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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Thieme, U.: Ausstellung von Werken alten Kunstgewerbes aus sächsisch-thüringischem Privatbesitz im Kunstgewerbe-Museum zu Lepzig, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0190
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Supraporte aus dem Kgl. Schloss

Berlin, in Eichenholz auf Grund geschnitzt von A. Hoffmann, Hofbildhauer, Berlin.

AUSSTELLUNG VON WERKEN ALTEN KUNSTGEWERBES
AUS SÄCHSISCH-THÜRINGISCHEM PRIVATBESITZ IM KUNSTGEWERBE-
MUSEUM ZU LEIPZIG.

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SM früheren Textilsaale des Kunstgewerbe-
museums im Grassimnseum ist für die
Dauer der sächsisch-thüringischen In-
dustrie- und Gewerbeausstellung eine
retrospektive Ausstellung von Kunst-
___________werken aus sächsisch-thüringischem Pri-
vatbesitze veranstaltet worden, welche nicht nur durch
die Menge und Güte ihres Inhaltes, sondern auch durch
die Art der Aufstellung von hervorragender Bedeutung
ist. Der Direktor des Leipziger Kunstgewerbemuseums,
Herr Dr. Richard Graul, hat sich durch das Arrangement
dieser Ausstellung in seiner neuen Stellung auf die
glänzendste Weise eingeführt. Es ist hier zum ersten
Male der wohlgelungene Versuch gemacht worden, durch
Hinzuziehung der Werke der hohen Kunst und eine ge-
schmackvolle Aufstellung derselben inmitten der Erzeug-
nisse des alten Kunstgewerbes ein Bild zu geben, wie
wohl ein Museum aussehen sollte, das allen Ansprüchen,
die man an ein solches - bis jetzt leider nur im Prinzip
— stellt, genügt. Verschiedene Umstände waren der
Ausführung dieses Planes förderlich. Zunächst war es
eigentlich ein günstiges Geschick, dass in dem neuer-
bauten Grassimnseum durchaus keine Bäume vorhanden

Kunstgewerbeblatt. N. F. VIII. II. 11.

waren, welche für die Ausstellung geeignet erschienen,
denn so musste etwas durchaus Neues geschaffen worden,
das man den Zwecken der Ausstellung in jeder Hinsicht
anpassen konnte, außerdem aber fanden die Unternehmer
der Ausstellung bei Bürgermeister und Rat volles Ver-
ständnis für ihre Pläne und thatkräftige Unterstützung
durch die Bewilligung bedeutender Geldmittel zur Ein-
richtung der Räume. Dank derselben war es möglich,
ohne Kargen und Knausern den kostbaren Ausstellungs-
objekten eine würdige, vornehme Umgebung zu schaffen.

Der große, öde Textilsaal, welcher die ganze Front
des Grassimuseums einnimmt und durch seine fabrik-
mäßige Anlage der Schrecken jedes geschmackvollen Be-
suchers war, wurde durch eingezogene Holz wände in
fünf Abteilungen zerlegt und diese durch Ausschlagen
mit Stoff und teilweise durch Abblenden der Decken in
wohnliche Räume umgewandelt, welche geeignet er-
schienen, der Ausstellung einen intimen Charakter zu
geben und mit den in ihnen aufzustellenden Kunst-
gegenständen ein harmonisches Ganzes zu bilden. Der Er-
folg beweist die Richtigkeit der getroffenen Anordnungen.

Bevor ich auf die verschiedenen Gruppen der
ausgestellten Gegenstände sowie die hervorragendsten

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