berlin* Im Verein für deutsches Kunstgewerbe in

Berlin sprach am Mittwoch den 14. April Herr Regierungs-
Baumeister R. Borrmann über: „Die neuesten Richtungen
auf dem Gebiete der modernen Kunsttöpferei". Redner be-
tonte zunächst den nahen Zusammenhang derselben mit der
japanischen Keramik. Diese letztere sei der Ursprung der
der modernen Keramik eigentümlichen Vorliebe für einen
naturalistisch-impressionistischen Dekor und für die Ver-
zierung durch vielfarbige ineinander fließende Glasuren.
Nach einer Charakteristik der japanischen Keramik besprach
der Vortragende den Einfluss, den diese namentlich in Frank-
reich auf die Keramik gewonnen hat, wodurch ein völliger
Umschwung in der Geschmacksrichtung eingetreten ist. Man
geht darauf aus, die unter Einwirkung des Brandes ent-
stehenden Tonveränderungen der färbenden Metalloxyde
künstlerisch zu vorwerten und unter Verzicht auf eine aus-
gebildete Ornamentation hauptsächlich reizvolle Farben-
stimmungen durch gemischte Glasuren zu schaffen. Ton-
angebend für diese modernen Arbeiten ist das Steingut
geworden. Nach einer Besprechung der neueren lüstrirten
Arbeiten aus Prankreich, Dänemark und Deutschland, bei
denen der Reiz farbiger Verzierungen durch einen metallischen
Schimmer erhöht ist, wodurch reiche dekorative Wirkungen
erzielt werden, wurde gezeigt, wie nahe sich gewisse volks-
tümliche Botriebe zuweilen mit den Zielen der neuen Rich-
tung berührten. Nach kurzer Erwähnung der amerikanischen
Keramik (Rockwood-pottery) ging der Vortragende auf das
Porzellan über. Auch hier zeigt sich die moderne Vorliebe
für farbige, aus der Technik entstandene Effekte, durch
Wiederaufnahme der vielfarbigen und geflammten Porzellane,
die bereits von den Chinesen zu hoher Vollendung geführt
wurden. An erster Stelle wurde der in der Kgl. Porzellan-
manufaktur in Berlin hergestellten Porzellane mit geflammten
Rotglasuren gedacht, sowie neuerer französischer und chine-

JA..ä.

Bischer Arbeiten. Redner schloss mit dem Hinweise auf die
nach Farbenstimmung und Mustern als durchaus modern zu
bezeichnenden Arbeiten der Kopenhagener Porzellanmanu-
faktur, die bei uns noch zu wenig gewürdigt seien, und
unterließ nicht, auch hierbei auf die Verwandtschaft derselben
mit neuen japanischen Porzellanen mit Unterglasurdekor
aufmerksam zu machen. Ein reiches Anschauungsmaterial,
das durch die Bereitwilligkeit des Kgl. Kunstgewerbemuseums,
der Kgl. Porzellanmanufaktur, sowie einer Anzahl Firmen
und Privatpersonen zur Verfügung gestellt war, unterstützte
die Ausführungen des Vortragenden. S%-

Berlin. Der Vortragsabend des Vereins für deutsches
Kunstgewerbe in Berlin am Mittwoch den 28. April war
den „Silberarbeiten des klassischen Altertums" gewidmet.
Der Redner, Herr Professor Dr. Winter vom Kgl. Antiquarium
in Berlin, führte aus, wie durch die neueren Funde auf ita-
lienischem Boden, besonders durch den herrlichen Schatz von
Boscoreale, der durch die Schenkung von Rothschild in den
Besitz der Sammlungen des Louvre in Paris gelangt ist, auch
das Interesse an den älteren Beständen neu geweckt wurde.
Bedauerlicherweise sei selbst in Fachkreisen unser eigener
Besitz wenig bekannt, der „Hildesheimer Silberfund" im
Antiquarium des Neuen Museums, der jetzt restaurirt und
ergänzt werde und der an Kunstwert alle bisherige Ent-
deckungen bei weitem übertrifft. Aus allen diesen Schätzen
spricht ein ungeheurer, aber stets künstlerischer Luxus, der
sich nicht nur auf das Prunkgerät der Tafel, Schalen,
Schüsseln, Becher u. s. w., sondern auch auf Gebrauchsstücke,
wie Bratpfannen und anderes, erstreckt. Es ist von höchstem
Reiz, die technische Vollendung dieser antiken Arbeiten zu
studiren, die Gravirung, die Treibarbeit, die von dem zartesten
Flachrelief bis zur fast völligen Rundung steigt, sowie die
Gussarbeit der angesetzten Henkel und Füße. An den zur
Erläuterung des anregenden Vortrages im Saale aufgestellten
Kopieen unseres köstlichen Besitzes, sowie an trefflichen
Aufnahmen der Pariser Bestände zeigte der Redner, wie die
klaren und schlichten Formen der Gefäße von figürlichem
und ornamentalem Schmuck umzogen sind, oft in sprechen-
der Symbolik an das Gelage oder an die Vergänglichkeit
des Daseins anknüpfend, oft mit fast japanischer Naturfreude
 
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