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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0034
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Berlin. Verein für deutsches Kunstgewerbe. In der

ersten Sitzung, welche der Verein für deutsches Kunstgewerbe
nach den Ferien, am 30. September, im Saale des Architekten-
hauses abhielt, sprach Herr Geheimer Regierungsrat Professor
Dr. Julius Lessing über die Ausstellungen des Jahres 1896,
ein Thema, welches gerade in Folge der diesjährigen Berliner
Gewerbeausstellung für den Verein von erhöhtem Interesse
war. Der Redner schilderte, wie man ursprünglich in Berlin
eine Weltausstellung und alsdann eine deutsche National-
ausstellung habe ins Leben rufen wollen, aber durch die
Verhältnisse und die Indifferenzen verschiedener Faktoren
genötigt, schließlich das näher liegende Ziel einer lokalen
Industrieausstellung verfolgt habe. Er machte auf die mannig-
fachen Sonderausstellungen in Berlin, Stuttgart, Nürnberg,
Dresden, Genf und Budapest aufmerksam, welche alle nur
einem räumlich so beschränkten Zwecke dienten, und wies
an der Hand dieser Thatsachen namentlich auf die Nachteile
dieser vielen Ausstellungen hin. Eine Ausstellung müsse
der Industrie, besonders aber der Kunstindustrie, Gelegenheit
geben, Vergleiche anzustellen; nur dadurch könne sie zu
immer weiterer Vervollkommnung anspornen. Angesichts
der vielen kleinen Ausstellungen komme die Industrie aber
gar nicht zur Ruhe und diese sei ihr zum Sammeln ihrer
Kräfte unbedingt nötig. Bei der jetzt herrschenden Aus-
stellungswut würden die Kräfte zersplittert, man beteilige
sich zwar überall, weil der Nachbar sich daran beteiligte,
aber nicht mit dem erforderlichen Eifer, es allen zuvorzu-
thun. Außerdem sei jedem, auch dem unbedeutendsten Ge-
werbetreibenden, Thür und Thor der Ausstellung geöffnet,
was dem Zwecke einer solchen Veranstaltung nicht ent-
spräche. Nur vom besten könne man lernen. Hieran an-
knüpfend schilderte der Vortragende an der Hand der in
gleichem Maßstabe gezeichneten Pläne die diesjährigen Aus-
stellungen von Berlin, Nürnberg und Budapest, indem er die
charakteristischen Züge jeder, hinsichtlich ihrer Lage, An-
ordnung der Gebäudeeinteilung der verschiedenen Industrie-
zweige u. s. w. entwarf, und schloss mit dem Wunsche, dass
die Industrie aus den Nachteilen, welche sich bei den Aus-
stellungen des Jahres 1896 ergeben hatten, eine Lehre für
die Pariser Weltausstellung im Jahre 1900 ziehen möge.

-u- Köln. Nach dem Jahresbericht des Kunstgewerbe-
Vereins für 1895/96 ist der dringendste Wunsch, die Samm-
lungen des Kunstgewerbe-Museums in einem würdigen Neu-
bau zu vereinigen, Dank der hochherzigen Munificenz eines
Kunstgewerbeblatt, K, F. VIII. H. 3.

_M..S.

Mitgliedes der Verwirklichung entgegengeführt worden. Bald
nachdem die Hauptversammlung des Vereins am 19. Juni
1895 auf die unabweisbare Notwendigkeit eines Neubaues
für das Museum nachdrücklich hingewiesen hatte, stellte
Herr Kommerzienrat Otto Andreae der Stadt Köln den Be-
trag von 400 000 M. für diesen Zweck zur Verfügung, unter
der Voraussetzung, dass die Stadt selbst das Terrain hergeben
und die Mehrkosten des Baues tragen würde, sowie dass der
Bau 1896 begonnen und innerhalb dreier Jahre vollendet
würde. Die Stadtverordneten-Versammlung nahm die Schen-
kung an und beschloss einstimmig auf den V°rs°hbig der
Museums-Kommission, den Bau auf dem am Hansaring be-
legenen Grundstück zu errichten. Zur Gewinnung geeigneter
Bauskizzen ist ein Preisausschreiben an die deutschen Archi-
tekten erlassen worden, über dessen Ergebnisse im August
d. J. entschieden worden ist. Damit war nicht nur die end-
liche Vereinigung der bisher zerstreuton Sammlungen in aus-
reichenden Räumen in nahe Aussicht gestellt, sondern die
baldige Inangriffnahme des Neubaues gab auch Veranlassung
zu einer weiteren Schenkung. Von Seiten eines ungenannten
Freundes und Förderers des Kölnischen Kunstgewerbes ist
der Stadtverwaltung das Anerbieten gemacht worden, in dem
neuen Gebäude einen großen Saal in der Weise künstlerisch
auszustatten, dass er durch seine Dekoration und seinen In-
halt die verschiedenen Zweige des modernen Kunstgewerbes
zur Darstellung bringen wird. Auch diese Stiftung ist, da
der Bauplatz hinreichenden Raum zu ihrer würdigen Durch-
führung bietet, mit lebhaftem Dank angenommen worden.
Die auf die Vermehrung und sachgemäße Vervollständigung
der Sammlung des Museums gerichtete Thätigkeit des Ver-
eins hielt sich in denselben Grenzen wie in früheren Jahren
und ist auch diesmal von Erfolg begleitet gewesen. Es
wurde die Summe von 6157,70 M. für Ankäufe vorbildlicher
Kunstgegenstände ausgegeben. Die Anzahl der Neuerwer-
bungen ist eine geringere als in den letztverflossenen Jahren,
da es sich bei dem bereits vorhandenen Bestand des Museums
empfiehlt, weniger auf die Menge, als auf gute Qualität Wert
zu legen. Der Zuwachs ist in erster Linie den Abteilungen
der Metallarbeiten, der Möbel, der Keramik und der Textil-
kunst zu gute gekommen.

Verband Deidscher Kunstgeicerbexeichncr. Nach einer
Zuschrift des Verbandes ist ein erfreuliches Wachstum des
Interesses für den Verband unter den Beteiligten zu kon-
statiren, wie die täglich einlaufenden Neuanmeldungen be-
weisen. Trotz der von anderer Seite erfolgten Anfeindungen
ist man bestrebt, auf dem eingeschlagenen Wege weiter
zu schreiten. In Berlin wurde auf Grund einer von der Ver-
bandsleitung einberufenen Versammlung, in welcher der
erste Schriftführer, Herr Krämer, als Referent auftrat, und in
welcher Versammlung sich eine stattliche Anzahl von Mit-
gliedern anmeldete, ein Lokalverband gegründet. Der Ver-

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